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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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geschlendert. Wie üblich ist er nackt. Er hält seinen kleinen schwarzen Funkempfänger in der Hand und drückt einen Knopf, worauf sieben Ziffern aufleuchten. »Meine Freundin hat mich angefunkt«, sagt er zu uns. »Hat jemand mal ein 25 -Cent-Stück fürs Telefon?«
    Kyles Freundin geht aufs College, und wir alle wissen, was es bedeutet, wenn ihn seine Freundin während der Sportstunde anfunkt. Er wird die vierte Stunde ausfallen lassen und sich bis zum Ende der Lunchpause nicht mehr blicken lassen.
    Kyle ist einer von Emmas Exfreunden. Letztes Jahr waren sie eine Zeit lang zusammen, und sie hat oft davon geredet, wie scharf er ohne Shirt aussieht. Muskulöse Jungs scheinen es einfach zu lieben, ihr Hemd auszuziehen. Unnötig zu sagen, dass ich eher zu denen gehöre, die ihr Hemd anlassen. Gott sei Dank hatte ich noch keinen Sport zusammen mit Kyle, als die beiden ein Paar waren. Ich hätte nämlich nicht den geringsten Wert darauf gelegt, dass er von Emma erzählt, während er splitternackt durch die Gegend läuft.
    Ich tue so, als würde ich nach Kleingeld suchen. »Leider nein.«
    Tyson zieht seine zerknitterte Hose aus dem Spind, greift in eine der Taschen und wirft Kyle einen Vierteldollar zu. Kyle klopft ihm auf den Rücken und stolziert auf den Gang hinaus. Tyson und ich schauen uns fragend an.
    »Warum macht er das?«, frage ich leise. »Der sollte sich einfach anziehen oder sich zumindest ein Handtuch um die Hüften schlingen.«
    »Meinst du, ich hab Bock, mir fünfmal die Woche seinen Schwanz anzusehen?«
    Ich ziehe mein T-Shirt über den Kopf. »Vielleicht bist du deshalb nicht mehr mit Kellan zusammen. Weil du so gern Worte wie ›Schwanz‹ benutzt.«
    »Wenn ich einen Beeper hätte, wären wir bestimmt noch zusammen.«
    »Wenn du einen Beeper hättest, würde sie dich ständig anfunken, und du würdest den halben Tag damit zubringen, nach dem nächsten Telefon zu suchen, um sie zurückzurufen.«
    Die Schulklingel schrillt und ich schnüre meine Turnschuhe. Dann hole ich meinen Rucksack aus dem Spind und lege ihn auf die Bank. Aus der Vordertasche ziehe ich einen Stift und ein Blatt Papier. An meinem Oberschenkel fühlt es sich glatt an. Während der ersten Stunde habe ich mit einer Liste angefangen. Sie trägt die Überschrift: Ich frage mich, was aus … geworden ist? Bisher umfasst sie achtzehn Namen, die ich in Emmas Computer eingeben will, darunter ein paar der cleversten Leute in meiner Jahrgangsstufe. Vielleicht erfindet einer von ihnen ja später mal ein wirksames Medikament gegen Aids oder ein Auto, das kein Benzin braucht. Vielleicht schafft es der Leiter unserer Theatergruppe eines Tages an den Broadway. Und meine erste Freundin Rebecca Alvarez? Was wird sie in fünfzehn Jahren tun?
    Außerdem sind da noch die Leute, die einfach zu schräg sind, als dass man sie vergessen könnte. Kyle Simpson zum Beispiel. Der wird bestimmt mal ein männlicher Stripper.

19 ://Emma
    Kellan und ich machen Hausaufgaben in der Bibliothek. Kellan, die die Abschlussprüfung mit Bravour bestehen wird, macht in der Young Miss einen Persönlichkeitstest mit dem Titel: »Was für eine Freundin bist du?« Ich versuche, mir für das Examen die wichtigsten Ereignisse des Spanisch-Amerikanischen Krieges zu merken, doch muss ich immer wieder an meine Zukunft denken.
    Ich schließe die Augen und massiere mir die Stirn. Was soll man schon sagen, wenn einem immer nur ein paar lose Brocken hingeworfen werden? Außerdem hat sich mein Leben jedes Mal, wenn wir nachschauen, schon wieder verändert, sodass ich nicht einmal sagen könnte, was es ist, das meine Zukunft so düster aussehen lässt.
    »›Du bist auf einem Mädelsabend‹«, liest Kellan, »›als dein Freund anruft und dich ins Kino einlädt. A) Du sagst ihm, dass du keine Zeit hast, und schlägst ihm vor, morgen ins Kino zu gehen. B) Du fragst ihn, ob er nicht an eurem Mädelsabend teilnehmen möchte. C) …‹«
    »Keine dieser Antworten«, entgegne ich. »Geh davon aus, dass er gar nicht ins Kino will, sondern nur scharf auf ’n Quickie ist.«
    »Stimmt«, sagt Kellan kopfschüttelnd. »Jungs denken doch immer nur an das eine.«
    Ich studiere meine Fingernägel. »Hast du schon mal daran gedacht, wen du später vielleicht heiraten wirst?«
    »Wie seltsam, dass du das gerade jetzt fragst«, antwortet Kellan grinsend. »Heute Morgen habe ich Tamika von einer Ehemanntheorie erzählt, auf die ich gekommen bin.«
    »Du hast eine Ehemanntheorie?«
    »Ist mir gestern

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