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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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nun bergab über landwirtschaftliche Wege. Sehr weit und flachhügelig
erstreckte sich vor uns das Hochplateau der Region Xallas, bekannt für seine
Korbflechtarbeiten und ausgefallene Frauenhüte aus Stroh. Ich schätze noch
zweieinhalb Stunden und wir haben unser Ziel erreicht. So langsam ging uns
heute unser Gesprächsstoff aus. Wir trennten uns und gingen auf Sichtkontakt.
In meinem Pilgerführer hatte ich gelesen, dass es in Vilaserio kein Restaurant
gibt, dafür aber eine Bar. Ich hoffte, dass wir dort eine Kleinigkeit für unser
Abendessen kaufen könnten. Unsere Vorräte waren sehr geschrumpft, sie reichten
nur noch für das Frühstück. Eigentlich war ich mit dem Tag zufrieden, bis auf
ein paar Tropfen, war es trocken geblieben und die Wege waren gut. Viele
Horreos (Kornspeicher) haben heute an unserem Weg gestanden. Diese Art der
Fruchtspeicherung muss in Spanien schon eine lange Tradition haben, an manchen
konnte man sehen, dass sie schon ein sehr hohes Alter hatten. Leider mussten
wir heute, wie an manchen Tagen, zu viel auf Asphalt laufen, was immer sehr
ermüdend war. Der Weg stieg für eine halbe Stunde noch einmal an, es wird
bestimmt die letzte Höhe für heute sein. Morgen haben wir es einfacher, der Weg
ist mit 12,5 km sehr kurz und es geht fast alles den Berg hinunter. Nach
sechseinhalb Stunden erreichten wir Vilaserio. Die Albergue ist in einer alten
Dorfschule und wir bekamen noch zwei Betten. Der Hospitalero machte uns darauf
aufmerksam, dass wir in der Bar auch zu Abend essen könnten, was für uns sehr
erfreulich war. Helga legte sich hin und ich hatte Zeit für meine Körperpflege
und für meine Wäsche zu waschen. In der Bar bekam ich eine Flasche Vino Tinto
und hatte genügend Zeit zum Schreiben. Erst um 19:30 Uhr gingen wir zum
Abendessen, dadurch konnte Helga etwas länger ruhen. Unsere Bettruhe begann um
21:30 Uhr.

Vilaserio — Negreira
     
    12,5 km, 130
m Aufstieg, 240 m Abstieg
    Freitag, den
17. Juni 2011
     
     
    U nser
Pilgerweg ging langsam zu Ende, wir hatten fast alles erreicht. Erst kurz vor
acht Uhr verließen wir nach unserem Frühstück die alte Schule. Alle Vorräte
waren aufgegessen und wir brauchten nur noch unsere Rucksäcke zu schleppen.
Nach nur fünf Kilometer würden wir heute schon eine Bar erreichen, wir konnten
ganz sorgenfrei losgehen. Das Wetter war heute bedeutend besser und die ersten
Sonnenstrahlen verwöhnten uns schon. Es hatten nur sechs Pilger in der Schule
übernachtet und somit hatten wir einen erholsamen Schlaf gehabt. Unsere Straße
ging steil bergan und wir wurden sofort anständig gefordert. Leider hatten wir diese
Landstraße eine lange Zeit bis zur Höhe und auch ein großes Stück bergab.
Endlich vor einem Windpark zeigte der gelbe Pfeil nach links in einen Waldweg.
Wir freuten uns zu früh, nach einem kurzen Stück mündete unser Weg wieder in
die Landstraße. Die Landschaft war sehr reizvoll, weit verstreut liegen kleine
Siedlungen und Weiler. Weite Wiesenflächen wechseln sich ab mit Feldern der
Landwirtschaft. Wir erreichten A Pena und machten in der Bar unsere erste
Pause. Wir konnten uns heute Zeit lassen, bis zur nächsten Albergue sind es nur
vier Stunden. Wenn wir zu früh losgingen, würden wir dort vor der
verschlossenen Tür stehen, die meisten Albergues öffneten erst um 13:00 Uhr.
Wir beide malten uns jetzt schon aus, was wir in den zwei Tagen in Santiago
unternehmen würden. Einen Tag verplanten wir für einen Geschäftebummel, das
Angebot dort ist riesengroß. Einen Tag wollten wir uns für die Kathedrale, für
unseren Abschied Zeit lassen. Mal sehen was aus unserer Planung wird. Heute
kamen uns schon einige Pilger entgegen, auch hier in der Bar saßen einige. Wenn
man uns freundlich grüßte, grüßten wir mit einem ebenso freundlichen »buen
camino« zurück. Bei manchen Muffeln reichte auch ein Hola. Über eine Stunde
hatten wir Rast gemacht und gingen dann weiter. Unser Waldweg führte uns fast
nur durch Eukalyptus- und Eichenwälder und durch sehr kleine Weiler. Schon kurz
nach 13:00 Uhr erreichten wir unser Ziel Negreira, ein Städtchen mit 3000
Einwohnern. Unser erster Weg führte uns in den Supermarkt, endlich konnten wir
wieder alles einkaufen, was unser Herz begehrte. Da unsere Albergue eine Küche
hatte, verwöhnte ich Helga heute mit einer Paella. Zwei Flaschen Wein hatten
wir noch mitgenommen und waren wieder bepackt wie zwei Esel. Unsere Albergue
mit 32 Betten kannten wir noch vom Hinweg, sie liegt einen halben

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