Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
Stina, die wieder einmal erkältet war und kaum ein ›m‹ oder ›n‹ hervorbrachte.
Da erzählte Märtha von ihrer nächtlichen Expedition zu Dolores und berichtete, wie viel Geld sie gesehen hatte.
»Das können ungefähr fünf Millionen gewesen sein.«
Ein Säuseln ging durch die Rentnerrunde, und Kratze setzte sich kerzengerade auf.
»Fünf Millionen!«
»Sch«, machte Märtha, ging zum Bett und klopfte auf die Bettdecke. »Das Geld ist hier. Aber derjenige, der die Bilder jetzt hat, verlangt einen Finderlohn. Verstecken Sie 100000 SEK in einem Kinderwagen. Stellen Sie ihn am 30. Oktober um 13 Uhr hinter dem Grand Hotel ab , stand auf dem Zettel.«
»Ein Zettel? Kann ich den mal sehen?«, fragte Kratze.
»Tut mir leid, ich habe ihn aufgegessen. Vernichtung von Beweismitteln, weißt du.«
»Bitte keine Bürokratie«, murmelte Kratze.
Märtha entschuldigte sich und erzählte von den zwei Wärtern und wie sie in der letzten Sekunde die Mitteilung heruntergeschluckt hatte.
»Heute Nacht habe ich hunderttausend als Finderlohn in die Kissen gesteckt. Also zweihundert Fünfhunderter, wenn ich mich nicht verzählt habe. Seid ihr einverstanden, dass wir hunderttausend Kröten in den Kinderwagen legen?«
»Kröten?«
»Na ja, das Geld natürlich«, sagte Märtha.
»Kinderwagen«, überlegte Stina, die sich nun die Nase geschnäuzt hatte und wieder in der Lage war, m und n auszusprechen. »Da können uns Anders und Emma sicherlich helfen. Ich biete ihnen an, auf die Kinder aufzupassen, und dann leihen wir ihren Kinderwagen. Malin ist ja jetzt sechs Monate alt. Das passt perfekt.«
»Das Baby auch? Sechs Monate alt und schon kriminell?«, fragte Anna-Greta mit einem Ponywiehern.
»Ach was, so schlimm wird das schon nicht sein«, beruhigte sie Märtha, doch der Plan, den sie ausgeheckt hatte, lief genau darauf hinaus. Sechs Monate, und schon kriminell.
64
Glücklicherweise fiel kein Regen und auch kein Schnee. Perfektes Wetter für zwielichtige Geschäfte.
»Jetzt müssen wir besonnen und ruhig vorgehen«, sagte Märtha und beobachtete die Straße. Ihre Stimme war angespannt, das merkte sie selbst. Immer noch kein Lieferwagen, wo blieb der bloß?
»Mach dir keine Sorgen. Das klappt schon«, sagte Snille.
»Aber wenn uns jemand ertappt«, meinte Märtha.
»Daran hättest du denken müssen, bevor du vier Kartons Windeln und einen Kinderwagen bestellt hast«, murmelte Stina. Sie war noch immer beleidigt, dass es nicht nach ihrer Nase gegangen war. Emma und Anders besaßen natürlich Kinderwagen und Decken, und sie hatte nicht begriffen, warum Märtha Geld verschwendete, indem sie unnötige Dinge kaufte.
»Mutterliebe ist nicht gut für strategisches Denken«, war Märthas Antwort, und Stina war seitdem schlecht gelaunt. Märtha wollte versuchen, ihre Freundin wieder froh zu stimmen, doch nicht hier und nicht jetzt. Schließlich warteten sie gerade auf »Die große Lieferung«. Die Zustellfirma hatte sie benachrichtigt, dass der Wagen auf dem Weg sei, und alle fünf waren nach unten auf die Straße mitgekommen. Während sie warteten, berichtete Anna-Greta, wie sie einen Kinderwagen mit Sonnenschirm, Babydecken und mehrere Jumbopackungen umweltfreundliche Windeln im Internet bestellt hatten. Sie musste dann nur noch als Zahlungsweise ›bar‹ angeben und die Bestellung zum Altersheim liefern lassen.
»Was für ein Glück, dass wir dich haben«, sagten die anderen übereinstimmend, und da sah Anna-Greta so glücklich aus, dass sich alle freuten.
Zwei Tage zuvor hatten sie nämlich eine große Einkaufssitzung gemacht. Der erste Punkt der Tagesordnung war »passende Windeln« gewesen. Geduldig hatten sich alle Stinas Gerede über Malin und ihre nächtliche Verdauung angehört. Stina plapperte fröhlich von ihrem Enkelchen und teilte mit, wie viel Pipi eine umweltfreundliche Windel aufnehme – obwohl es jetzt ja eigentlich darum ging, in welcher Windel man die meisten Scheine verstecken konnte. Snille und Kratze gähnten, Anna-Greta trommelte mit den Fingern auf dem PC herum, und Märtha versuchte, die Diskussion in vernünftige Bahnen zu lenken.
»Die Windeln sollen nur die Fünfhundertkronenscheine verbergen, meine Liebe«, sagte sie. »Der Stoff muss die Scheine vollständig verdecken, und außerdem sollte die Windel einen guten Auslaufschutz haben, damit kein Schein an der Seite herausragt. Ich stimme für Pampers.«
Snille, Kratze und Anna-Greta streckten sofort die Hände hoch, und damit
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