Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
durch Blasinstrument und Klavier, und wenn eine Platte hakte und niemand etwas dagegen unternahm, dann fragte sich Märtha, was sie eigentlich gerade machten.
Als feststand, dass Anna-Greta ihnen die hunderttausend Kronen für den Finderlohn auslegen würde, breitete sich eine angenehme Ruhe aus. Sie tranken in Märthas Zimmer ihren Tee mit Moltebeerenlikör und plauderten fröhlich über ihre Erlebnisse, bis Anna-Greta schließlich aufstand und mitteilte, sie hätte jetzt wichtigere Dinge zu tun.
»Ihr wisst schon, die Überweisungen«, sagte sie mit feierlicher Stimme und betonte, dass sie dabei nicht gestört werden wolle. Den ganzen Abend verbrachte sie dann vor dem PC und erledigte die Überweisungen »online«. Langsam und umständlich verteilte sie das Geld zwischen Stina, Märtha und sich, um am nächsten Tag beim Frühstück stolz zu verkünden, dass es nun soweit wäre und sie mit dem Taxi zur Bank fahren könnten.
Dort war es sehr voll, und die Freundinnen schlenderten hin und her, bevor Anna-Greta endlich an die Reihe kam. Sie gab ihnen ein Zeichen, dass es soweit sei, und so gingen sie gesammelt vor zur Kasse. Märtha meinte flüsternd, dass es vielleicht verdächtig wirke, wenn sie alle zusammen an den Schalter gingen, doch Anna-Greta hielt dagegen.
»Es geht um mein Geld, und da entscheide ich.«
Die Kassiererin lächelte sonnig, als sie mit ihren Rollatoren angeschoben kamen, doch sie wurde ganz blass, als sie die Summen auf den Auszahlungsscheinen sah.
»So viel Geld haben wir nicht vorrätig.«
»Doch, doch. Ich habe bereits angerufen und es angemeldet. Das muss man heute, wenn man höhere Beträge abheben will«, erklärte Anna-Greta.
Die Kassiererin macht ein skeptisches Gesicht, entschuldigte sich und verschwand, um sich mit einem Kollegen zu besprechen. Nach einer Weile kam sie zurück und sah Anna-Greta mit Bedauern an.
»Wir haben noch ein kleines Problem. Das Konto weist keine Deckung auf.«
»Hören Sie auf. Ich habe mein Gespartes gestern online überwiesen. Das ist Ihnen doch sehr recht, wenn wir das nutzen. Schauen Sie doch bitte nach, wie viel Geld auf meinen Sparkonten liegt.«
»Da muss leider irgendetwas schiefgegangen sein. Da ist nichts.«
»Aber ich habe die Maus in die Hand genommen und geklickt«, widersprach Anna-Greta.
»Was haben Sie genommen?«
»DIE MAAAAAUS, habe ich gesagt«, schrie Anna-Greta.
Die Kassiererin zuckte zusammen, und Märtha bemerkte, dass sie Mühe hatte, ernst zu bleiben.
»Manchmal ist es mit dem Internet nicht so einfach«, versuchte die junge Frau Anna-Greta zu trösten.
»Sie müssen nicht glauben, dass ich keine Maus bedienen kann, nur weil ich älter bin«, zischte Anna-Greta.
Aus den Büroräumen war vereinzeltes Lachen zu hören, und die Kassiererin verdeckte ihren Mund diskret mit der Handfläche.
»Wir hatten gestern ein paar Probleme mit den Daten. Möglicherweise hat die Überweisung deswegen nicht geklappt. Wir werden das kontrollieren«, sagte sie.
»Ich habe selbst bei dieser Bank gearbeitet und bin seit vierzig Jahren Kunde bei Ihnen«, polterte Anna-Greta, so dass der Schleier ihres Hutes zu flattern begann. »So lasse ich mich nicht behandeln.«
Märtha betrachtete das Schauspiel. Auch heute kein Pferdewiehern. Anna-Greta bewegte sich gerade in die Tonlage, die Glas zerspringen ließ.
»Wenn Ihnen das Online-Banking zu kompliziert ist, dann bevorzugen Sie vielleicht das Telefon-Banking?«, fragte die Kassiererin, weil sie freundlich sein wollte.
»Telefon-Banking? Meine Liebe. Haben Sie mal überlegt, warum ich so laut spreche. Ich HÖÖÖÖRE SCHLECHT«, schrie sie.
Die Schlange hinter ihnen wurde immer länger, die Wartesitze waren nun alle belegt. Da ging die Tür zur Filiale auf, und ein Mann in einem maßgeschneiderten Anzug steuerte auf sie zu.
»Kommen Sie bitte morgen wieder, dann haben wir den Vorgang überprüft«, sagte er höflich und hielt ihr einen Stift mit dem Logo der Bank hin. Dann machte er einen Diener und wies ihnen freundlich, aber bestimmt den Weg zur Tür.
Als die drei ins Haus Diamant zurückkamen, war die Stimmung getrübt. Anna-Greta schloss sich in ihrem Zimmer ein und wollte mit niemandem reden, Märtha setzte sich in den Gemeinschaftsraum und versuchte nachzudenken, und Stina feilte ihre Fingernägel, die sie schon gesäubert hatte. Keiner sprach ein Wort. Weder der Kaffee noch der Hefezopf schmeckte ihnen. Bis zum Wochenende sollte der Kinderwagen voller Geld sein, ansonsten bekämen
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