Wir Ertrunkenen
gebrauchen.
Knud Erik blieb stehen und verschnaufte, bevor er ein paar wacklige Schritte auf den Hafenarbeiter zutrat, der als Nächster in der Kette stand.
«Hör mal, Kamerad», sagte der Arbeiter, «du darfst die Kette nicht unterbrechen. Das halten deine Arme nicht aus. Du musst die Steine in Bewegung halten. Sonst werden sie zu schwer.»
Er zeigte Knud Erik, wie er seinen Körper drehen musste, bevor er die Steine weiterwarf. Nun blieb Knud Erik im Rhythmus der Kette, aber jedes Mal, wenn ein Bündel Steine seine Hände durchlief, war ihm, als würden ihm die Arme aus den Gelenken gerissen. Er stand mit bleischweren Gliedern da und schnappte nach Luft, aber er gab nicht auf. Er rief seinen Trotz zu Hilfe, dieses Ungestüme, von dem er nicht wusste,
dass er es in sich trug; und es kam nicht aus seinen schmächtigen Jungenmuskeln, sondern aus einer unbekannten Quelle, die viele Jahre verschüttet gewesen war.
Der Hafenarbeiter warf ihm hin und wieder einen Blick zu.
«Du machst das gut», sagte er, aber das Mitleid in seinem Blick widersprach seinen aufmunternden Worten. Er war ein älterer Mann und schwitzte heftig, aber er besaß Routine. Bald vergaß er Knud Erik wieder. Er hatte den Akkord einzuhalten.
Jedes Mal, wenn eine Unterbrechung bei der Lieferung eintrat, war aus dem Laderaum Pinnerups raue Stimme zu hören.
«Liegt es wieder an diesem verdammten Bengel?»
In Kopenhagen hatte die Besatzung der Activ beim Löschen der Ladung zu helfen. Sie lagen im Frederiksholms-Kanal mit seinen hohen Kais aus Granit, und es war ein langer Weg bis nach oben. Der Steuermann beteiligte sich nicht an der harten Arbeit. Er saß auf einem Lukenrand und beobachtete Knud Erik, der wieder und wieder aus dem Rhythmus kam. Diesmal hatte er nicht nur die schweren Steinbündel in der Kette weiterzugeben, diesmal sollte er sie hochwerfen. Er musste jedes Mal tief in die Knie gehen, um Anlauf zu nehmen.
«Faules Schwein, Schlappschwanz, Landratte», beschimpfte ihn Pinnerup und nahm die zerbrochene Meerschaumpfeife aus dem Mund, um auf Deck zu spucken. Einer der Hafenarbeiter legte die Steine aus der Hand und ging auf den Steuermann zu.
«So etwas wollen wir hier nicht sehen», sagte er und deutete auf Knud Erik. «Das ist viel zu schwer für einen Jungen. Jetzt löst du ihn ab, damit er eine Pause machen kann.»
Pinnerup grinste und zog seine Mütze in die Stirn.
«Hast du hier vielleicht das Sagen?»
«Nein», erwiderte der Schauermann, «ich bin hier, um zu löschen. Aber vielleicht willst du es ja lieber allein erledigen?»
Er wandte sich an seine Kollegen.
«Hier ist einer der Ansicht, dass er uns nicht braucht.»
Die Schauerleute schwangen sich hoch aufs Kai und setzten sich. Einer von ihnen zog eine Zigarette heraus und zündete sie an, bevor er sie an die anderen weitergab. Sie blickten nicht in Pinnerups Richtung,
sondern begannen, sich zu unterhalten. Dabei baumelten sie lässig mit den Beinen.
Knud Erik blieb verwirrt stehen. Was hier passierte, verstand er nicht. Die Hafenarbeiter hatten unvermittelt für ihn Partei ergriffen. Sie gehörten nicht zum Schiff, sie kannten weder seine Hierarchie noch die unsichtbaren Kämpfe auf Leben und Tod. Sie schienen ihren eigenen Gesetzen zu folgen und bewiesen ihre eigene Stärke.
«Ist die Pause bald vorbei?», kam es sarkastisch von Pinnerup.
«Ja, wenn du die Hände aus den Taschen nimmst», versetzte einer der Hafenarbeiter.
Die anderen lachten beifällig.
Pinnerup schrumpfte, hier war er ein Nichts.
Plötzlich konnte Knud Erik ihn sehen: einen lächerlichen, schmutzigen Mann in geflickten Klamotten, mit einer zerbrochenen Pfeife im Mund und einem glatt rasierten Kinn, das aus einem Bart hervorstach, der am ehesten an die Behaarung eines ergrauten Orang-Utans erinnerte. Er hatte gelernt, Pinnerup zu widerstehen, und doch bestimmte der Steuermann wie eine Naturkraft oder ein Unwetter seine gesamte Wahrnehmung. Nun sah er ihn aus der gleichen Perspektive wie aus dem Masttopp – als einen ameisengroßen Mann auf einem Schiffsdeck. Er sah ihn mit dem Blick der Schauerleute.
Knud Erik kletterte aufs Kai und setzte sich neben die anderen. Er begann ebenso mit den Beinen zu baumeln wie sie.
Das war das Signal für Pinnerup. Er stand auf und ging auf Knud Erik zu. Die Hafenarbeiter richteten sich wachsam auf. Einer von ihnen schnipste die Zigarette fort. Sie landete Pinnerup vor den Füßen. Dann sprang er aufs Deck und baute sich vor Pinnerup
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