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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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ist … wenn ein Sieg, wie ihn Kanin nan Horin-Gyre errungen hat, dem Hoch-Than keine Spur von Freude oder Anerkennung entlockt.«
    Theor und Avenn nickten.
    Nyve schaute immer noch nicht auf. »Vana oc Horin-Gyre erweist sich als würdige Vertreterin ihres verstorbenen Gemahls Angain. Sie ist dabei, frische Truppen zu sammeln. Es könnte sein, dass sie ihrem Sohn Hilfe zukommen lässt, selbst wenn es Ragnor verbietet.«
    Avenns Stimme verriet Kampflust. »Mit etwas Ermutigung zögen viele in den Krieg, ob es Ragnor will oder nicht.«
    Zum ersten Mal glaubte Theor zu erkennen, was sich aus diesem Treffen entwickeln würde, auf welche Weise sie in das Räderwerk des Schicksals eingreifen sollten. An Avenns kriegerischen Instinkten hatte er nie gezweifelt: Die Jäger-Inkallim wählten stets Führer mit einem Hang zu dramatischen Ereignissen. Bei Nyve war er nicht so sicher gewesen. Sein alter Freund pflegte gründlich nachzudenken und nichts zu überstürzen.
    »Wie viele Schwerter kann Vana stellen?«, fragte Theor.
    Nyve sah Avenn fragend an – ein stummes Zugeständnis, dass sie vielleicht mehr wusste als er. Die Jäger hatten ihre Augen und Ohren in sämtlichen Herrscherhäusern.
    »Höchstens weitere tausend«, entgegnete Avenn. »Es sind ihre letzten Kämpfer, es sei denn, sie zieht sämtliche Verteidiger von Hakkan ab.«
    »Nicht viele«, meinte Theor. »Was immer geschieht, wir sollten versuchen, das Haus Horin-Gyre zu erhalten. Wenn der Glaube gestärkt und nicht geschwächt aus diesen Unruhen hervorgehen soll, muss dieses Herrschergeschlecht geschützt werden. Es ist ein Leuchtturm, das anderen den Weg weisen kann, besonders jetzt, da der junge Than das Unmögliche geschafft hat.«
    »Das ist wahr«, stimmte Nyve zu. »Alles hängt davon ab, wie das einfache Volk die Sache aufnimmt. Entfache Begeisterung in den Herzen, und nicht einmal ein Hoch-Than kann seinen Willen missachten. Was meint die Jagd, Avenn?«
    »Wir können die Dörfer aufwiegeln. Schon strömen die Bauern in Scharen ins Tal der Steine, erfüllt von einer Begeisterung, wie wir sie seit vielen Jahren nicht mehr erlebt haben. An den Lagerfeuern hört man die alten Schlachtengesänge. Wenn meine Leute in Versammlungshallen und Gehöften die ruhmreichen Taten von einst erzählen, werden sie damit Feuer entfachen, die kein Than mehr ersticken kann.«
    »Selbst mit den zusätzlichen Schwertern von Horin-Gyre und einem Heer von Freiwilligen kann Kanin niemals gegen die Truppen von Haig siegen«, stellte Nyve fest. Er rieb sich die verkrümmten Finger. »Er wird untergehen. Was allem Anschein nach genau in Ragnors Pläne passt.«
    »Alles wäre anders, wenn sich die Krieger-Inkall zum Eingreifen entschließen könnte«, meinte Avenn.
    Weder Theor noch Nyve antwortete sofort. Nyve hörte nicht auf, die Finger zu kneten, als sei ihm entgangen, was Avenn sagte. Nachdenklich musterte Theor die Führerin der Jäger. Sie war ungeduldig, immer darauf erpicht, die nächste Stufe zu erreichen. Vielleicht hatte das auch sein Gutes. Sie alle wussten, dass dies die eigentliche Entscheidung war, die sie treffen mussten.
    »Das hieße jegliche Zurückhaltung aufgeben«, stellte Nyve ruhig fest.
    »Vielleicht ist genau das notwendig«, pflichtete Theor in freundlichem Gesprächston bei. Er hatte nicht die Absicht, seinen alten Freund zu diesem Schritt zu zwingen. In Zeiten wie diesen war Einmütigkeit wichtig. »Wenn Ragnor oc Gyre Absprachen mit dem Than von Haig getroffen hat; wenn er den Untergang des Horin-Gyre-Geschlechts in Kauf nimmt, um einen offenen Krieg mit Haig zu vermeiden; wenn er weltliche Machtspiele und die angenehme Sicherheit seines Throns über die Verkündung des wahren Glaubens stellt – wenn das alles stimmt, dann bedeutet das in der Tat das Ende der Zurückhaltung. Der Krieg schmiedet eine Rasse wie die Flamme das Schwert. Er kann unserem Volk die Härte zurückgeben. Und ganz gleich, was Ragnor unternimmt – wenn wir die Krieger-Inkall in den Kampf schicken, wird es ihm nicht gelingen, den von uns gelegten Brand zu löschen. Tausende werden folgen. Zehntausende.«
    »Das ist wahr«, sagte Nyve leise, »das ist wahr.« Er verstummte.
    Theor hielt es für das Beste, den Führer der Krieger-Inkall seinen Grübeleien zu überlassen. Er wandte sich an Avenn.
    »Sagt, erinnert Ihr Euch noch an ein Gespräch, das wir vor etwa drei Jahren hatten? Ich glaube, es war bei der Hochzeit des Titelerben von Gaven-Gyre. Damals erwähntet Ihr eine Frau,

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