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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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Babe!«
    Jeden Abend ein paar Sit-ups und Liegestütze, dann geht die Verwandlung vielleicht schneller. Ich drehe mich zur Seite und werfe dem Spiegel einen hoffnungsvollen Blick zu, doch aus dieser Perspektive lässt sich nicht leugnen, dass ich ein schmächtiger Junge bin, der noch zwei Jahre auf der Highschool vor sich hat.
    Ich schiebe das Badezimmerfenster nach oben, um ein wenig Dampf entweichen zu lassen. Auf der anderen Seite der Rasenfläche, in Emmas Zimmer, ist es dunkel. Sie muss früh ins Bett gegangen sein.
    ➜
    Es ist kurz vor Mitternacht. Ich lasse den Blick durch das Zimmer wandern, kann mein Telefon aber nirgends entdecken. Ich gehe nach unten, mache das kleine Licht im Flur an und wähle die Nummer meines Bruders. In Seattle ist es drei Stunden früher, also muss ich nicht befürchten, ihn aufzuwecken.
    Nach dem zweiten Freizeichen meldet sich Davids Stimme. Im Hintergrund höre ich lachendes Fernsehpublikum.
    »Hier ist Josh«, sage ich. »Stör ich dich?«
    »Ich bin im College«, antwortet er, »esse eine Schüssel mit Lucky Charms und sehe gerade die letzte Folge von Der Prinz von Bel-Air .« Sollte David morgen zufällig bei uns anrufen, wird er unseren Eltern garantiert erzählen, dass er Tag und Nacht büffelt.
    »Mom und Dad haben das heute auch geschaut«, sage ich. »Erschreckt es dich nicht, zu wissen, dass du denselben Humor hast wie sie?«
    »Ein bisschen schon«, antwortet er. »Aber es ist immerhin Will Smith! Jedes Mal wenn er den Titelsong rappt, muss ich übrigens an deinen eigenen Rapversuch auf der Junior High …«
    »Schon gut«, unterbreche ich ihn. »Deshalb habe ich nicht angerufen.
    »Also was gibt’s, RedSauce?«
    »Da ist so ein Mädchen …«
    Ich höre, wie er den Fernseher ausschaltet. »Ist sie süß?«
    »Sie ist fantastisch! Jeder Junge auf der Schule ist verrückt nach ihr.«
    »Und sie interessiert sich für dich?«, fragt David. »Für meinen Bruder?«
    »Nein, äh … noch nicht.« Ich atme tief durch. »Das ist schwer zu erklären, aber ich glaube, sie könnte sich … vielleicht … für mich interessieren.«
    »Du kennst sie also schon ein bisschen näher.«
    »Nein, nicht wirklich. Wir haben einen Kurs zusammen, obwohl sie eine Jahrgangsstufe über mir ist …«
    »Hast du schon mal mit ihr geredet?«
    »Nein.«
    »Noch nie?«, fragt er.
    »Nein.«
    »Okay, sie ist also mehr eine Fantasie in deinem Kopf«, stellt er fest. »Völlig okay. Du musst ihr nur irgendwie näher kommen.«
    »Das ist genau der Part, den ich nicht draufhabe.«
    »Egal was du tust«, sagt er, »geh bloß nicht zu ihr hin und frag sie als Erstes, ob sie mal mit dir ausgeht. Wenn ihr noch überhaupt nichts miteinander zu tun habt, kann ihr das ziemlich unangenehm sein.«
    »Und was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Erst mal den Ball flachhalten und dir nichts anmerken lassen«, antwortet er. »Entscheidend ist nur, dass du den richtigen Zeitpunkt nutzt, wenn er sich bietet.«
    Das war schon immer mein Problem. Ich verpasse die besten Gelegenheiten und beiße mir dann ewig in den Hintern.
    Ich wickle das Telefonkabel um meinen Finger. »Und was ist, wenn ich mir den richtigen Zeitpunkt nur einbilde, weil ich die Zeichen falsch deute?«
    »Du meinst, so wie mit Emma?«, fragt David. »Okay, das sollte dir natürlich nicht noch einmal passieren.«

Dienstag

17 ://Emma
    Ich bin schon früh in der Schule und gehe zum Büro der Schülerzeitung. Kellan muss ihre Artikel immer dienstags abgeben, doch zuvor bespricht sie noch die letzten Änderungen mit Tamika West, der Chefredakteurin. Als ich hereinkomme, korrigieren Kellan und Tamika verschiedene Texte, die verstreut auf dem langen Tisch liegen.
    »Hey, Emma«, sagt Tamika.
    Kellan schaut auf. »Was ist denn mit dir passiert?«
    »Wie meinst du das?« Vorhin habe ich meine Haare glatt gefönt und sogar ein bisschen Make-up aufgelegt, was ich für die Schule nur selten tue. Doch heute muss ich einfach mein Ego streicheln.
    »Du siehst ganz schön fertig aus«, sagt Kellan.
    »Ich bin … nur ein bisschen müde.«
    »Kannst du kurz warten?«, fragt Kellan. »Ich bin gleich so weit.«
    Ich setze mich in einen fleckigen Lehnstuhl, der in einer Ecke des chaotischen Büros steht. Überall liegen Zeitungsausschnitte, Kaugummipapiere und verbeulte Getränkedosen herum. Nachdem Tyson mit Kellan Schluss gemacht hatte, haben wir wochenlang an diesem Tisch zusammen Lunch gegessen.
    Ich höre zu, wie Kellan und Tamika über Kellans Leitartikel

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