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Wir - die Unsterblichen

Wir - die Unsterblichen

Titel: Wir - die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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anerkannter Wissenschaftler war er in seinen Äußerungen stets ungemein zurückhaltend, obwohl jeder wußte, daß er sich mit der technischen Möglichkeit befaßte, die Zeit zu besiegen. Man gab seiner Arbeit lediglich theoretischen Wert und beurteilte nur seine Schriften, die er in regelmäßigen Abständen herausgab. So waren wir auf ihn aufmerksam geworden und er gehörte seitdem zu unserem kleinen Kreis.
    »Ich bitte Sie, Iwan, liegt die Antwort nicht klar auf der Hand? Wenn wir einmal die Geister der Verstorbenen außer acht lassen wollen, bleibt doch nur eine Erklärung: Die Verstorbenen, die auf dem Bildschirm zu sehen waren, leben noch! Wir stehen fest am Ufer des Zeitstroms, und Curie, Vespasian und da Vinci schwimmen an uns vorüber, vielleicht in die Zukunft, vielleicht zurück in die Vergangenheit, aus der sie kamen.«
    »Und wie sollten sie das?« fragte Cabrius spöttisch. »Haben sie die Zeitmaschine erfunden?«
    »Leonardo würde ich das schon zutrauen«, warf ich ein, »aber ich glaube, in diesem Fall sollten wir nicht an eine Zeitmaschine denken, sondern mehr an verschiedene Zeitströme, die sich an manchen Punkten rein zufällig berühren oder gar überschneiden. Dadurch zerfließen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ihre Grenzen werden verwischt, und das eine kann ungehindert mit dem anderen in Verbindung treten – wenn auch unter gewissen Schwierigkeiten, wie Jacks Geschichte beweist.«
    »Sie beweist überhaupt nichts!« knurrte Cabrius böse.
    »Vor allen Dingen beweist sie nicht meine Behauptung«, sagte Koltow, »daß die Zeit nur mit der Technik zu besiegen ist.«
    »Hätten Sie recht, Iwan«, meinte Ackerbuild und hob seinen Zinkbecher mit dem roten Burgunder, »dann gäbe es dafür handfeste Hinweise. Irgend jemand in der Zukunft hätte sicherlich die Zeitmaschine erfunden und wäre zu uns in die Gegenwart oder gar in die Vergangenheit gekommen. Sein Auftauchen wäre sicherlich kein Geheimnis geblieben, und wir wüßten davon.«
    »Ich bin überzeugt, daß die Zeitmaschine eines Tages erfunden wird beziehungsweise in ferner Zukunft schon längst erfunden wurde. Daß wir keine Kenntnis davon erhalten haben, kann nur daran liegen, daß die Zeitreisenden, sobald sie in ihre relative Vergangenheit vordringen, unsichtbar und körperlos werden – oder besser: ihre Körper bleiben in der Gegenwart, und nur ihr Geist, ihr Bewußtsein also, wechselt die Zeitebene.«
    »Also hätte ich doch recht?« erkundigte sich Ackerbuild. »Nur die materielose Zeitreise erlaubt eine hinreichende Erklärung für alle theoretischen Probleme, die damit zusammenhängen, wenn vom Auftreten oder Nichtauftreten gewisser Paradoxe die Rede ist.«
    »Ich pflichte Ihnen bei, Forrest.« Koltow hob warnend den Zeigefinger und deutete damit auf den Studenten der Philosophie. »Aber vergessen Sie nicht den Unterschied, mein Freund: Sie sprechen von einer geistigen, ich von einer technischen Möglichkeit der Zeitreise. Nur in ihrer Auswirkung bleiben sich beide gleich: Beide ermöglichen den Zeitreisenden keinen Eingriff in die laufenden Geschehnisse und verhindern den Kontakt mit der anderen Zeitebene.«
    »Das Beispiel mit der Fernsehsendung beweist das Gegenteil«, sagte Jack und hätte damit die Debatte neu entfacht, wenn Cabrius nicht auf seine Uhr geblickt und geäußert hätte:
    »Es ist schon spät, meine Herren, und wir sollten daran denken, Schluß für heute zu machen. Wir kommen doch nicht zu einem Ergebnis.«
    Koltow lachte, bis ihm die Tränen kamen. Mühsam nur beruhigte er sich wieder, und als ihn alle etwas erstaunt ansahen, meinte er:
    »Ausgerechnet Cabrius muß das sagen! Er, der nicht an die Zeit glauben will, stellt fest, daß es spät sei! Menschenskind, Werner, stellen Sie doch Ihre Uhr um zwei oder drei Stunden zurück, dann haben wir wieder Zeit. Ihrer Ansicht nach ist doch Zeit nichts als Einbildung – oder haben Sie Ihre Meinung so plötzlich geändert? Natürlich nicht, das sehe ich an Ihrem Gesicht. Aber selbst dann, wenn das Vergehen der Zeit nur eine Folge unserer Vorstellungskraft ist, wenn wir die Sklaven unserer Uhren sind, nicht mehr, also auch dann sollten wir uns klar darüber sein, daß sie fließt! Sie zerfließt! Und zwar nicht an uns vorüber, sondern mit uns.«
    »Trotzdem ist es jetzt bereits zwei Uhr morgens, Koltow, und auch Sie können das nicht ändern!« Cabrius war richtig ärgerlich. »Oder glauben Sie im Ernst, daran könnte das Zurückstellen der Uhr etwas

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