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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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öffnen. Ich versprech’s.«
    »Harz? Die lachen mich aus, Scheiße.«
    Snille brach in schallendes Gelächter aus.
    »Ich habe ja gesagt, dass ich kein Experte bin. Oder mach es so: Die Geldtransporter holen die Devisen von den Banken in der Innenstadt. Postsäcke, die ins Ausland sollen. Tausch die Säcke gegen andere aus, die gleich aussehen und mit Falschgeld befüllt sind. Transportier sie nach Arlanda. Wasserdicht. Dass das Geld nicht echt ist, bemerken die erst in London, und da können sich die Wachmänner dumm und dusselig suchen.«
    »Du verdammt nicht dumm«, sagte der Jugo.
    »Heute sind viele mit Geldtransporten unterwegs. Da wird massenweise Geld auf Räder verpackt, das nur darauf wartet, eingesammelt zu werden«, fuhr Snille fort. Und dann erläuterte er sehr ausführlich, wie die Geldtransporte in Hallunda, Gustavsberg und an ein paar anderen Orten überfallen worden waren, und legte dar, was man hätte besser machen können. Er würzte seine Geschichten mit Details, die er im Gefängnis in Täby aufgeschnappt hatte, und hoffte, dass er einen so kompetenten Eindruck machte, dass Juro mit ihm über den Diebstahl sprechen würde. Dann würde er sich vielleicht verplappern und verraten, wo sie die Beute verstecken wollten.
    »Wenn dir die Sache mit dem Schloss nicht gefällt, habe ich noch eine andere Idee«, fuhr Snille fort. »Wie wäre es mit einer Polizeikontrolle? Verkleidet euch als Polizisten. Wenn das Auto anhält und sie die Scheibe runterkurbeln, dann werft ihr irgendwas Betäubendes in den Wagen. Vielleicht Äther, was weiß ich. Wenn die Wachleute eingeschlafen sind, habt ihr jede Menge Zeit, das Geld herauszuholen.«
    »Satan! Mensch, du bist dabei«, sagte Juro.
    »Nein, nein, lass mich aus dem Spiel«, sagte Snille. »Das Gefängnis ist nichts für mich. Ich bin zu alt dazu. Das hier ist meine letzte Reise. Nie mehr wird mich ein Wärter einschließen und mir sagen, wann ich essen und wann ich schlafen soll. Meine letzten Jahre möchte ich in Ruhe und Frieden verbringen. Du wirst das verstehen, wenn du älter wirst.«
    »Aber …«
    »Und dann mein Herz«, fügte Snille hinzu und legte seine geäderte Hand auf die Brust. Er wollte Juro ganz in dem Glauben wiegen, dass seine kriminelle Karriere beendet war. Obwohl seine Verbrecherlaufbahn ja gerade erst begonnen hatte … »Ja, es ist nicht leicht, alt zu werden, aber nach dem Diebstahl … Habt ihr übrigens mal überlegt, wo ihr die Säcke lagern könnt?«, fragte er beiläufig und hoffte, dass Juro ihm sein Interesse nicht anmerkte.
    »Im Elfer.«
    »Elfer?«
    »Ja, Weinkeller von Schwiegermutter im Skandiaväg. Jesus, sie hat Riesenhaus du, wie Schloss du wissen, mit große Zaun. Dann Auto nach Dubrovnik und …«
    Juro verstummte, als sich einer der Wärter näherte, und Snille warf schnell seine Angelschnur aus. Er starrte auf den Schwimmer. Juro war gesprächiger gewesen, als er zu hoffen gewagt hatte. Wenn die Jugos ihr Diebesgut wirklich in diesen Weinkeller brachten, hätten die fünf ihre Chance. Jetzt musste er nur noch den Zeitpunkt des Überfalls herausbekommen, ohne dass Juro misstrauisch würde. Aber so einfach war das nicht. Und dann mussten sie nicht nur an der Polizei vorbei. Die Seniorengang musste auch noch die Mafia ausdribbeln.
    Am Abend holte Snille Stift und Papier heraus und schrieb ein Gedicht für Märtha. Diesmal wurde es noch kryptischer als sonst, und er war sich nicht sicher, ob Märtha es verstehen würde. Auf der anderen Seite wagte er es nicht, präziser zu sein. Wer die Jugo-Mafia beklaute, dem war seine Strafe sicher.

59
    Märthas erster Freigang war nicht so, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Sie hatte gedacht, sie könne »leicht verkleidet« in die Prinzessin-Lilian-Suite hineinspazieren und nachsehen, ob mit dem Fallrohr alles in Ordnung war. Aber anstatt zwei Stunden für sich zu sein, hatte sie zwei Aufpasser an den Fersen. Und eine von denen war der Pferdeschwanz, dieses steinerne Gesicht, das sie bei der Ankunft in Hinseberg untersucht hatte. Dieses humorlose Wesen ließ seinen Gefangenen nicht aus den Augen, folgte ihr auf Schritt und Tritt, so dass Märtha sie mehrfach mit dem Rollator beinahe umfuhr.
    »Passen Sie doch auf«, zischte Märtha voller Trotz, aber sie wusste natürlich, dass sie sich beherrschen musste. Es wäre dem Pferdeschwanz eine Freude, sie dafür dranzukriegen, wenn sie die Gelegenheit bekäme. Je mehr Monate Gefängnisstrafe Märtha bekam, desto glücklicher wäre

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