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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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Kilogramm
abgenommen. Ich kann mir meine Figur doch nicht ganz ohne Süßigkeiten versauen.
Unser Weg ging wieder bergan und das auf einem langen Stück bis auf 413 m Höhe.
Wir durften wieder hinunter ins Tal und waren um 14:00 Uhr in Olveiroa an der
Gemeindealbergue in der alten Schule. Sie hat 32 Betten und ist liebevoll
eingerichtet. Daneben ein Restaurant mit Bar, was will das Pilgerherz mehr.
Heute war Faulenzen angesagt, endlich konnte ich mich rasieren, Zähne putzen
und duschen. Am Morgen hatte ich dazu keine Lust, man musste sich dann immer
einen Platz am Waschbecken erkämpfen. Jetzt hatte ich genügend Zeit zum
Schreiben und um mich mit anderen Pilgern zu unterhalten. Nach einem guten
Abendessen gingen wir um 21:00 Uhr zu Bett.

Olveiroa — Vilaserio
     
    20,7 km, 270
m Aufstieg, 180 m Abstieg
    Donnerstag,
den 16. Juni 2011
     
     
    S chon um 6:00
Uhr waren wir nach einer ruhigen Nacht aufgestanden und starteten nach unserem
Frühstück um 7:30 Uhr. Ich hoffe, dass unsere Vorräte die wir gekauft haben bis
Negreira reichen werden. Eigentlich darf es das nicht geben, dass es auf einer
Strecke von 52 km kein einziges Geschäft zum Einkaufen gibt. Ein Glück für uns,
dass zu schleppende Gewicht wurde für uns mit jeder Mahlzeit weniger. Heute
steht uns wieder eine schwere Strecke bevor. Vier Berge müssen wir besteigen,
aber das Schlimmste, es gibt nur eine Einkehrmöglichkeit nach ca. 3—4 Stunden.
Es hatte in der Nacht geregnet und wir hatten uns gefragt, welche Kleidung wir
anziehen sollten. »Komm Heinz, lass uns keine Regenkleidung anziehen,
vielleicht haben wir Glück, wie immer in den neun Wochen.« Es ist sehr stark
bewölkt, mal sehen ob das gut geht. Aus dem Ort hinaus war es ein kleines Stück
bergab gegangen. Wir überquerten den Río Jallas und nach einer kurzen Zeit ging
es kräftig bergan. Desto höher wir kamen, desto näher kamen die Wolken auf uns
zu, es war ein sehr schönes Bild. Es könnte sein, dass die Höhe oben schon in
den Wolken liegt. In der ersten Stunde durchschritten wir schon vier kleine
Weiler. Es hatte manchmal etwas getröpfelt, aber das war nicht der Rede wert
gewesen, Helga hatte Recht behalten mit dem Wetter. Die Landschaft veränderte
sich ständig, hatten wir zuerst noch schöne Hohlwege und Eukalyptuswälder mit
ihrem herrlichen Duft, so lichtete sich der Wald, desto höher wir kamen, in
weite Wiesen und Kiefernschonungen. Wir erreichten nach zweieinhalb Stunden die
Höhe Bon Xesús mit 384 m. »Komm Helga, lass uns hier eine Pause einlegen, so
eine schöne Aussicht werden wir nicht mehr bekommen.« Unten im Tal lag vor uns
der Fervenza-Stausee. Leider konnten wir unsere Rucksäcke nicht ablegen, weil
der Waldboden vom Regen noch nass war. Mein Mars und mein Wasser schmeckten mir
trotzdem. Wir blieben hier nicht allzu lange, beim Stehen drückte das Gewicht
des Gepäcks auf dem Rücken doppelt so schwer. Der Weg ging nun überwiegend
bergab und wir erreichten nach dreieinhalb Stunden den kleinen Ort Santa Marina
mit 60 Einwohnern. Das Wichtigste für uns aber war die Bar, ein leckeres Stück
Tortilla und ein großes Glas Bier und die Welt sah schon wieder viel
freundlicher aus. Über eine halbe Stunde machten wir Pause, keiner wollte als Erster
aufstehen. »Helga, hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass
unser Pilgerweg in zwei Tagen zu Ende ist, ich darf nicht daran denken? Ich
glaube die allerwenigsten haben so viel Glück gehabt wie wir. Bis jetzt haben
wir nicht die kleinste Druckstelle an unseren Füßen, keine gesundheitlichen
Probleme haben uns belastet. Meine Fischvergiftung habe ich am Anfang ohne
große Probleme überwunden. Ich denke, wenn wir wieder in Santiago sind, haben
wir Zeit genug in der Kathedrale dem dort oben zu danken. Ist dir nicht
aufgefallen, dass uns heute noch kein Pilger begegnet ist. Ich denke, die
meisten werden die Strecke mit dem Bus zurücklegen. Es könnte auch sein, dass
jeder, der in Santiago die »Compostela« bekommen hat, in Finisterre die
»Fisterrana« ausgestellt bekommt, egal ob er diese Strecke zu Fuß gegangen oder
mit dem Bus gefahren ist. Wir haben doch selber gesehen, wie ein Bus
vollbesetzt vor der Albergue angehalten hat und die Pilger kurze Zeit später
mit ihrer Urkunde raus kamen. Wir beide können später voller Stolz sagen, wir
sind den Weg als Fußpilger gegangen.« Eben noch waren wir allein auf der Welt,
nun kamen zwei Pilgerpärchen herein und wir machten Platz und gingen weiter. Es
ging

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