Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
Vom Netzwerk:
ihre Wächter schon bei ihr waren. Sie tat so, als bekäme sie einen Hustenanfall und zwischen den Hustensalven kaute sie schnell den Zettel klein. Igitt, wie miserabel das schmeckte. Aber so machte man es immer in den Krimis. Sie drehte sich um.
    »Komisch, ein Umschlag ohne Inhalt«, sagte sie. Und bekam eine neue Hustenattacke von einem Papierfetzen, der ihr im Hals steckengeblieben war.

60
    Das konnte doch nicht wahr sein! Schwester Barbro zitterte vor Aufregung. Das kriminelle Chorgrüppchen war auf dem Weg zurück ins Heim! Wegen guter Führung durften sie nach ein paar Monaten in einer offenen Anstalt wieder im Haus Diamant wohnen. Das Problem war, dass sie ihre Miete lückenlos bezahlt hatten und sie – wie das Sozialamt mitteilte – die alten Leute nicht abweisen konnte. Zudem hatte Ingmar mit der Sache überhaupt kein Problem, er freute sich sogar richtig.
    »So ein Glück«, hatte er gesagt. »Jetzt schauen die Leute auf uns. Die Medien werden bestimmt verfolgen, was die Alten machen, und Reportagen bringen. Kannst du dir eine bessere Reklame vorstellen? Das Haus Diamant wird in aller Munde sein, und dann können wir die Eigenanteile erhöhen. Liebling, denk nur, was für eine Chance!«
    Schwester Barbro hatte versucht ihm zu erklären, dass diese fünf ein äußerst schlechtes Beispiel gäben, und sie hatte vor dem Chaos gewarnt, das die alten Leute anrichten konnten. Aber dafür zeigte er wenig Verständnis.
    »Aber liebe Barbro, das ist doch dein Job. Dafür wirst du bezahlt. Und du hast doch bestimmt deine Arbeitsplatzbeschreibung nicht vergessen: › … sich um die Senioren zu kümmern und sie zu pflegen .‹«
    »Aber sie sind kriminell!«
    »Sie haben ihre Strafe abgesessen, und es ist ihr gutes Recht, wieder in die Gesellschaft aufgenommen zu werden. Jetzt können wir allen zeigen, wie gut wir uns um arme, ausgestoßene, alte Menschen kümmern. Sie bekommen bei uns die Pflege und Hilfe, die sie benötigen.«
    »Aber sie sind doch weggelaufen.«
    »Gerade deswegen. Kümmere dich um sie, sei fürsorglich. Fürsorge , verstehst du, ist ein Wort, das die Stadt gerne hört.«
    »Was …?« Schwester Barbro schnappte nach Luft. »Aber wollten wir nicht sparen?«
    »Aber ein herzliches Wort, eine liebevolle Berührung … Das kostet doch nichts. Das ist Fürsorge. Und solange die Presse ein Auge auf uns hat, werden wir uns vorbildlich verhalten. Das hilft uns sehr, wenn wir neue Seniorenheime eröffnen. Ich habe schon zwei neue Häuser im Visier, und da gibt es eine Menge zu tun. Wir müssen umstrukturieren. Ich dachte daran, dir die Übernahme und die Verwaltung zu übertragen. Und in der Zeit würde Katja dich im Haus Diamant vertreten.«
    »Ich soll das Diamant abgeben?« Barbro schossen tausend Gedanken durch den Kopf, hatte sie wirklich richtig gehört?
    »Nein, nein, nur vorübergehend. Und mach dir nicht so viele Gedanken, Liebling. Bald steigst du auf und bekommst eine leitende Stellung. Drei Heime werfen mehr Gewinn ab als eines. Durch die Scheidung brauche ich Geld. Meine Liebste, willst du mich bei alldem unterstützen? Ich brauche noch mehr Leute in der Konzernleitung. Als Teilhaber. Du und ich.«
    Er nahm sie in die Arme, und da vergaß sie alles um sich herum. Endlich hatte er das Wort Scheidung erwähnt und von einer gemeinsamen Zukunft gesprochen. Als er die Arme fester um sie schlang und ihr heiße Worte ins Ohr flüsterte, drückte sie die Handfläche an seine Brust und flüsterte.
    »Bald Ingmar, bald sind wir dran …«

61
    »Jetzt sind wir wieder da. Ich fasse es nicht«, sagte Anna-Greta, schob den Schleier ihres Hutes hoch und sah sich um. Im Gemeinschaftsraum entspannten sich ein paar alte Männer bei einer Partie Schach, Frau Dolores schlummerte in ihrem Liegestuhl, und zwei ältere Frauen, die sie noch nie gesehen hatte, strickten Strümpfe.
    »Sagt man nicht immer, dass man alte Bäume nicht verpflanzen soll? Und wir werden zwischen Untersuchungshaft und Gefängnissen hin und herbugsiert, um am Ende wieder bei ›Start‹ zu stehen« , seuftzte Stina. »Dass wir jetzt wieder hier sind. Einmal im Kreis …«
    »Moment mal. Vergiss nicht das Grand Hotel. Darauf hättest du doch bestimmt nicht verzichten wollen? Und im Diamant sind wir doch nur übergangsweise. Sehr übergangsweise«, sagte Märtha und zwinkerte.
    »Dass sie uns überhaupt wieder aufnehmen! Wir könnten ja auf die anderen einen schlechten Einfluss ausüben«, wieherte Anna-Greta.
    »Das Haus Diamant hat,

Weitere Kostenlose Bücher