Winterwunder
hätte.«
»Du bist ein ganz Schlauer, Malcolm.« Mrs Grady zwinkerte ihm zu und piekte ihn in die Seite. »Deck den Tisch.«
Sie stand auf, um den Topf zum Aufwärmen in den Ofen zu stellen – und bemerkte, dass Malcolm sie nicht verbessert hatte, als sie Parker die Frau seiner Träume genannt hatte.
Sie war gern in seiner Gesellschaft. Es stimmte wirklich, dass er sie in manchen Dingen an ihren geliebten Charlie erinnerte. Die Kombination aus lockerem Charme und ungeschliffenen Kanten, der durchtrainierte Körper und das gelegentliche Funkeln in seinen Augen, das zeigte, dass er gefährlich werden konnte, wenn er wollte.
Als sie saßen und den ersten Bissen aßen, sah er sie grinsend an. »Okay, es schmeckt so gut, wie es aussieht. Ich koche auch ein bisschen.«
»Ach, wirklich?«
»Essen zum Mitnehmen und Fertiggerichte wird man leid, und von meiner Mutter kann ich auch nicht immer erwarten, dass sie mir eine Mahlzeit macht. Also schmeiße ich irgendwas zusammen, ein paarmal die Woche jedenfalls. Vielleicht geben Sie mir das Rezept.«
»Kann schon sein. Wie geht’s deiner Mutter?«
»Sehr gut. Ich habe ihr eine Wii gekauft. Jetzt ist sie süchtig nach Mario Kart und Bowling. Beim Bowling steckt sie mich in die Tasche, bei Mario Kart ist es umgekehrt.«
»Du warst immer ein guter Sohn.«
Mal zuckte die Achseln. »Mal mehr, mal weniger. Sie mag ihren Job. Es ist wichtig, dass man seine Arbeit mag. Sie mögen Ihre.«
»Schon immer.«
»Sie sind schon bei den Browns, seit ich das erste Mal von ihnen gehört habe – wahrscheinlich sogar noch länger.«
»Im Frühjahr werden es vierzig Jahre.«
» Vierzig? « Es verletzte ihre Eitelkeit keineswegs zu sehen, wie entgeistert er war. »Wie alt waren Sie damals – acht? Gab es keine Gesetze gegen Kinderarbeit?«
Lachend zeigte Mrs Grady mit dem Finger auf ihn. »Ich war einundzwanzig.«
»Wie haben Sie angefangen?«
»Als Hausmädchen. Damals hatte Mrs Brown, also Parkers Großmutter, jede Menge Hauspersonal, und es war nicht einfach, für sie zu arbeiten. Es gab drei Hausmädchen, den Butler, die Haushälterin, eine Köchin mit Küchenpersonal, Gärtner, Fahrer. In der Regel waren wir insgesamt vierundzwanzig. Ich war noch jung und unerfahren, aber ich brauchte die Arbeit, nicht nur, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, sondern auch, um über den Verlust meines Mannes hinwegzukommen, der im Krieg gefallen war. Im Vietnamkrieg.«
»Wie lange waren Sie verheiratet?«
»Fast drei Jahre, aber fast die Hälfte davon war mein Charlie als Soldat fort. Oh, ich war so wütend auf ihn, als er sich dafür gemeldet hat. Aber er hat gesagt, wenn er Amerikaner sein wolle – er war aus Kerry rübergekommen –, dann müsse er auch für Amerika kämpfen. Also hat er gekämpft und ist umgekommen, wie zu viele andere auch. Sie haben ihm einen Orden dafür verliehen. Na, du weißt ja, wie das ist.«
»Ja.«
»Wir haben in der Stadt gewohnt, aber ich wollte nicht mehr in der Stadt sein, wenn ich wusste, dass Charlie nie wieder mit mir dort sein würde. Ich hatte für eine Freundin der Browns gearbeitet, und sie heiratete wieder und zog nach Europa. Sie hat mich der damaligen Mrs Brown empfohlen, und so begann ich als Hausmädchen. Der junge Herr, Parkers Vater, war etwa in meinem Alter – ein bisschen jünger –, als ich anfing. Ich kann dir sagen, er kam nicht nach seiner Mutter.«
»Ich habe läuten hören, dass das für uns alle kein Nachteil ist.«
»Ihm ist es gelungen, die Kluft zwischen seinen Eltern zu überbrücken. Er hatte so etwas Liebenswürdiges an sich, irgendwie gerissen, aber liebenswürdig. Er verliebte sich in die junge Miss, und das war wundervoll anzusehen. Wie in einem Liebesfilm. Sie war so fröhlich und heiter. Ich kann dir sagen, als das Haus an sie überging, wurde es auch fröhlich und heiter – und das war vorher nie der Fall gewesen, nicht zu meiner Zeit. Das junge Paar behielt das Personal, das bleiben wollte. Wer mochte, konnte auch in Rente gehen. Da die Haushälterin damals gehen wollte, fragte mich die junge Miss, ob ich die Stellung übernehmen würde. Es war gute Arbeit für gute Menschen in einem glücklichen Heim, viele Jahre lang.«
Mrs Grady seufzte tief. »Es war auch meine Familie, die an jenem Tag umgekommen ist.«
»Ich war damals in L.A. und hörte davon, noch bevor meine Mutter es mir erzählt hat. Die Browns hatten einen Namen.«
»O ja. Und dieses Haus, dieses Heim ist mit ihrem Namen verbunden.«
»Sie
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