Wir - die Unsterblichen
Stahlblock fahndete, den er übrigens für absolut unbedeutend hält.«
Damit verabschiedeten wir uns. Er hatte noch in der Universität zu tun, während ich mir noch einige Zeitschriften besorgen wollte, die Farbaufnahmen der letzten Mondlandung brachten …
Ackerbuild wohnte bei einer reizenden Familie in einer großen möblierten Wohnung am Stadtrand. Da wir uns nur alle fünf Wochen einmal bei ihm trafen und der Student ansonsten ein solider Mieter war, hatte niemand etwas gegen die nicht immer ruhigen Diskussionsabende einzuwenden.
Ein besonderer Umstand schien außerdem noch die Sympathie der Familie für Ackerbuild zu fördern, die Tatsache nämlich, daß er niemals Damenbesuche empfing, sondern nur uns alte Herren, dazu noch so stadtbekannte Persönlichkeiten wie die Professoren Cabrius und Koltow.
Williams und ich trafen zuerst ein, begrüßten Ackerbuild und machten es uns in seinem hübsch eingerichteten Wohnzimmer bequem. Die Flasche mit Bourbon stand bereits auf dem Tisch, und kaum saßen wir, da brachte unser Gastgeber bereits Gläser und einige Flaschen Bier.
»Koltow hat angerufen«, sagte er und setzte sich zu uns. »Er hat noch im Labor zu tun und trifft etwas später ein.« Er schenkte ein. »Na, dann Prost, meine Herren …«
Wir tranken uns zu. Danach berichtete ich von meiner Begegnung mit Cabrius und dessen Unterredung mit Dr. Winter vom Museum. So erstaunlich die ganze Geschichte auch war, keiner von uns fand einen Zusammenhang mit Koltows Behauptung, er könne uns den Beweis erbringen, daß die Zeit durch technische Hilfsmittel zu beeinflussen sei und daß sogar ein Paradoxon hervorgerufen werden könne.
»Er blufft nur«, behauptete Williams ernsthaft. »Er will Cabrius ärgern, das ist alles. Ich bin wirklich gespannt, was er sich da ausgedacht hat. Übelnehmen könnte ich es ihm nicht, denn manchmal kann Cabrius einem schon auf die Nerven gehen mit seiner eiskalten Skepsis. Sicher, niemand von uns kann beweisen, daß seine Theorien der Wirklichkeit entsprechen, aber man kann doch zumindest sachlich darüber diskutieren. Die Wahrheit werden wir ohnehin niemals erfahren.«
»Damit rechnet auch keiner von uns«, sagte ich bedauernd. »Ich glaube jedoch, daß ein Vordringen in die Zukunft durch Zeitdilatation die einzig reale Möglichkeit einer Zeitbeeinflussung ist.«
Es klingelte. Ackerbuild ließ Werner Cabrius ein, der sich für die geringfügige Verspätung entschuldigte, einen beachtlichen Schluck Bourbon trank und sich dann erst setzte. Wir unterrichteten ihn, daß Koltow später käme. »Aha!« Cabrius setzte sein Glas auf den Tisch zurück. »Der Bursche wird sich doch nicht drücken wollen? Ausgerechnet heute?« Er sah Ackerbuild an. »Verzeihen Sie, mein junger Freund, aber ich habe vergeblich versucht, Sie heute nachmittag anzurufen …«
»Ich war mit dem Hund spazieren«, sagte Ackerbuild. »Und von der Familie war niemand zu Hause.«
»Wir bekommen nämlich noch einen Gast heute«, eröffnete uns Cabrius. »Mit Ihrem Einverständnis rechnend, habe ich Dr. Winter erlaubt, uns aufzusuchen. Er bat mich darum. Die Sache mit dem Stahlblock scheint plötzlich interessant für ihn geworden zu sein. Er müßte eigentlich jeden Augenblick hier sein, wenn er sich nicht verfahren hat. Er rief mich heute vormittag an. Seine Stimme klang anders als sonst. Vielleicht hat er etwas entdeckt, was er bei unserem ersten Gespräch noch nicht wußte.«
Dr. Winter und Professor Koltow trafen per Zufall gleichzeitig ein. Sie parkten nebeneinander vor dem Haus, stiegen aus, stutzten – und begrüßten sich dann. Sie kannten sich vom Sehen her. Gemeinsam betraten sie dann die Diele und ließen sich von Ackerbuild gegenseitig vorstellen. Dann machte der Student den Museumsdirektor mit uns anderen bekannt.
Dr. Winter mochte etwa fünfundfünfzig Jahre alt sein, machte einen seriösen und gepflegten Eindruck, begrüßte Cabrius besonders herzlich und nahm schließlich neben ihm Platz. Auf Ackerbuilds Frage nahm er den Bourbon dankend an.
Koltow saß neben mir. Ich trank ihm zu und machte dabei ein äußerst gespanntes Gesicht. Wenn er nicht blind war, konnte er mir die Fragen von den Augen ablesen.
Er war nicht blind.
»Ich muß mich noch einmal entschuldigen für mein Zuspätkommen, aber zum Glück hatte ich ja einen Unglücksgefährten.« Er lächelte Winter freundlich zu, sah dann aber in erster Linie Cabrius an. »Ich nehme an, Sie sind inzwischen meiner Bitte nachgekommen, sonst
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