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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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irgendwo Bäume?«
    Orisian und Rothe blickten sich um. Yvane fauchte gereizt und stürmte in den Eingangsstollen. Die beiden Männer sahen einander mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie hörten den zornigen Wortschwall, mit dem die Na’kyrim Ess’yr und Anyara begrüßte.
    »Scheint nicht ratsam, diese Frau zu erzürnen«, meinte Rothe und blähte die Backen auf. Orisian nickte schwermütig, doch dann betrachtete er das Bündel, das Yvane auf den Felsensims geworfen hatte. Er rieb sich die Oberarme, um die Kälte zu vertreiben.
    »Glaubst du, diese Felle sind für uns?«, fragte er.
    »Ich hoffe es«, entgegnete Rothe. »Aber warten wir lieber ab, was sie dazu meint.«

    Sobald sich Yvane ein wenig beruhigt hatte, bestätigte sie mit der Liebenswürdigkeit und strahlenden Laune eines von Bienen gestochenen Maultiers, dass sie das Bündel in der Tat für ihre Besucher mitgebracht hatte. Orisian und die anderen wickelten sich in die Felle. Zum ersten Mal seit Tagen spürte Orisian, dass etwas Wärme in seinen Körper sickerte, während er dasaß und zuschaute, wie der Hase über den Flammen allmählich eine dunkle Kruste bekam. Yvane hatte zögernd zugestimmt, das Feuer brennen zu lassen, da man das Tier schließlich fertig braten musste. Sie verschlangen es begeistert, ohne darauf zu achten, dass ihnen das Fett von Kinn und Fingern tropfte und der Qualm die Augen reizte. Ess’yr spaltete einen Schenkelknochen und sog das Mark aus. Dann schmolzen sie Schnee in einem von Yvanes Tongefäßen, um ihren Durst zu stillen.
    Später machte sich Ess’yr auf die Suche nach ihrem Bruder. Da sich Orisian nicht vorstellen konnte, dass sie Angst um ihn hatte, nahm er an, sie wolle wie er der Enge der Höhle entfliehen und sich ein wenig unter dem freien Himmel bewegen. Rothe bestand darauf, draußen Wache zu halten, und ließ Orisian und Anyara mit der Na’kyrim allein. Der Leibwächter war offensichtlich zu dem Schluss gelangt, dass Yvane keine echte Gefahr für seinen Schützling darstellte, so kratzbürstig sie sich auch gab.
    Orisian zögerte zunächst, weil er Yvanes scharfe Zunge fürchtete, aber dann sagte er sich vor, dass er nicht die Zeit hatte, auf ihre schlechte Laune Rücksicht zu nehmen.
    »Inurian riet uns, nach Koldihrve zu gehen«, erklärte er ruhig. »Und er sagte uns, dass Ihr uns helfen würdet, dorthin zu gelangen.«
    Yvane wischte sich den Mund mit dem Ärmel ihrer Jacke ab. Es schien, als habe sie seine Worte nicht gehört. Doch dann lehnte sie sich gegen die Höhlenwand, streckte die Beine aus und musterte ihn aufmerksam.
    »Und warum wollt ihr ausgerechnet nach Koldihrve?«, fragte sie. »Dort laufen nicht allzu viele Freunde eures Hauses herum.«
    »Ich möchte versuchen, ein Boot aufzutreiben. Der Einfall stammt von Inurian …« Er machte eine Pause.
    »Aber du findest ihn allem Anschein nach nicht so gut«, murmelte Yvane.
    Orisian zuckte ein wenig hilflos die Schultern. Es kam ihm unrecht vor, Inurians Anweisungen auch nur in Zweifel zu ziehen.
    »Ich … bin unsicher«, sagte er. »Anfangs dachte ich, wir könnten uns geradewegs nach Glasbridge oder zum Siriandeich begeben. Aber Inurian schien ebenso wie Ess’yr und Varryn überzeugt davon, dass wir niemals heil im Tal ankämen.«
    Yvane stocherte mit einem Ast in der erlöschenden Glut und weckte sie noch einmal zu knisterndem Leben.
    »Dann ist das wohl auch so. Wenn es selbst ein Fuchs mit dem dreifachen Kin’thyn für klüger hält, erst einmal hier heraufzukommen, wärst du vermutlich längst ein toter Mann, wenn du dich anders entschieden hättest. Du musst wissen, es gibt nicht viele unter den Füchsen – Träger der Dreifach-Muster, meine ich. Allerdings waren die Füchse auch nie ein großer Stamm …«
    »Nun, hier können wir auch nicht bleiben«, unterbrach Anyara sie.
    Die Na’kyrim zog eine Augenbraue hoch und warf ihr einen tadelnden Blick zu.
    Aber Anyara ließ sich nicht einschüchtern. »Ich meine, wenn wir Glasbridge nicht auf dem Landweg erreichen können, dann haben wir keine andere Wahl, als uns nach Koldihrve durchzuschlagen und dort irgendwie ein Boot aufzutreiben.«
    »Messerscharf geschlossen«, knurrte Yvane vor sich hin und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Feuer zu.
    Anyara starrte ihre Gastgeberin wütend an, schwieg aber, als Orisian sie warnend in die Seite stieß.
    »Inurian versuchte mich schon einmal in diese Geschichte hineinzuziehen«, sagte Yvane unerwartet. Es war schwer zu erkennen, ob sie zu

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