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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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die Bürde zur Erhaltung von Highfast und seiner Anhäufung von Wissen umso schwerer auf ihren Schultern lastete. Cerys trug die Kette nur zu offiziellen Anlässen wie diesem, und das Gewicht ermüdete sie.
    Die leisen Gespräche verstummten, als sie den Versammlungssaal betrat. Alle Blicke richteten sich auf sie. Sie lächelte entschlossener, als sie sich fühlte. Insgesamt waren fünf Na’kyrim anwesend. Die meisten von ihnen hätte sie als Freunde bezeichnet, aber das trug nicht dazu bei, die Spannung zu lösen, die im Raum hing. Cerys nahm ihren Platz am oberen Ende des Tischs ein und goss Wasser in einen Becher. Man reichte ihr einen Teller mit krustigem Brot. Sie brach ein Stück davon ab und aß es – ein kleines Ritual, das auf die ersten Tage des Konklaves in Highfast vor zweieinhalb Jahrhunderten zurückging: Hunger und Durst sollten gestillt werden, damit nichts von den anschließenden Beratungen ablenken konnte. Cerys hatte in letzter Zeit wenig Appetit, aber die Traditionen mussten gewahrt werden.
    »Hatten alle von euch Speis und Trank?«, fragte sie, und nachdem die anderen genickt oder ein leises Ja gemurmelt hatten, fügte sie hinzu: »Dann lasst uns anfangen!«
    Sie wandte sich einem gebrechlichen Mann zu, der neben ihr saß. Sein Gesicht mit den getrübten Augen war von zahllosen winzigen Falten durchzogen und von langem schlohweißem Haar umrahmt. Olyn, der die Hundert überschritten hatte, galt selbst nach dem Maßstab der langlebigen Na’kyrim als alt, und Cerys hatte gezögert, ob sie ihm zumuten konnte, die schlechten Nachrichten selbst zu übermitteln. Aber auch wenn sein Körper ihn allmählich im Stich ließ, sein Geist und sein Wille waren stark wie eh und je. Es war sein eigener Wunsch gewesen, vor den Teilnehmern des Konklaves zu wiederholen, was er der Auserwählten zwei Tage zuvor ins Ohr geflüstert hatte.
    »Olyn hat Nachrichten, die ihr meiner Ansicht nach alle hören solltet«, sagte Cerys. »Olyn, bitte.«
    Olyn richtete sich in seinem Sessel auf und feuchtete sich die Lippen mit der Zunge an.
    »Die Krähen verrieten in jüngster Zeit großes Unbehagen«, sagte er mit zittriger Stimme, die nicht so recht zur Klarheit seiner Gedanken passen wollte. »Ich verbrachte viel Zeit bei ihnen, um sie zu besänftigen. In manchen Nächten, wenn sie besonders unruhig waren, schlief ich sogar in der Nähe ihres Horstes. Vor vier Nächten nun wurde ich durch einen gewaltigen Lärm geweckt. Als ich nach der Ursache suchte, fand ich, dass eine seit langem ausgeflogene Schwester zurückgekehrt war. Idrin, Inurians Gefährtin.«
    Man hörte nicht mehr als ein tiefes Ein- und Ausatmen, aber Cerys spürte die Unterströmung der Trauer. Alle wussten, was die Heimkehr der Krähe bedeutete. Damit erlosch selbst die schwache Hoffnung, dass Inurian noch am Leben war.
    »Das ist ein großer Verlust für uns«, murmelte Alian, eine schöne, zierliche Frau. Sie hielt den Kopf tief gesenkt, während sie sprach. Alian war zu jung, um sich an Inurians Aufenthalt in Highfast zu erinnern, und doch spürte sie, dass ihr Leben durch seinen Tod ärmer geworden war. Jeder spürt das, dachte Cerys, und zu Recht.
    »Wir wissen nicht, was geschah, aber es besteht kein Zweifel, dass Inurian von uns ging«, erklärte Cerys. »Ich suchte nach ihm – ich weiß, dass andere das Gleiche taten – und fand nirgends seine Spur. Es ist, wie Alian bereits sagte, ein großer Verlust für uns. Er entschied sich dafür, Highfast zu verlassen, aber er prägte den Ort, so wie der Ort ihn prägte.« Sie wandte sich dem Hüter der Krähen zu. »Aber Olyn möchte euch noch mehr mitteilen.«
    »Was ich nun berichte, führt uns von der Gewissheit weg«, krächzte der blinde Greis. »Ich glaube, dass ich … Inurians Sterben mitbekam. Da war ein Augenblick vor wenigen Tagen – ich hatte mich tief in das Reich des Geistes versenkt –, als ich fühlte, wie er von uns ging. Er war plötzlich nicht mehr selbst anwesend, sondern nur noch ein Teil des gemeinsamen Gedächtnisses.«
    »Das muss eine schmerzhafte Erfahrung gewesen sein«, warf ein hochgewachsener Mann ein, der sein farbloses Haar zu einem Zopf geflochten hatte.
    »In der Tat, Mon Dyvain, in der Tat. Aber ich spürte noch jemanden, schwach und verworren. Ich glaube nicht, dass Inurian allein war, als er starb. Einer von uns befand sich bei ihm. Ein Na’kyrim .«
    Es dauerte einige Zeit, bis die Bedeutung seiner Worte bei den anderen angekommen war. Eshenna brach das

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