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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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ein gutes Vo’an «, fuhr In’hynyr fort. »Wir werden nächsten Winter wiederkommen, wenn alles gut geht. Das A’an von Yr’vyrain fand dich und den großen Mann in der Nähe des Wassers. Ess’yr, die diesem A’an angehört, hatte den Wunsch, dich zu heilen, und brachte dich hierher. Wir erlaubten es, denn der Tod trug deinen Geruch. Nun aber bist du geheilt.
    Es ist eine ernste Angelegenheit, dass ihr hier weilt, du und der große Mann. Einmal, als die Clans noch jünger waren und die Stadt wie die Sonne leuchtete, kam ein Huanin in ein Vo’an der Füchse, das an einem eisfreien Wasserlauf im Tal der Eichen lag. Er hatte sich verirrt. Man gab ihm zu essen und einen Platz zum Schlafen. Aber er war töricht und sprach törichte Dinge wie ein Kind, das nicht weiß, wann es zu schweigen hat. Nach einiger Zeit forderte ihn der Clan auf, wieder zu gehen. Und weil die Herzen der Huanin heiß und ihre Gedanken wie Feuer sind, ergriff ihn der Zorn. Er hob Erde auf, warf sie auf das Torkyr und verfluchte die Füchse. Dafür ergriff man ihn und schickte ihn zur Weide. Doch das heilte die Wunde nicht. Im Sommer danach erkrankten und starben viele Beweohner des Vo’an . Die Flammen vom Torkyr , die sie mit sich führten, waren durch seinen Zorn unrein geworden.«
    »Ihr wollt mich wegen eines Vorfalls töten, der sich vor Jahrhunderten abspielte?« Orisian bemühte sich, die Anspannung zu verbergen, die ihm den Magen zusammenkrampfte.
    »Vor tausend Jahren und sechs Monden«, verbesserte ihn In’hynyr. »Als die Angehörigen der Wolfsrasse noch einen Schatten auf die Welt warfen. Als die Füchse noch näher an der Sonne lebten, in angenehmeren Gefilden. Aber der Name dieses Mannes ist nicht vergessen. Ich kenne die Namen der Stammesmitglieder, die im Sommer nach der Begebenheit erkrankten und starben. Sie sind nicht vergessen. Wir singen noch immer für sie. Wir vergessen nicht. Und ihr? Vergessen die Huanin die Vergangenheit?«
    »Nein, aber … ich bin nicht wie dieser Mann. Sein Fehler … seine Torheit … ist nicht die meine.« Orisian fühlte sich verloren. Hier wurde ein Entschluss aufgrund von Überlegungen gefasst, die er nicht ganz verstand. Er kam sich so ohnmächtig vor. Fariel hätte wohl gewusst, was er in so einem Fall sagen und tun musste. Und Inurian. Ihm war unangenehm heiß. Die Zeltwände engten ihn ein.
    »Wir wissen, dass in den Huanin Gutes und Böses sein kann«, erklärte In’hynyr. »An dem Ort, den ihr Koldihrve nennt, herrscht Frieden zwischen Hunain und Kyrinin. In den Menschen vom Tal kann auch Gutes sein. Vor zwei Sommern ging ein Junge aus dem A’an von Taynan auf die Jagd. Er war leichtsinning, und ein Eber verwundete ihn. Ein Mann aus dem Tal fand ihn. Er machte ihn gesund, und der Junge kehrte zu seinem A’an zurück. Daher wissen wir, dass in den Menschen vom Tal auch Gutes ist. Hast du dieses Gute in dir?«
    »Wenn ich einen Verletzten fände, hülfe ich ihm«, versicherte Orisian. »So wie Ess’yr versucht hat, mir zu helfen. Nicht alle Huanin denken schlecht über die Kyrinin, so wie nicht alle Kyrinin schlecht über uns denken. Ich wünsche den Füchsen nichts Böses.«
    »Du wünschst den Füchsen nichts Böses«, wiederholte In’hynyr, als prüfe sie mit der Zunge, ob diese Worte wahr klangen. Sie verstummte, und tiefes Schweigen senkte sich herab. Orisians Blicke glitten von Gesicht zu Gesicht, prallten an ausdruckslosen Augen ab. Es gelang ihm nicht, eine Verbindung zu diesen Leuten herzustellen; sie betrachteten ihn mit der Kälte des Schlachters, der ein Schaf für sein Messer auswählt.
    »Ess’yr sagt uns, dass du in deinem Volk einen hohen Rang einnimmst«, begann In’hynyr von Neuem. »Du bist einer der Herrscher.«
    »Nein«, entgegnete Orisian, »das nicht. Mein Onkel ist der Than. Und Inurian ist mein Freund …«
    Wieder das kurze Schniefen. Orisian fragte sich, ob In’hynyr damit ihr Missfallen ausdrückte. Er hatte gehofft, Inurians Name verschaffe ihm hier Freunde. Das schien nicht der Fall zu sein. Er suchte nach einem anderen überzeugenden Argument. Vielleicht, dachte er, hätte Fariel doch nicht gewusst, was er sagen musste. Der Bruder hatte im Gegensatz zu ihm nie mit Inurian über die Kyrinin gesprochen; er hatte nie davon geträumt, ein Lager der Füchse zu besuchen, wäre nie auch nur auf einen solchen Gedanken gekommen. Er hätte nicht einmal den Unterschied zwischen Füchsen und Schleiereulen erkannt.
    »Meine Familie gehört nicht zu den

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