Wir beide, irgendwann
trainiert. Meine Halbschwester Rachel ist erst fünf Wochen alt, aber ich frage mich, ob er auch sie später einmal trainieren wird, wenn sie alt genug ist.
Ich zeige auf ein hübsches Haus, das sich mitten in einer Reihe eingeschossiger Wohnhäuser befindet. »Da wohnt Cody«, sage ich.
»Ich weiß«, entgegnet Josh.
»Wirklich?«
»David hat sich früher oft mit Codys älterem Bruder getroffen. Und manchmal sind wir zusammen zu ihren Poolpartys gegangen. Seltsamerweise ist sein Bruder gar nicht mal so blöd.«
»Cody ist nicht blöd!«, sage ich. »Du kennst ihn nur nicht richtig.«
»Und du kennst ihn richtig?«
Ich erzähle Josh lieber nicht, dass ich vor dem Abschlussball monatelang davon geträumt habe, Cody würde mich fragen, ob wir zusammen dorthingehen. Schließlich war er mit Meredith Adams dort, die ein knappes silbernes Kleid trug. Sie kamen spät und gingen früh. Ich war mit Graham dort, obwohl ich die Beziehung eigentlich schon hatte beenden wollen. Wir saßen mit seinen Freunden zusammen, von denen ich die meisten kaum kannte. Kellan, Tamika und ein paar andere Mädels teilten sich eine Stretchlimo und tanzten die ganze Zeit barfuß in einer großen Gruppe. Bei ein paar Songs habe ich mich unter sie gemischt, doch irgendwann ist Graham gekommen und hat mich zu einem langsamen Tanz genötigt. Danach zog er mich in eine Ecke und hat an mir rumgefummelt. Josh und Tyson waren gar nicht da. Die haben sich bei Tyson zu Hause die ganze Nacht irgendwelche Skater-Videos reingezogen.
Nachdem wir ein paar Minuten die Glühwürmchen beobachtet haben, steckt sich Josh einen Grashalm zwischen die Daumen und beugt sich vor, um zu pusten.
»Lass das!«, rufe ich. »Du weißt doch, dass ich das nicht ausstehen kann.«
Josh lässt den Grashalm fallen und dreht sich zu mir um. »Tut mir leid wegen vorhin«, sagt er leise. »Was ich über Graham gesagt habe, dass … du wolltest, dass er dir an die Brüste fasst, war echt blöd von mir.«
»Ist schon okay«, sage ich und setze eine Rolle meiner Blades in Bewegung.
Ich lehne mich zurück und blicke in den Himmel. Die Venus ist zu sehen und die Sichel des Mondes. Wie ich so zu den Sternen hinaufschaue, frage ich mich nach dem Schicksal des Pluto. Ob er eines Tages von einem Meteorit getroffen wird?
»Wir sollten jetzt los«, sagt Josh und zeigt auf die Uhr. »In fünf Minuten machen sie zu.«
➜
»Nelson?«, frage ich, während ich die Tür aufstoße.
Der Mann blättert durch die Ns und fischt meinen Umschlag heraus. Als er ihn mir in die Hand drückt, werden Joshs Ohren vor Aufregung ganz rot. Ich gebe dem Mann einen Zehndollarschein und lasse mir das Wechselgeld aushändigen.
Wir verlassen den Laden und rollen ein paar Shops weiter, bis wir direkt unter einer Straßenlaterne stehen. Ich reiße das Päckchen auf. Auf meinen Blades bin ich fast so groß wie Josh. Für einen kurzen Moment berühren sich unsere Beine, doch er zieht seines rasch zurück.
Die ersten Fotos zeigen meine Mom und mich in der Küche. Josh tippt auf den Stapel, als wolle er mich zur Eile antreiben. Doch in diesem Moment bin ich mir nicht sicher, ob ich die Wahrheit herausfinden will. Wenn es wirklich meine Zukunft ist und ich dann unglücklich bin, ist es vielleicht besser, das nicht schon vorher zu wissen.
Josh nimmt mir die Fotos aus der Hand. Auf den nächsten Bildern sind wir alle am See zu sehen. Tyson, der Kellan ins eiskalte Wasser wirft. Josh, der ins Objektiv schielt. Kellan und ich Arm in Arm. Und die untere Hälfte meines neuen hellbraunen Bikinis, im Hintergrund der See.
Die gute alte Zeit.
16 ://Josh
Ich werde Sydney Mills heiraten.
Ich werde Sydney Mills heiraten.
Sydney Mills wird meine Frau sein.
Ich stehe zehn Minuten lang unter der heißen Dusche. Als mir klar wird, dass ich keine neuen Erkenntnisse gewinne, indem ich weiterhin auf den Abfluss starre, drehe ich das Wasser ab und schnappe mir mein grünes Handtuch.
Das Porzellanwaschbecken fühlt sich kalt an meinen Handflächen an. Im beschlagenen Badezimmerspiegel sehe ich Teile meiner roten Haare, meiner dünnen Arme und des Handtuchs um meine Hüften. In fünfzehn Jahren wird sich diese Erscheinung in einen Mann verwandelt haben, der mit Sydney Mills verheiratet ist.
Ich trete einen Schritt zurück, spanne meinen Bizeps an und pumpe meinen Brustkorb auf. Der trübe Spiegel macht es einfacher, mir einzubilden, dass ich bereits ein paar Muskeln besitze. Sieht doch gut aus!
Ich zwinkere mir zu. »Hey,
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