Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da senkte Juro die Stimme.
»Du nicht vergessen Handelsbanken, hä? Jetzt wir haben Zeit für Plan.«
Der Jugoslawe schien etwas Großes vorzuhaben. Snille atmete heftig. Er sollte eigentlich Abstand halten, aber …
Am nächten Morgen stand Juro in der Werkstatt und wartete auf ihn. Er gab Snille ein Zeichen, dass er reden wollte. Snille spannte sein Holzstück auf der Werkbank ein und schaltete die Drechselmaschine an, denn er wollte ein Schälchen für Kratze schreinern. Er hatte die Form schon fertig, jetzt musste er nur noch die Mulde in der Mitte aushöhlen. Kratze brauchte nämlich etwas für seinen Snus. Juro warf einen Blick auf das Holzteil.
»Mensch, du können das?«
»Manchmal, da …«
Juro warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass niemand sie hörte.
»Du. Das meiste sein fertig, aber scheiße, das Schloss …«
»Aha«, murmelte Snille. »Zum Tresorraum?«
Er nickte.
Snille schnappte nach Luft. Auf der einen Seite wollte er alles über das geplante Verbrechen wissen, besonders wohin sie die Beute schleppen wollten – auf der anderen wollte er sich von der Jugomafia möglichst fernhalten. Rentnerdiebstähle und Mafia waren irgendwie nicht dieselbe Kategorie. Doch bei dem ultimativen Verbrechen ging es darum, dass jemand anders die Tat beging, während die fünf sich um die Beute kümmerten. Und dafür musste er natürlich informiert sein, wo sie sich befand. Also stellte er die Drehbank ab.
»Die Sache läuft schon?«, Snille warf Juro einen schüchternen Blick zu. Die Tätowierung auf seinem Arm zeigte eine brennende Fackel, ein Messer und ein Schwert. Ganz oben an der Schulter grinste ein Totenkopf.
»Ich nur muss loswerden Fußfessel«, sagte Juro.
Snille atmete tief durch. Wieder diese Fußfessel. Sollte er was dazu sagen? Nein, lieber nicht.
»Hör mal, ein Banküberfall ist zu riskant. Außerdem haben die Banken heute so wenig Bargeldbestände. Kapert doch lieber einen Geldtransporter.«
Juros Augen blitzten auf.
»Nur viel Schießerei.«
»Nein. Finde raus, welche Wagen sie fahren. Die müssen bestimmt auch jedes Jahr zur Inspektion? Dann hast du da deine Mechaniker, die das erledigen.«
Juro zog fragend die Augenbrauen hoch, zuckte mit den Schultern und wartete auf die Fortsetzung. Doch Snille stellte seine Drechselbank wieder an, weil er merkte, dass er Zeit zum Überlegen brauchte.
In der Pause wollte er einen neuen Angelhaken ausprobieren, aber er kam nicht weit, denn Juro war ihm zur Brücke gefolgt.
»Was zum Teufel sein das?«, fragte er und zeigte auf die ausziehbare Angel, die mehrere Haken mit Widerhaken an der Leine hatte. Snille dachte sich, dass er so etwas in Zukunft eventuell brauchen konnte – beim Fallrohr zum Beispiel.
»Hast du mal darüber nachgedacht, wie oft Fische vom Haken wieder abgehen? Jetzt bleiben sie hängen«, sagte Snille und zog ein Stück der Leine mit den Widerhaken heran.
»Aber wie … tut weh, oder?«
»Nein, nein. Du nimmst Krummhaken, die lösen sich im Wasser sogar auf.«
»Ach so«, sagte der Mafiaboss und schaute verwundert drein. Er setzte sich.
»Du, dieser Geldtransport. Mechaniker sollen machen, oder?«
»Dafür müsste ich noch mehr über die ganze Sache wissen«, antwortete Snille und vermied es, Juro anzuschauen.
»Wir stoppen Auto. Nagelketten und Sturmgewehre. Dann Auto sprengen und direkt fahren nach Djursholm mit Säcken.«
»Vergiss die Sturmgewehre«, sagte Snille. »Die Transportbegleiter sind nicht bewaffnet. Manipulier doch lieber die Schlösser. Mehr braucht es nicht.«
»Geldtransporter – kein Fahrradschloss, großes Schloss …« Juro zeigte das Maß mit seinen Klodeckelhänden. Snille öffnete die Angelkiste mit Senker, Haken und Blinker und zeigte auf das Schloss. Dann nahm er das Kaugummi aus dem Mund, stopfte es zwischen den Riegel und die Aushöhlung und machte es zu.
»Jetzt denkt man, das Schloss sei eingerastet, aber es sieht nur so aus. Es ist nicht richtig zu.« Er zog einmal ruckartig am Deckel, und ohne Schlüssel ging das Schloss auf. »Das Einfache ist am schwierigsten, verstehst du?«
Juro machte Stielaugen.
»Wenn die Wagen in die Werkstatt kommen, dann sind Mechaniker von euch da. Sie höhlen das Schloss am Riegel ein bisschen aus und füllen die Kuhle mit ein paar Metallspänen und Harz, dass man nichts sieht. Die Türen schließen wie gewohnt, und alles scheint in Ordnung zu sein. Aber sie lassen sich
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