Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
Vom Netzwerk:
Anna-Greta und seufzte.
    »Natürlich gibt es ein Risiko. Aber sollte man es nicht versuchen, was meint ihr?«, fragte Kratze und fummelte an seinem neuen Halstuch herum. Heute trug er eines aus Seide. Dann diskutierten sie mehrere Stunden über die Zukunft, und nachdem alle ihre Meinung gesagt und zwei Flaschen Likör geleert hatten, leuchteten ihre Wangen rosarot.
    »Dann können wir endlich wieder klauen«, sagte Stina. »Wunderbar. Und ich hatte schon Angst, dass der Rest meines Lebens schrecklich langweilig werden würde. Jetzt sollten die in Jönköping mich mal sehen. Ach übrigens, glaubt ihr, dass irgendwann jemand ein Buch über uns schreiben wird?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Kratze voller Überzeugung. »Die Leute lesen gerne wahre Geschichten.«
    »Aber noch ist ja nichts passiert«, hielt Anna-Greta entgegen.
    »Wir können ja sagen, wir sind auf dem besten Wege«, sagte Märtha.
    Und da lächelten alle, und obwohl es schon spät geworden war, mussten sie doch noch ein Liedchen singen. Sie begannen mit Froh wie der Vogel , dann folgte der Psalm Bloß ein Tag, Augenblick für Augenblick , ein Lied, das sie gern als Zugabe sangen. Und weil sie so in Stimmung waren, legte Anna-Greta noch mit dem Lied Geldgalopp los, als plötzlich die Tür aufging.
    Da stand Schwester Barbro im Zimmer.
    »Was erlauben Sie sich! Sie wecken ja das ganze Haus auf. Es ist schon lange Schlafenszeit.«
    Die fünf starrten sich entgeistert an. Schwester Barbro?
    »Wo ist denn Katja?«, stammelte Märtha.
    »Sie ist versetzt worden. Das Haus Diamant liegt nun ganz in meiner Verantwortung.«

69
    Seit Katja entlassen worden war, war nichts mehr wie zuvor. Sie hatte noch einen Brief an die Bewohner geschrieben, sich für die schöne Zeit bedankt und bedauert, dass sie das Haus verlassen musste. Und die alten Leute waren auch sehr traurig, denn keiner, wirklich keiner , wollte die alten Zustände zurück.
    Während Katja für sie da gewesen war, hatten die Bewohner des Seniorenheims ihre Lebenslust zurückgewonnen. Jetzt reagierten sie mit Trotz, und Schwester Barbro hatte es nicht leicht mit ihnen. Wenn sie sagte, es sei nun Schlafenszeit, gehorchten sie nicht, und wenn Barbro die Abteilung abschließen wollte, stellten sie sich in die Türöffnung und verlangten mehr Personal. Wenn das Essen schlecht war, beschwerten sie sich und verweigerten die Mahlzeiten, und immer mehr Bewohner forderten Schlüssel für den Fitnessraum. Viele stellten ihre Medikation in Frage, und nur wenn sie sich wirklich überzeugen ließen, nahmen sie noch ihre Tabletten ein. Als Schwester Barbro so unsensibel war, den Kaffeeverbrauch auf zwei Tassen pro Tag zu beschränken, stießen sie die Kaffeekanne um. Während die Seniorengang also mit voller Kraft das nächste Verbrechen plante, liefen die anderen im Haus Diamant Amok.
    Märtha verstand, was passierte, und bot allen, die mochten, ihre Dschungelschrei-Pastillen an. Sie hoffte, dass der Name inspirierend wirkte.
     
    Schwester Barbro starrte durch die Glasscheibe auf die Alten und horchte zerstreut auf das Geplapper dahinter. Anna-Greta spielte ihre Schallplatten, Dolores sang, und zwei von den älteren Herren schnarchten. Jetzt war es etwas ruhiger geworden, doch am Vormittag hatten sie so einen Lärm gemacht, dass Schwester Barbro kurz davor gewesen war, die Beherrschung zu verlieren. In den neuen Heimen würde sie darauf achten, dass sie ein eigenes Zimmer bekäme, das ein Fenster zum Hof hatte, nicht zur Abteilung wie hier, und das man abschließen konnte. Sobald sie die neuen Heime gekauft hatten, konnten sie die Betriebe zusammenlegen, und alles würde besser werden. Dann müsste Ingmar ihr mehr Freiheit lassen, sie würde umstrukturieren und alles verbessern. Sie brauchten mehr Personal, daran kamen sie nicht vorbei, auch wenn Ingmar anderer Meinung war. Im Gegenteil, er wollte gern noch mehr reduzieren. Sie überlegte. Wie man weiß, kümmern sich Ausländer doch rührend um ihre Angehörigen. Wenn sie sie dazu bringen konnte, ehrenamtlich zu arbeiten, dann würde das die Kosten weiter senken. Ingmar würde sie für diesen Vorschlag lieben, er liebte ja große Gewinnspannen und schnelle Ergebnisse. Na ja, bis dahin musste sie versuchen, die Alten mit freundlichen Worten zu besänftigen. Sie stand auf und ging hinüber in den Gemeinschaftsraum.
    »Heute haben wir aber schönes Wetter, nicht wahr?«, fing sie an.
    »Ja, wir möchten gern hinaus in die Sonne. Und wir wollen besseres

Weitere Kostenlose Bücher