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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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und meine Zeit ist knapp bemessen. Glaubt Ihr, ich komme zu meinem Vergnügen ans Tor, um Durchreisende zu begrüßen?«
    Müdigkeit überkam Taim, und er spürte, wie in ihm eine Spur jenes Zorns aufstieg, den er meist tief in seinem Innern vergrub. Er betrachtete die Hand des Kanzlers und die bestickte Manschette seines Ärmels. Feine Goldfäden bildeten ein verschlungenes Muster auf Samt. Der kostbare Mantel war höchstwahrscheinlich aus dem Adravane-Reich im tiefen Süden nach Dornach geschmuggelt worden und von dort über die Märkte von Tal Dyre oder die Städte der Herrenlosen an der Freien Küste nach Vaymouth gelangt. Diese langen Wege führten zu schwindelerregenden Preisen für ein so edles Kleidungsstück, und sein Besitz unterstrich Mordyn Jerains Status stärker als jeder Titel. Mit diesem Mann war nicht zu spaßen, aber Taim hatte einen Großteil seiner Vorsicht auf den blutgetränkten Steinen am Fuß der Feste An Caman gelassen.
    »Und ich verhandle nicht zu meinem Vergnügen mit Kanzlern.«
    Mit einem kurzen Ruck entwand er Mordyn den Zügel und lenkte sein Pferd an ihm vorbei. Der Kanzler schüttelte milde den Kopf, als hätte er es mit einem trotzigen Kind zu tun. Er hob eine Hand, und Wachen versperrten den Tordurchgang. Dahinter sammelte sich eine kleinere Menschenmenge, angezogen vom Anblick ihres berüchtigten Kanzlers.
    »Ihr seid müde von den Strapazen des langen Rückmarschs«, sagte Mordyn. »Eure Ungeduld ist verständlich. Aber ich muss darauf bestehen, dass Ihr Euch die Zeit für ein Gespräch mit mir nehmt. Es gibt Neuigkeiten, die Ihr besser jetzt als später erfahren solltet, und ich habe keine Lust, sie auf offener Straße zu übermitteln.«
    Taim ließ die Schultern nach vorn sinken und brachte sein Pferd zum Stehen. Einige seiner Männer drängten nach, und er spürte ihre Anspannung, ohne sich umzudrehen. Alles, was er jetzt brauchte, waren ein warmes Bett und Ruhe, damit er tief und traumlos schlafen konnte. In letzter Zeit hatten ihn die Träume unerbittlich verfolgt. Er musste die Bürden der Welt wegschieben, und wenn es nur für eine Nacht war.
    Stattdessen wandte er sich dem Kanzler zu und nickte. »Also gut«, sagte er.
    Er schwang sich aus dem Sattel, übergab dem nächststehenden seiner Männer die Zügel und schickte die Kompanie allein weiter, während er Mordyn und seiner Ehrengarde zu Fuß zum Roten Steinpalast folgte.
    Der Palast, eine von mehreren prunkvollen Residenzen, die man für die Familie und die hohen Würdenträger des Hauses Haig errichtet hatte, lag nicht weit entfernt. Er grenzte an die Innenseite des Stadtwalls und erhob sich auf einer von Kriechpflanzen und Hängesträuchern überwucherten Terrasse. In das Mauerwerk waren Blöcke aus rotem Porphyr eingefügt. Schildwachen in blitzenden Brustharnischen standen auf den breiten Stufen der Freitreppe, die zum Eingang hinaufführte. Ihre Helme waren mit Federbüschen in der Farbe von Korn geschmückt.
    Ein schwacher Duft lenkte Taim ab, edel und schwer, als er neben dem Kanzler durch die Marmorkorridore schritt. Die dicken Wände des Palastes dämpften den Lärm der Stadt. Säulen von der Stärke hundertjähriger Bäume trugen eine bemalte Decke. Sie kamen an einem reich geschnitzten Gitterwerk vorbei, hinter dem Taim schemenhafte Gestalten entdeckte. Er glaubte das Flüstern und Kichern weiblicher Stimmen zu vernehmen.
    Der Kanzler führte ihn in ein Audienzgemach, das von einem mächtigen Schreibtisch aus dunklem, beinahe schwarzem Holz mit Blattgoldverzierungen beherrscht wurde. Mordyn Jerain steuerte daran vorbei und deutete auf zwei bequeme Polstersessel.
    »Bitte, nehmt Platz«, sagte der Kanzler. »Möchtet Ihr etwas essen oder trinken?«
    Eine Dienerin stand abwartend zwischen den reglosen Wachen, die links und rechts vom Eingang Aufstellung genommen hatten, und entfernte sich, als Taim das Angebot mit einem Kopfschütteln abtat.
    Taim ließ sich in den Sessel sinken und für kurze Zeit von seiner Behaglichkeit einfangen. Plötzlich schien er tausend Meilen weit entfernt von der Erinnerung an die harten Felsen in den Bergen von Dargannan-Haig. Mordyns Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück.
    »Ihr werdet meine Hartnäckigkeit und meinen Verzicht auf verbindliche Worte verstehen, wenn Ihr hört, was ich zu sagen habe. Wie ich gestern erfuhr, haben Inkallim Burg Kolglas überrannt.«
    Taims Verstand setzte aus. Er konnte seinen Blick nicht von den Knoten und Wirbeln im Holz der Sessellehne

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