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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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Auserwählte.«
    »Davon bin ich überzeugt. Als Grey Kulkain mit dem Auftrag an Lorryn herantrat, in Highfast eine Bilbiothek und einen Ort des Lernens zu errichten, ging es ihm vor allem darum, Wissen zusammenzutragen und zu erhalten, um das Vergangene zu bewahren und die Weisheit zu mehren. Er hatte miterlebt, wie bei jedem Tumult, der die Welt erschütterte – das Ende der Whreinin, der Untergang der Königreiche –, ein Großteil des bis dahin Erreichten in alle Winde verstreut wurde und verloren ging. Er und Lorryn hofften, dass sich Highfast zu einem Sammel- und Zufluchtsort des Wissens entwickeln würde, damit nicht alle Errungenschaften in Vergessenheit gerieten, was immer die Völker der Welt befiel. Sie waren große Männer mit einer wunderbaren Vision, die mich und alle anderen hier bis heute beflügelt. Euch ebenfalls, wie ich annehme.«
    »Natürlich, Auserwählte.«
    »Deshalb ziehen wir uns hinter diese dicken Mauern zurück«, fuhr Cerys fort. »Wir verbergen uns vor den Blicken der Huanin, in deren Herrschaftsgebiet wir leben. Verzeiht, wenn die Frage albern klingt, aber warum tun wir das, Eshenna?«
    Nach kaum merklichem Zögern entgegnete Eshenna mit leiser Stimme: »Weil sie uns Na’kyrim fürchten und misstrauen, Auserwählte. Weil nicht alle die Toleranz der Thane von Kilkry besitzen.«
    »Ganz recht. Highfast ist nicht nur eine Stätte des Lernens. Die Feste dient ebenso wie Dyrkyrnon als Zuflucht vor der Härte, mit der Huanin und Kyrinin uns zu behandeln pflegen. Es gibt wenige Orte, wo Leute wie Ihr und ich in Frieden leben können. Überrascht es Euch, wenn ich sage, dass ich die Gründe dafür verstehe? Dass ich manchmal fast mit jenen fühle, die so geringe Anlässe brauchen, um sich gegen die Na’kyrim in ihrer Mitte zu wenden?«
    Sie beobachtete und spürte das Erstaunen, das ihre Worte auslösten.
    »Nach dem Krieg der Befleckten, während der Sturmjahre und bis in die Gegenwart hinein wurde unendlich vielen Na’kyrim Schreckliches angetan. Das wisst Ihr so gut wie ich, Eshenna. Aber Ihr wisst auch, wenngleich Ihr es vielleicht nicht wahrhaben wollt, dass vor dieser Zeit die Na’kyrim Schreckliches anrichteten. Denkt nur an Orlane, der den Verstand eines Königs in Besitz nahm und ihn dazu brachte, sein Volk zu verraten. Lange vor ihm gab es Minon, den Folterer, und Dorthyn, der seinen ganzen Willen und alle Kraft darauf verwendete, die gesamte Wolfsrasse auszurotten. Dazu viele andere, Eshenna. Viele, die ihre Gaben in furchtbare Waffen verwandelten. Die Huanin erinnern sich am deutlichsten an Orlane und verfluchen seinen Namen, aber er war nicht der Einzige und nicht der Schlimmste.«
    »Ich begreife nicht ganz, worauf Ihr hinauswollt, Auserwählte«, murmelte Eshenna.
    »Ich trage die Verantwortung, dass Highfast und das, wofür es steht, erhalten bleibt. Es wäre unklug, die Macht des Gemeinsamen Ortes zu missbrauchen, um sich in die Streitereien der Huanin einzumischen. Selbst wenn wir das Beste wollen – wir würden den Menschen nur ins Gedächtnis rufen, weshalb sie uns fürchten.
    Wenn bei dem Gemetzel, das zur Zeit im Gebiet von Lannis-Haig stattfindet, auf Seiten des Schwarzen Pfads tatsächlich ein Na’kyrim die Hand im Spiel hat, sollten die Bewohner von Highfast auf gar keinen Fall ihre gewohnte Besonnenheit aufgeben. Die Kilkry-Krieger da droben auf den Zinnen stehen unter Schweigepflicht, aber es ist unmöglich, so viele Zungen im Zaum zu halten. Es gibt bereits weit mehr Leute, die über uns und unser Tun Bescheid wissen, als Ihr Euch vorstellen könnt. Wenn allgemein bekannt wird, dass ein Na’kyrim den Schwarzen Pfad unterstützt, kann man dann ausschließen, dass sich ein Teil des Volkszorns – und dieser Zorn wird entflammen – irgendwann gegen uns richtet? Es wäre besser, die Welt nicht auf uns aufmerksam zu machen.«
    »Aber wenn es wahr ist«, wandte Eshenna ein, »dass ein Na’kyrim die Fehler der Vergangenheit wiederholt, obliegt es dann nicht uns weit eher als den Fürstenhäusern, ihm Einhalt zu gebieten?«
    Cerys lachte trocken. »Geschickt, Eshenna. Aber nicht geschickt genug, um mich umzustimmen. Es hat Jahrhunderte gedauert, das Wissen zu sammeln, das in unseren Büchern, Manuskripten und Schriftrollen aufgezeichnet ist. Ich würde es niemals aufs Spiel setzen, um den Fehler eines anderen auszugleichen. Nicht, solange wir so wenig wissen wie zum jetzigen Zeitpunkt.«
    »Entschuldigt meine Hartnäckigkeit, Auserwählte. Aber ich denke doch,

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