Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
Vom Netzwerk:
MrsMartinNichols@ AOL .com . Das ist vermutlich die E-Mail-Adresse, für die sie sich entschieden hat. Ihr Passwort soll EmmaMarie lauten.
    Ich stelle die Makkaroni in den Ofen und laufe die Treppe rauf. Nachdem ich mich eingeloggt habe, melde ich meine Mutter unter dem Namen »MrsMartinNichols« an. Dann versuche ich, von ihrem Account auf die Facebook-Seite zu gelangen, doch finde ich unter ihren Favoriten keinen entsprechenden Link.
    Erleichtert logge ich mich aus. Unser Geheimnis ist sicher. Doch weiß ich immer noch nicht, was es zu bedeuten hat oder wie ich mehr darüber herausbekommen soll, wenn Josh mich nicht besucht.
    Was er auf keinen Fall tun wird.
    Ich lasse mich in meinen Korbsessel sinken. Von unten dringt Essensgeruch zu mir hoch. Meine Mom und Martin sind nach Hause gekommen. Wenige Minuten später rufen sie mich zum Abendessen.
    Überbackene Makkaroni waren für mich immer das Trostessen schlechthin. Offenbar wird das auch in fünfzehn Jahren noch der Fall sein. Doch heute bleiben mir die Nudeln regelrecht im Hals stecken. Vielleicht liegt es auch daran, dass es sich um Vollkornnudeln handelt, wie meine Mutter Martin gegenüber stolz erklärt. Oder weil mich in diesem Moment einfach nichts trösten kann.
    ➜
    Nachdem wir das Geschirr abgespült haben, fahren meine Mom und Martin damit fort, das untere Badezimmer zu verwüsten. Sie hören in voller Lautstärke Led Zeppelin, während sie mit Hammer und Meißel die alten Fliesen abschlagen. Ich schenke mir ein Glas Wasser ein, stapfe die Treppe hinauf und lege mich aufs Bett.
    Es tut mir leid, dass Josh mich und Graham gesehen hat, aber ich kann küssen, wen ich will. Und Graham und ich sind offiziell ein Paar, also kann Josh mir nicht vorwerfen, ich würde mich wie eine Schlampe verhalten. Trotzdem ist mir die Sache schrecklich unangenehm. Vor allem nach dem, was letzten November passiert ist.
    Es war bei der Filmpremiere von Toy Story . Da waren wir mit mehreren Leuten im Kino und besetzten eine ganze Reihe. Ich saß neben Josh und verbarg bei den Szenen mit Sids unheimlichen Spielzeugen mein Gesicht an seiner Schulter. Ich habe Joshs Geruch schon immer geliebt. Er erinnert mich an Baumhäuser und den See. Die meisten Leute sind nach dem Film nach Hause gegangen, doch Kellan, Tyson, Josh und ich fuhren zum Friedhof, um Tysons Mom einen Besuch abzustatten. Sie starb, als er noch ganz klein war. Seit ich ihn kenne, fährt er regelmäßig zum Friedhof, um ihr Blumen vorbeizubringen oder einfach nur Hallo zu sagen. Kellan und Tyson gingen eine Runde spazieren, während ich mich mit Josh auf die Suche nach Clarence und Millicent begeben habe. Wir hatten ihre Namen einst auf zwei Grabsteinen entdeckt, die zu einem Ehepaar gehören, das am selben Tag starb, als beide weit über neunzig Jahre alt waren. Uns gefiel die Vorstellung, dass sie keinen einzigen Tag ohne einander verbringen mussten. Sie sind die Namensgeber für unser fiktives Paar mittleren Alters mit der Vorliebe für Fertigprodukte – und natürlich für mein Passwort.
    Wir standen vor den Gräbern von Clarence und Millicent und sprachen über den Winterball, als Josh sagte: »Ich mag dich wirklich, Emma.«
    »Ich mag dich auch«, entgegnete ich lächelnd.
    »Das ist schön«, sagte er und trat ganz nah an mich heran, als wollte er mich küssen.
    Ich schreckte zurück. »Ausgeschlossen!«, stieß ich aus und schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Ich meine … du bist doch Josh .«
    Sobald mir die Worte über die Lippen gekommen waren, sah ich, wie sehr sie ihn verletzt hatten.
    Aber ich meinte es so, wie ich es gesagt hatte. Mein ganzes Leben lang war Josh immer die Person, auf die ich mich verlassen konnte. Ich wusste, wenn zwischen uns was laufen und nicht funktionieren würde, dann wäre unsere Beziehung für immer zerstört. Doch gerade indem ich unsere alte Beziehung unbedingt bewahren wollte, habe ich sie kaputt gemacht.
    Ich schließe die Augen und gebe mich zum ersten Mal an diesem Tag der Erschöpfung hin.
    Kurz darauf werde ich von meiner Mutter geweckt.
    »Emma?«, ruft sie von unten. »Hörst du mich?«
    »Ja«, antworte ich, setze mich auf und reibe mir die Augen.
    »Josh ist da. Ich schicke ihn rauf.«

14 ://Josh
    Bevor ich Emmas Zimmer betrete, atme ich tief durch, um mich zu beruhigen, aber meine Finger krampfen sich umeinander. Als ich Emma das letzte Mal gesehen habe, hat sie mit diesem Typ rumgemacht. Ich hatte mir zwar vorgenommen, heute Abend nicht mehr zu ihr zu gehen,

Weitere Kostenlose Bücher