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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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einen scharfen Blick zu. Dann kauerte er wortlos nieder und machte sich daran, die Pfeile in seinem Köcher zu überprüfen.
    »Huanin«, erklärte Ess’yr. Sie wischte sich eine geschmolzene Schneeflocke von der Stirn.
    »Ihr habt sie gesehen?«, erkundigte sich Rothe.
    Ess’yr nickte knapp. »Aus der Ferne. Vielleicht nur zwei. Sie haben Hunde.«
    »Hunde«, wiederholte Orisian. »Vielleicht Jäger?«
    Anyara schaute besorgt vom Feuer auf. »Vielleicht«, murmelte sie. »Vielleicht aber auch Angehörige der Jäger-Inkall. Inurian befürchtete, dass sie uns verfolgen könnten, nachdem wir aus Anduran geflohen waren. Möglicherweise begleiteten nicht nur Krieger-Inkallim die Horin-Gyre-Kämpfer in den Süden.«
    Rothe stöhnte. Orisian wusste, dass sich auch in seinen Zügen das Erschrecken widerspiegelte, das Anyara mit ihren Worten auslöste.
    »Würde uns die Jagd wirklich bis hierher verfolgen …?«
    »Ihr vergesst, dass Ihr inzwischen vermutlich der Than Eures Stammes seid«, unterbrach ihn Rothe. »Das allein wäre Grund genug für die Jäger-Inkall, uns bis ans Ende der Welt zu verfolgen. Und selbst wenn ihnen Eure Anwesenheit entgangen ist, so wissen sie, dass sich Anyara hier befindet. Vielleicht glauben sie, dass sie die letzte Überlebende aus dem Geschlecht Eures Onkels ist. Unser Volk mag im Lauf der Zeit versöhnlicher geworden sein, Orisian – für die Gyre-Stämme gilt das nicht. Sie werden den Kampf zu Ende führen, wie immer dieses Ende aussehen mag.«
    »Nun, wer sie auch sind, sie werden in ein scheußliches Unwetter geraten, wenn ich den Wind richtig deute«, warf Yvane ein.
    Orisian wandte sich der Na’kyrim zu. Sie wirkte hellwach und sehr entspannt.
    »Wer sie auch sind, wir können nicht bleiben«, stellte Orisian ruhig fest. »Sobald das Unwetter nachlässt, müssen wir weiter, ob Ihr mit uns kommt oder nicht.«
    Yvane hielt einen Moment lang seinem Blick stand und hob dann die Schultern.
    »Wir haben Essen mitgebracht«, sagte Ess’yr. »Nicht viel.« Sie holte aus einem Lederbeutel eine Handvoll verschrumpelter Beeren und ein Büschel unansehnliches Grünzeug und breitete alles auf einem Stein aus. Mit düsteren Mienen betrachteten die drei Menschen die magere Ausbeute. Anyaras Magen knurrte laut. Yvane steuerte einige Haselnüsse und getrocknete Pilze bei. Es war nicht viel, aber es reichte, um den ärgsten Hunger zu stillen. Während sie aßen, nahm das Sturmgeheul draußen zu.
    Später erhob sich Varryn und griff abermals zu seinen Waffen.
    »Jemand muss Wache halten«, sagte er knapp, während er aus dem Lichtkreis des Feuers verschwand.
    V
    Gryvan oc Haig war so wutentbrannt, wie man ihn im Mondpalast seit vielen Monaten nicht mehr erlebt hatte. Er stürmte durch die marmorgefliesten Gänge und schleuderte jedem Dienstboten, der das Pech hatte, ihm in die Quere zu kommen, wilde Flüche entgegen. Kale hielt sich dicht hinter seinem Herrn, gefolgt von Kanzler Mordyn Jerain und Gryvans Sohn Aewult. Mordyn stellte fest, dass sich in den Zügen des Titelerben eine gewisse Befriedigung spiegelte. Der junge Mann genoss solche Augenblicke, in denen die Leidenschaften hochkochten und Gryvan zeigte, dass er seine Untertanen durchaus noch das Fürchten lehren konnte. Wenn Aewult eines Tages das Erbe Gryvans antritt, dachte Mordyn, wird ihn kaum jemand achten und schätzen wie seinen Vater. Aber viele Leute werden Grund haben, ihn zu fürchten.
    Der Hoch-Than stieß das Portal zu seinen Gemächern auf und rauschte durch die Räume. Die Diener, die gerade seine Gewänder für die bevorstehende Audienz mit dem Botschafter von Dornach bereitlegten, ergriffen die Flucht, verfolgt von einem Schwall von Schimpfworten. Gryvan knallte die Türen hinter ihnen zu.
    »Was spielt sich da eigentlich ab?«, brüllte der Than der Thane, puterrot im Gesicht. »Ich erwarte Eure Erklärung, Kanzler!«
    Mordyn gab sich ruhig und offen, während er sich eine Antwort zurechtlegte. Er kannte Gryvan nun lange genug und wusste, dass dieser Sturm ebenso schnell verebben würde, wie er heraufgezogen war. Kale, wie stets unempfänglich für die Gefühlswallungen, die ringsum brodelten, hatte sich zu einem der Fenster begeben, um sicherzustellen, dass niemand auf den Balkonen draußen lauschte.
    »Worüber sollen wir zuerst sprechen, Herr?«, fragte Mordyn. Er hoffte und rechnete damit, dass Gryvan sich vor allem über die Neuigkeiten erregte, die er selbst überbracht hatte, als über das Schreiben des Stewards in

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