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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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gestört werden. Dolores hatte Katja gebeten, ihren Sohn zu verständigen, und er hatte versprochen zu kommen. Da bat Märtha erst Anna-Greta und dann Stina, es bei Dolores zu probieren, um einen Blick auf den Trolley zu werfen, doch Dolores verweigerte jedem den Zutritt. Nicht einmal Katja durfte hinein. Als es Abendessen gab, stellten sie ihr einen Servierwagen mit einem Teller Essen vor die Tür, der am nächsten Morgen leer war. Doch Dolores ließ sich nicht blicken. Märtha seufzte. Alles war so kompliziert geworden, und sie wusste überhaupt nicht, was sie tun sollte.
     
    In der Nacht fand sie keine Ruhe. Sie musste sich diesen Einkaufstrolley anschauen. Wenn Dolores’ Sohn am nächsten Tag zu Besuch kam, konnte es passieren, dass er den Trolley im schlimmsten Fall wieder mitnahm. Doch zuvor musste sie Klarheit haben. Märtha hatte noch immer den Generalschlüssel bei sich. Natürlich brach man nicht bei anderen Leuten ein, aber sie könnte ja so tun, als habe sie sich in der Tür geirrt.
    Schläfrig zog sie sich ihren Morgenmantel über und schlich durch den Gemeinschaftsraum hinüber zu Dolores’ Zimmer. Sie drückte den Türgriff und merkte, dass nicht abgeschlossen war. Vorsichtig öffnete sie die Tür, blieb aber auf der Schwelle stehen. Du liebe Zeit, sie konnte kaum etwas sehen! Sie hatte völlig vergessen, dass sie bei Dunkelheit längst nicht mehr so gut sah wie in jungen Jahren. Leise schlich sie zurück in ihr Zimmer zurück und suchte nach der Kappe von Snille. Es brauchte eine Weile, doch dann fand sie sie und setzte sie auf. Noch einmal begab sie sich zu Dolores’ Zimmer. Dort schloss sie nun die Tür hinter sich, atmete tief durch und knipste das Licht im Schirm an. Ein schwaches, bläuliches Licht verteilte sich im Raum, und gespenstische Schatten flackerten über die Wände. Erschreckt machte Märtha ein paar Schritte zurück und wäre beinahe vor Angst in Ohnmacht gefallen, als sie merkte, dass diese Lichtspiele von ihren Lichtdioden an der Kappe stammten.
    Die Alte schlief tief und fest, und jeder Atemzug wurde von einem lauten, zischenden Schnarchton abgerundet. Märtha hielt Ausschau nach dem Trolley. Verdammter Mist, der Wagen stand direkt an ihrem Nachttisch, ganz nah an Dolores’ Gesicht. Was hatten sie in Hinseberg erzählt … Wie gelang es am besten, sich anzuschleichen? Die Gedanken trübten ihren schläfrigen Kopf, und sie beschloss, weniger nachzudenken und stattdessen zur Tat zu schreiten. Lautlos schritt sie vor ans Bett und streckte die Hand nach dem Trolley aus. Dolores atmete schwer, dann drehte sie sich mit einem Mal um, so dass ihr Gesicht fast schon den Griff des Trolleys berührte. Märtha hielt die Luft an, knipste das Licht aus und stand mucksmäuschenstill. Die Alte konnte jederzeit aufwachen und schreien, doch kurz darauf atmete Dolores wieder ruhig und tief. Als sie zu schnarchen begann, wagte es Märtha, an den Griff zu fassen und den Einkaufstrolley langsam und vorsichtig aus dem Zimmer zu ziehen.
    Zurück in ihrem eigenen Raum stellte sie den Wagen auf den Boden und öffnete das Schloss. Selten war etwas so spannend gewesen. Dolores’ Sohn arbeitete auf den Finnlandfähren, und dieser Fleck könnte ein Ölfleck sein. Wenn nun … Obwohl, wenn er einen Trolley nach dem Sturm auf dem Autodeck gefunden hätte … dann hätte er doch sicher nachgeschaut, was darin verstaut war, bevor er ihn seiner Mutter geschenkt hätte. Aber da waren ja noch mehr Trolleys an Deck gewesen. Möglicherweise hatte er in den anderen nachgeschaut und gedacht, im dritten sei derselbe Inhalt. Doch der blaue Handgriff machte sie stutzig, das konnte sie sich nicht erklären. Jetzt musste sie nachschauen. Sonst würde sie sich das nie verzeihen. Das Zeitungspapier raschelte und ein paar alte Decken fielen zu Boden. Ungeduldig fuhr Märtha mit der Hand tief hinein. Da fühlte sie noch mehr Zeitungspapier und noch mehr weiche Decken. Mein Gott, sollten das Dolores’ Millionen sein? Märtha riss das Papier heraus und tastete weiter unten nach. Immer noch Zeitungspapier, aber war da nicht auch noch etwas anderes? Ja, das konnte man fühlen. Märthas Herz schlug schneller, und nun kippte sie den ganzen Inhalt einfach auf den Boden. Mein Gott! Fünfhundertkronenscheine! Schein für Schein segelte auf den Boden, und kurz darauf war alles mit Geldscheinen übersät. Sie hatte recht gehabt, dies war der zweite Einkaufstrolley. Aber wo um alles in der Welt sollte sie jetzt so viel Geld

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