Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
hatte. Und beinahe hätte sie sie zerstört! An dem Abend, als sie aus Versehen überall Blaubeersuppe verspritzt hatte, hätte es ganz schlimm ausgehen können. Sie war gerade aus der Küche gekommen und hatte sich aufs Sofa setzen wollen, da war sie gestolpert, und der Tellerinhalt hatte die ganze Wand bespritzt. Die Bilder hatten die meiste Blaubeersuppe abbekommen. Die schöne, graue Uniform des Königs war nun bläulich gesprenkelt, und Silvia hatte eine Ladung blaulila Schmiere genau dort ins Gesicht bekommen, wo sie geliftet worden war. Zum Glück hatten die Bilder die Flüssigkeit aufgesaugt, so dass die Gemälde darunter unbeschadet blieben, doch die Königsbilder hatten sich gewellt und abgelöst. Nicht nur, dass sie einen verdächtigen Besuch von jemandem bekommen hatte, der sich als ihre Kusine ausgab, sie hätte nun auch um ein Haar einen ganzen Kunstschatz zerstören können. Höchste Zeit, die Bilder loszuwerden, bevor wirklich noch etwas passierte.
Am selben Abend hatte sie dann die Mitteilung an die Alten geschrieben. Sie war davon ausgegangen, dass sie von dem Diebstahl noch Geld übrig hatten, und fand hunderttausend als »Finderlohn« eine angemessene Summe. Nicht zu viel und nicht zu wenig, sondern sehr realistisch. Mehr Geld wäre ihr unanständig vorgekommen. Natürlich hatte sie mit dem Gedanken gespielt, eine halbe Million zu verlangen, doch da würde sie selbst zum Verbrecher werden, fand sie. Die hunderttausend waren mehr eine Entschädigung für ihre Arbeit, denn ein bisschen stand ihr doch wohl auch zu dafür, dass sie die Bilder aus dem Lager gerettet hatte? Jetzt würde sie für den Rest des Semesters gratis essen und wohnen können, und Geld für Kleider und Reisen wäre auch noch übrig. Mehr brauchte sie nicht. Schon am nächsten Tag, als sie im Grand Hotel zum Putzen war, schritt sie zur Tat. In einem unbeobachteten Moment deponierte sie den Brief an Märtha an der Rezeption.
Aber mit den Bildern musste sie ja auch etwas unternehmen. Sie konnte die blaubeergefleckten Königsbilder nicht über dem Sofa hängen lassen. Die Lösung fand sie auf einer Antikmesse in Kista, die sie zwei Tage später besuchte. Dort hatte sie das weinende Mädchen und den Schiffer mit dem Südwester und der Pfeife entdeckt, und die Sache war klar. Zu Hause hatte sie die neuen Motive nur noch auf das Format zuschneiden müssen, damit sie die echten Bilder bedeckten und in die Rahmen passten. Welchen Aufruhr diese Flohmarktkunst wohl im Nationalmuseum verursacht haben mochte, fragte sie sich. Sie wäre gern dabei gewesen.
Petra setzte sich mit ihrem Weinglas aufs Sofa, nahm die Zeitung in die Hand und las den Artikel über die Bilder noch einmal. Da stand, dass man die verschwundenen Gemälde von Renoir und Monet in einem Kinderwagen neben einer Puppe gefunden hatte. Bei dem Gedanken daran musste sie lächeln und staunte, was die Alten sich dabei gedacht hatten. Eine Babypuppe! Wie auch immer, alles schien sich geklärt zu haben, auch wenn erstaunlich wenig über den Fall berichtet worden war. Aber das Wichtigste war, dass sie ihre hunderttausend bekommen hatte, und noch dazu in Fünfhundertkronenscheinen. Die Alten hatten wirklich an alles gedacht. Ganz in Ruhe konnte sie nun ihr Geld verprassen, ohne dass sie jemand verdächtigen würde. Sie hob ihr Weinglas, schloss die Augen und nippte daran. Mit einem Mal erschien ihr das Leben hell und freundlich.
Die Kommissare Petterson und Strömbeck saßen mit ihrer Kaffeetasse vor dem Computer. Die Pressemitteilung über die Rückkehr der Bilder war an die Medien gegangen, und alle dachten, der Fall sei erledigt. Aber in der Polizeidienststelle wusste man es besser. Die Bilder waren noch immer verschwunden, und alle Versuche, den Streich mit dem Kinderwagen zu analysieren, waren gescheitert. Wieder einmal hatte man die Polizei hereingelegt. Kommissar Petterson hatte nicht viel Vertrauen in die Theorie, dass der Artikel mit der guten Nachricht die Täter aus der Reserve locken würde, aber in der gegenwärtigen Lage musste man einfach alles probieren. Planlos starrte er auf die Bilder von der Überwachungskamera am Eingang des Nationalmuseums und sah, dass ein Kerl mit Schiffersmütze den Geschwisterwagen abstellte.
»Schauen Sie mal. Er lässt den Wagen fallen wie einen Müllsack. Kein Wunder, dass er in sich zusammengebrochen ist.«
»Aber ich verstehe nicht ganz, warum. Doch wohl kaum, um Spuren zu verwischen«, sagte Strömbeck.
Auf den Bildern war
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