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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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um diesen Boden bezahlen zu können.
    »Ich kümmere mich um Gann nan Dargannan-Haig«, murmelte Mordyn. »Noch heute Abend, wenn Ihr mich nicht mehr braucht.«
    »Geht nur!« Gryvan nickte ihm zu. »Wenigstens ein Ungeziefer, das wir mit einem Streich erledigen können.«

    Es gab nur wenige in Varmouth, für die sich die Schattenhand bei Dunkelheit in die Straßen der Stadt gewagt hätte. Gewöhnlich war das auch nicht notwendig: Die Leute suchten ihn auf, in dem einen oder anderen Palast. Aber bei Torquentine lagen die Dinge anders. Für ihn hüllte sich der Kanzler aller Haig-Geschlechter in einem schlampigen Umhang mit weiter Kapuze und machte sich auf den Weg. Denn Torquentine konnte nicht zu ihm kommen, und was er Torquentine zu sagen hatte, mochte er keinem Boten anvertrauen.
    Der Kanzler begab sich durch verrufene Gassen in das schäbigste aller Stadtviertel, das von den Bewohnern nur die Aschengrube genannt wurde. Seine Blicke wanderten argwöhnisch umher, und er täuschte den schlurfenden Gang eines alten, gebrechlichen Mannes vor, um sich der Aufmerksamkeit von Taschendieben und Straßenräubern zu entziehen. In einigem Abstand folgten ihm zwei Vertraute – seine eigenen Leibwächter, nicht die Gardesoldaten, die ihm als Kanzler zustanden. Sie würden eingreifen, wenn Gefahr drohte, aber ein kleines Wagnis blieb immer. Er hatte den Weg bisher höchstens ein halbes Dutzend Mal zurückgelegt.
    Als er an eine enge Kreuzung kam, blieb er stehen und gab ein Handzeichen. Seine Eskorte verschmolz mit den Schatten. Der Kanzler überquerte die Straße. Das Gebäude, dem er entgegenschlurfte, war eingezwängt in eine lange Zeile heruntergekommener Häuser, die alle gleich aussahen. Als er jedoch an der Tür klopfte, spürte er robustes, schweres Eichenholz unter den Knöcheln. Eisenbänder hielten die Bohlen an der Innenseite zusammen, und ein dicker Balken diente als zusätzlicher Riegel. Torquentine legte großen Wert darauf, ungestört zu bleiben.
    Mordyn wusste, dass er beobachtet wurde, während er geduldig auf Einlass wartete – dass er bereits ins Blickfeld versteckter Wächter geraten war, als er sich noch hundert Schritte von dem Gebäude entfernt befand. Er bezweifelte, dass sie den Kanzler des Thans erkannten, aber ebenso wenig würden sie ihm den siechen alten Bettler abnehmen. Es war unwichtig, ob sie seiner Verkleidung misstrauten oder nicht. Viele von Torquentines Besuchern mussten ihre Gesichter verhüllen, um nicht erkannt zu werden.
    Eine verhärmte Frau öffnete die Tür. Ihr fahles Gesicht war von den Narben der Königsfäule entstellt. Ein Teil der Nase fehlte, und dunkelrote Flecken verunstalteten eine Wange. Mordyn hatte es stets für einen klugen Schachzug Torquentines gehalten, eine solche Türhüterin in Diensten zu haben. Nicht wenige ungebetene Besucher würden sich allein durch ihren Anblick abschrecken lassen, sei es aus Ekel oder aus abergläubischer Furcht.
    »Ist dein Herr zu Hause, Magrayn?«, erkundigte sich der Kanzler. Es war eher eine Floskel als eine echte Frage. Magrayns Herr verließ das Haus nie.
    Die Frau trat zur Seite und winkte ihn herein. Er kannte die Regeln und entfernte sich nur einen Schritt von der Schwelle, während sie die Tür hinter ihm schloss. Eine weitere versperrte Tür erwartete ihn, und nur Magrayn konnte ihm die Erlaubnis erteilen, die Schwelle zu überschreiten.
    »Zeigt Euer Gesicht!«, befahl sie. Ihre Worte klangen holprig und undeutlich. Die Fäule hatte auch ihre Kehle befallen.
    Der Kanzler schob die Kapuze zurück und schaute ihr in die Augen.
    »Das Äußere passt zur Stimme, wie ich hoffe«, meinte er mit einem Lächeln.
    Magrayn brummte etwas und klopfte dreimal in rascher Folge gegen die Innentür.
    »Öffnet!«, rief sie, und Mordyn wurde in Torquentines Fuchsbau eingelassen. Männer mit harten Zügen durchsuchten ihn, nahmen ihm sein Messer ab und führten ihn in die Kellerräume hinunter.
    Der Mann, den die Schattenhand aufsuchte, war in den Augen vieler ein Ungeheuer, aber Mordyn ließ sich durch das Aussehen eines Menschen nicht von seinen Zielen ablenken. Torquentine war für ihn vor allen Dingen nützlich. Es gab mehr als ein Machtgeflecht im Haus Haig; bei Torquentine liefen die Fäden jenes Gefüges zusammen, das die prüfenden Blicke der Neugierigen ebenso scheute wie das Licht des Tages. Ein Wort, in einer Kaschemme am Kai von Kolkyre gelallt oder in Dun Aygll in die Kissen einer Hure gestammelt, fand den Weg zu Torquentine. Ein

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