Wir beide, irgendwann
über ihre Schultern und ihren Rücken. Ein grüner Strickpullover schmiegt sich an ihre Brust, die beiden oberen Knöpfe stehen offen. Sie trägt eine goldene Halskette, die mit kleinen Diamanten besetzt ist. Während sie den Mittelgang durchquert, lässt sie ihr Handy in der Tasche ihrer engen Jeans verschwinden. Allein dieser Anblick bringt meine Handflächen zum Schwitzen.
Sydney sieht mich an, und ich glaube, ein Lächeln in ihrem Gesicht zu erkennen, aber dann zieht sie die Augenbrauen nach oben. Wahrscheinlich habe ich sie angestarrt wie der größte Depp.
Als sie an mir vorbeigeht, steigt mir ein süßlicher Kokosduft in die Nase und löst das Band, das mein Herz gefangen hielt.
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Tyson und ich legen unsere Skateboards auf die unterste Zuschauerreihe, die sich an der Laufbahn befindet. Wir schlürfen halbgefrorene Smoothies, die so kalt sind, dass einem das Hirn einfriert, wenn man sie zu schnell trinkt. Der Pizzakarton zu unseren Füßen ist leer. Weil Tysons Dad das GoodTimez gehört, können wir so viel Gratis-Pizza essen wie wir wollen. Als Gegenleistung helfen wir manchmal bei Geburtstagspartys, was alles Mögliche bedeuten kann: Mal überwachen wir das Bälleparadies, mal schlüpfen wir in lächelnde Pizzakostüme oder teilen Überraschungstüten aus.
Letztes Jahr haben Tyson und ich zu jedem Heimwettkampf Pizza mitgebracht. Den Wettkämpfen selbst haben wir nie viel Aufmerksamkeit geschenkt, doch Emma hat es viel bedeutet, zu wissen, dass wir da waren. Als der erste Wettkampf in diesem Jahr stattfand, habe ich Tyson erzählt, ich hätte zu viele Hausaufgaben auf, um ihn mir anzusehen. Beim nächsten Wettkampf sagte ich, ich müsste meinem Vater helfen, die Regenrinnen zu reinigen. Irgendwann hat Tyson aufgehört zu fragen. Doch heute muss ich sicherstellen, dass Emma mich nach dem Wettkampf nach Hause fährt und mir zeigt, was sie auf der Webseite gesehen hat.
Emmas Mannschaft betritt die Sportanlage. Tyson und ich rufen: »Go, Emma!« Nachdem sie uns kurz zugewinkt hat, nehmen wir unsere Skateboards und verschwinden in Richtung Parkplatz. Neben den Fahrradständern werden zwei Stellplätze von mobilen Betonblöcken markiert. Tyson packt das eine Ende eines solchen Blocks, ich das andere.
»Und hoch!«, kommandiere ich.
Wir manövrieren zwei Blöcke zur Mitte des Parkplatzes, dann zieht Tyson eine Dose Sex Wax aus dem Rucksack und wirft sie mir zu. Surfer benutzen es, damit sie nicht von ihrem Brett abrutschen, doch auch bei Skatern ist das Wachs sehr beliebt. Vor allem bei Tyson, der sich jedes Mal, wenn wir es benutzen, über den Namen amüsiert. Nachdem ich die beiden Oberseiten der Betonblöcke eingeschmiert habe, trete ich zurück. Tyson rollt seitwärts am ersten Block entlang, nimmt dann Fahrt auf, springt mit dem Board unter den Füßen auf den nächsten Block und schabt auf seinen Achsen der Länge nach darüber, während die Rollen in der Luft hängen. »Apropos Sex Wax«, sagt Tyson grinsend. »Willst du dich echt mit Sydney Mills verabreden?«
Ich setze mein Board außerhalb des Stellplatzes auf die Erde. »Ich hab keine Ahnung, warum Emma das gesagt hat.«
Ich skate zum ersten Block und rutsche nur auf der Hinterachse darüber. Als Nächstes versuche ich einen Nosegrind, kann aber den Schwung nicht richtig mitnehmen.
»Du hast mit ihr doch Sozialverhalten, stimmt’s?«, fragt Tyson.
»Mit Sydney Mills? Warum?«
Tyson lässt das Board ein bisschen vor sich her rollen, ehe er aufspringt. »Wenn ihr im Unterricht über Sex redet, dann hast du wahrscheinlich schon mal gehört, wie sie ›Vagina‹ sagt.«
Ich lache. »Ja, und wenn?«
Vor dem nächsten Block bleibt er stehen. »Ich finde es süß, wenn Mädchen so brave Ausdrücke verwenden.«
»Ich muss dich leider enttäuschen«, entgegne ich, während ich das Board in meine Hand kicke. »Aber ich habe noch nie gehört, wie sie ›Vagina‹ gesagt hat.«
Tyson hebt seine Brauen. »Vielleicht würdest du das, wenn ihr ein Date hättet.«
Auf der Sportanlage muss irgendjemand die Ziellinie überquert haben, weil die Zuschauer auf den Tribünen plötzlich applaudieren.
11 ://Emma
Cody hat heute einen neuen Schulrekord im Hundertmeterlauf aufgestellt und die Lake Forest Cheetahs zum Sieg geführt. Ich selbst wurde Vierte über 1600 Meter und war die Zweitlangsamste in meiner Staffel. Normalerweise liefere ich eine bessere Leistung ab, aber ich habe in der vorigen Nacht kaum ein Auge zugemacht und bin ziemlich durcheinander.
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