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Wir - die Unsterblichen

Wir - die Unsterblichen

Titel: Wir - die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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weiß das schon so genau? Und dann stand er plötzlich vor mir, groß, schwarz, zottig und Kettenrasselnd. Seine Augen glühten, und seine rote Hundezunge hing ihm breit aus dem zähnestarrenden Maul.
    Da sank ich auf die Knie und begann zu beten:
    »Lieber Gott, mach mich fromm, daß ich in den Himmel komm!«
    In meinem Gehirn höhnte die hämische Stimme des grünen Gallertgesichtes.
    »Ha, das Beten nützt dir nichts mehr. Du Nichts, du Nichts! Wo ist er denn, dein Gott?«
    Ich dachte:
    »Nur ein Gebet weit von dem entfernt, der mich ruft.«
    Die gedachten Worte waren wie Flammen, die das aufkreischende Grün fraßen, die es zum Kochen brachten, so daß es in dicken, stinkenden Tropfen vom Himmel fiel.
    Ich sah noch, wie der dichte Regen des unbeschreiblichen Ekels auf mich herabkam, und dann …
     
    Klick!
     
    »Noch fünfzehn Kilometer«, antwortete mein Vater.
    Die Räder des Rovers mahlten durch den Sand. Der Staub stand wie eine endlose Fahne hinter dem Wagen, der durch die Wüste sicher seinem Ziel entgegenrollte.
    Friedlich schliefen die Kinder.

 
Clark Darlton
 
Vom Wesen der Zeit
     
    An diesem Abend saßen wir zusammen wie schon so oft. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, unsere Diskussion an den Anfang meiner Geschichte zu stellen, aber wie dem auch sei, fest steht jedenfalls, daß sie einen Wendepunkt für den Lauf der Geschehnisse bildet. Auch halte ich es für unnötig, meine Freunde vorzustellen, denn das besorgen sie selbst in der Reihenfolge des Auftretens.
    Ich selbst nenne mich Schriftsteller, obwohl es einige Kritiker gibt, die mir diese Überheblichkeit übelnehmen. Immerhin – ich fand noch keine zutreffende Berufsbezeichnung, und schließlich behaupte ich auch nicht, ein hervorragender Schriftsteller zu sein. Es gibt ja auch gute und weniger gute Beamte oder Kritiker.
    »Es gibt nur einen einzigen Weg, die Zeit anzuhalten«, sagte Dr. Werner Cabrius, der an der hiesigen Universität einen Lehrstuhl für Physik innehatte und einen guten Ruf genoß.
    »Und der wäre?« erkundigte ich mich ein wenig erschöpft von der hitzigen Debatte, die bereits Stunden dauerte. Es war schon spät in der Nacht. »Da bin ich aber gespannt …«
    »Es ist ganz einfach, mein Freund: Sterben Sie, dann steht die Zeit für Sie immer still, und Sie können Ihr Problem vergessen. Die Zeit, das betonte ich bereits oft genug, ist vergleichbar mit dem Raum, und sie fließt nur deshalb, weil wir uns in ihr bewegen, indem wir einfach leben. Wollten Sie die Zeit zurückdrehen, müßten Sie auch rückwärts leben. Soll sie stillstehen, müssen Sie auch aufhören zu leben.«
    Ich lächelte ihm und den anderen Teilnehmern des allwöchentlichen Diskussionsabends zu.
    »So, wenn ich sterbe, steht die Zeit still? Mein lieber Doktor, das ist eine einfache Lösung, finde ich, wenigstens für Sie. Ich selbst würde den Beweis Ihrer Theorie nicht mehr erleben, eben weil ich dann tot bin. Nein, das ist keine Antwort auf unsere Fragen.«
    »Es ist meine Antwort, und sie ist subjektiv, zugegeben. Aber hat nicht jeder von uns eine andere Vorstellung vom Wesen der Zeit? Ich lehne Ihren H. G. Wells mit seiner Zeitmaschine ab, kann man mir das übelnehmen? Sie wiederum, mein Freund, wollen die Zeit mit der Lichtgeschwindigkeit besiegen, aber auch nur in einer Richtung! Haben Sie damit vielleicht das Wesen der Zeit enträtselt?«
    »Enträtselt nicht, aber ich komme ihm so auf die Spur. Ich kann durch einen theoretischen Dilatationsflug mit einem lichtschnellen Raumschiff in die Zukunft vordringen, ohne merklich zu altern.«
    »Aber Sie können nicht in Ihre Gegenwart zurückkehren!« warf Cabrius triumphierend ein. »Was hätten Sie davon?«
    »Mehr jedenfalls«, konterte ich schnell, »als würde ich Ihren Vorschlag annehmen und sterben.«
    Jack Williams, der in den vergangenen Monaten erstaunlich gut Deutsch gelernt hatte und nun jedes Wort verstand, lachte herzhaft. Es war gut, ihn lachen zu hören. Man fühlte sich in die Wirklichkeit zurückversetzt, obwohl gerade er die verrückteste Theorie über das Wesen der Zeit aufgestellt hatte. Er verglich das Vergehen der Zeit mit dem Vorbeifließen eines Stroms, an dessen Ufern man stand. Mit einem entsprechenden Boot, so behauptete er, könne man diesen Strom flußauf oder flußabwärts fahren, ganz wie es einem beliebte.
    »Wenn es eine Zeitreise gibt«, sagte Forrest Ackerbuild, ein Student aus den USA, »dann nur eine solche in körperlosem Zustand. Das habe ich immer wieder

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