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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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Morgen. Ein Tag länger, und sie schicken euch zur Weide. Ich hole euch ab.«

    Im Morgengrauen legte sich dichter Nebel über das Lager. Orisian trat vor das Zelt und streckte sich. Er hatte nach der nächtlichen Zusammenkunft wenig geschlafen, sich die meiste Zeit hin und her gewälzt, verfolgt von Gedanken, die ihn nicht zur Ruhe kommen ließen.
    Rothe tauchte aus dem Nebel auf. Er grinste Orisian breit an, als er näher kam.
    »Die Freiheit winkt.«
    »Scheint so«, entgegnete Orisian mit einem Lächeln.
    »Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, dass wir hier ungeschoren herauskämen«, meinte Rothe. »Aber da stehen wir nun. Das wird eine gute Geschichte für das Lagerfeuer.«
    Orisian ließ die Blicke über das Vo’an schweifen. Die wogenden Nebelschwaden dämpften die Geräusche und verschleierten die wenigen Gestalten, die bereits unterwegs waren. Die feuchte Luft roch nach Rauch. Ihr Aufenthalt im Lager der Kyrinin hatte einen gedämpften Ausklang.
    Ess’yr erschien. Sie hielt zwei magere, bereits gehäutete Eichhörnchen hoch. »Euer Frühstück«, sagte sie.
    Er und Rothe sahen schweigend zu, wie Ess’yr die Tiere aufspießte und über einem kleinen Feuer briet. Während sie in die Glut starrten und warteten, tauchte Varryn auf. Er stellte sich neben sie und stützte sich auf einen langen Speer. Rothe musterte den Kyrinin-Krieger mit unverhohlener Feindseligkeit.
    »Das ist Varryn, Ess’yrs Bruder«, sagte Orisian. Rothe brummte etwas Unverständliches und wandte sich wieder dem Feuer zu. Varryn nahm ihn nicht zur Kenntnis. Selbst als Ess’yr leise auf ihn einredete, entdeckte Orisian nicht die Spur einer Reaktion. Vielleicht sah Ess’yr etwas, das er nicht sah, denn sie wirkte unbesorgt.
    »Wohin gehst du?«, fragte sie Orisian.
    Er warf einen Blick auf Rothe. Jetzt erst kam ihm zu Bewusstsein, dass sie darüber noch gar nicht gesprochen hatten. »Nach Anduran«, entgegnete er. »In die Stadt im Tal.« Sein Leibwächter nickte.
    »Sie liegt ganz in der Nähe, nicht wahr?«, fragte Orisian Ess’yr.
    »Nicht sehr weit«, erklärte sie. »Wir führen euch bis zum Waldrand. Ich und Varryn.«
    »Nicht nötig«, knurrte Rothe. Er warf Ess’yr einen grimmigen Blick zu.
    »Es ist besser«, mischte sich Varryn ein. »Unsere Leute sind im Wald. Halten euch vielleicht für Feinde. Ihr endet von Pfeilen durchbohrt wie Stachelschweine. Wir bringen euch aus dem Wald, schnell und sicher.«
    Rothe schien sich nur mühsam beherrschen zu können. »Ich bin sicher, dass wir uns zurechtfinden«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    »Mein Bruder … spaßt«, sagte Essyr. »Aber er hat recht. Wir führen euch auf solchen Wegen, damit ihr dieses Vo’an nicht wiederfindet. Wir führen euch auf sicheren Wegen. Und wir führen euch, bis wir wissen, dass ihr das Gebiet der Füchse verlassen habt. Deshalb befiehlt die Vo’an’tyr , dass wir euch führen. So muss es geschehen.« Und damit war die Diskussion beendet.
    Rothe setzte eine düstere Miene auf, und Orisian ahnte, dass eine gemeinsame Wanderung mit dem Leibwächter und einem stolzen Kyrinin-Krieger keine einfache Sache sein würde.
    »Wir bereiten vor«, sagte Ess’yr. »Wenn ihr fertig seid, kommt zum Ende des Vo’an . Im Osten.«
    Sie und ihr Bruder ließen Orisian und Rothe mit den gebratenen Eichhörnchen allein. Der Leibwächter äußerte sich mit düsteren Worten über den Wahnsinn, sich den Kyrinin anzuvertrauen.
    »Wir haben keine andere Wahl«, murmelte Orisian. »Ich glaube, sie nähmen eine Weigerung von unserer Seite im höchsten Maß übel. Und überhaupt – wir sind nicht lange mit ihnen zusammen. Sie versuchen lediglich zu verhindern, dass wir ihr Lager allzu leicht wiederfinden.«
    Orisian sog an einem Knochen. Unbemerkt hatten sich Kinder um sie geschart. Als er aufschaute, entdeckte er gut ein Dutzend der Kleinen, die gekommen waren, um einen letzten Blick auf die seltsamen Besucher zu werfen. Rothe warf die Überreste seiner Mahlzeit ins Feuer und erhob sich. Die Kinder wichen zur Seite und ließen ihn durch.
    Die beiden Huanin befolgten Ess’yrs Anweisung und begaben sich zum Ende des Lagers. Niemand achtete auf sie. Sie kamen an zwei alten Frauen vorbei, die auf einem Steinamboss Nüsse knackten. Ein jüngeres Mädchen spannte das bluttriefende Fell eines erlegten Rehs über ein Trockengestell. Es schaute nicht einmal auf, als sie vorübergingen.
    Ess’yr und ihr Bruder saßen am Rand des Vo’an , wo nur noch vereinzelt Zelte zu sehen

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