Wir beide, irgendwann
sie gerichtet habe. Wir werden diese Worte auf Valentinstagskarten schreiben und einst unseren Enkeln vom Beginn unserer Liebe erzählen.
Sydney dreht sich zu mir um und lächelt mich an. Jetzt oder nie!
»Ich … äh, ich mag die Aula.«
War sie das? Die geistreiche Bemerkung, die uns den Weg in die Zukunft weist?
»Schön für dich«, entgegnet sie. Ihr Lächeln ist verschwunden. »Da gehen wir ja auch hin.«
Vor dem Eingang entsteht das übliche Gedränge. Ich lasse Sydney den Vortritt, während mir beschämt die Hitze ins Gesicht steigt. »Ich mag die Aula« wird wohl doch keine Valentinstagskarte zieren.
Der andere Kurs hat sich mitsamt seinem Lehrer bereits vor der Bühne eingefunden. Mr Fritz ist dafür bekannt, dass er trotz seines Übergewichts eng sitzende Polyesterhemden trägt. Wenn er über Sexualität spricht, zeichnen sich unter seinen Männerbrüsten halbmondförmige Schweißflecken ab.
»Verteilt euch, verteilt euch!«, ruft Ms Tuttle, die sich zu ihrem Kollegen gesellt. Die Schüler bilden einen Halbkreis um sie herum.
Sydney befindet sich am einen Ende, während ich ziemlich genau in der Mitte stehe.
»Wir wollen heute eine Gruppenübung machen«, erklärt Mr Fritz. »Hoffentlich wird sie euch in die Lage versetzen, euer Leben von außen zu betrachten.«
Neben mir flüstert ein Junge aus dem anderen Kurs: »Ich wette einen Dollar, dass Fritz und Tuttle es im Lehrerzimmer miteinander treiben.«
Ms Tuttle tritt einen Schritt vor. »Wir dachten, es wäre aufschlussreich, sich einmal klarzumachen, wie verschiedenartig zwischenmenschliche Beziehungen sind. Und wie unterschiedlich die Perspektiven, die hierbei zum Tragen kommen.« Sie legt ihrem Kollegen die Hand auf die Schulter.
»Was hab ich gesagt?«, fragt der Junge grinsend.
»Wir wollen euch vor allem vermitteln«, übernimmt Mr Fritz, »dass euer Wohlbefinden eng mit euren sozialen Beziehungen verknüpft ist.«
Ich spähe zu Sydney hinüber, die aufmerksam zuhört, während sie ihre Haare zurückstreicht. Ich betrachte ihre langen Haare und ihre glatte Haut. Alles an ihr sieht wundervoll aus.
Mr Fritz zeigt auf die vier Ecken der Bühne. »Jede dieser Ecken steht für ein bestimmtes Verhaltensmuster. Wir beschreiben euch jetzt verschiedene Szenarios, und ihr stellt euch jeweils in die Ecke, die das Verhalten repräsentiert, das eurem am nächsten kommt.« Er gibt Ms Tuttle sein Klemmbrett.
»Wir fangen mit einer einfachen Frage an«, sagt sie. »Stellt euch vor, ihr wollt mit einem Mitschüler gehen. Geht ihr auf diesen Mitschüler zu und fragt ihn einfach? Wartet ihr darauf, dass er oder sie euch fragt? Beauftragt ihr einen Freund, herauszufinden, was die betreffende Person über euch denkt? Oder seid ihr viel zu beschäftigt, um mit jemandem zu gehen?«
»Äh, also, ›miteinander gehen‹ sagt eigentlich kein Mensch mehr«, wirft Abby Law ein.
Ein paar Schüler kichern und Ms Tuttle antwortet: »Wie auch immer ihr das nennt.«
»Jemand anbaggern!«, ruft der Junge, der neben mir steht. Diesmal lachen alle.
Mr Fritz zeigt auf die Vorderseite der Bühne. »Geht nach hinten links, wenn ihr die betreffende Person ansprechen werdet. Wenn ihr aber lieber …«
Abby Law unterbricht ihn erneut. »Sie zeigen aber nach vorne rechts.«
Nachdem alle vier Möglichkeiten benannt sind, gehe ich zu der Ecke, an der alle stehen, die einen Freund um Hilfe bitten würden. Letzten Herbst hätte ich Tyson herausfinden lassen sollen, wie Emma unsere Beziehung sieht. Das hätte mir eine große Demütigung erspart.
»Niemand ist zu beschäftigt, um mit jemandem zu gehen?«, fragt Ms Tuttle und zeigt auf die leere Ecke.
Shana Roy hebt die Hand. Jeder Junge in diesem Raum würde seinen linken Hoden geben, um von ihr angesprochen zu werden.
»Ich hätte mich fast dorthingestellt«, sagt sie. »Aber wenn mich die richtige Person fragt, dann finde ich schon Zeit.«
»Das war nicht die Frage«, schaltet sich ein anderes Mädchen ein. »Die Frage war, was du tust, wenn du dich mit jemand verabreden willst.«
»Stimmt«, entgegnet Shana. »Dann frage ich einfach.«
Sie spaziert quer über die Bühne, und ich werde von dem Streifen gebräunter Haut in Bann gezogen, der sich oberhalb ihrer Jeans zeigt.
Während der Lunchpause hat Kellan über das neue Verbot bauchfreier Shirts geredet. Sie meint, damit werde das Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung verletzt. Tyson und ich haben gelacht, und Tyson hat ihr erklärt, dass natürlich alle Jungs
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