Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
sagte Strömbeck. »Eine tolle Installation! Eingefrorener Augenblick von … ja, wer nun auch immer der Künstler ist.«
»Wir sind doch nicht im Modernen Museum. Im Nationalmuseum zeigen wir richtige Bilder«, erklang scharf die Stimme der Museumsdirektorin.
»Ja, natürlich«, sagte Kommissar Petterson. »Wie auch immer, wir scheinen mit den Ermittlungen keinen Schritt vorwärtsgekommen zu sein. Die Gemälde sind nach wie vor verschwunden …«
»Genau …, die Gemälde sind nach wie vor verschwunden, und es kann sich noch einiges tun«, stellte Strömbeck fest.
67
Liza kratzte sich an der Kopfhaut und schüttelte ihr Haar aus. Sie glotzte in den Spiegel und fluchte. Wofür, verdammt nochmal, sollte sie sich kämmen? Sie war wieder in Hinseberg gelandet. Kein Wunder, dass sie schlecht drauf war. Viele Tage in Freiheit waren es nicht geworden, bis die Polizei sie wieder eingebuchtet hatte. Nur weil sie versucht hatte, einem Opi sein Portemonnaie zu klauen. Ja, sie hatte in diesem Juweliergeschäft mit falschem Namen unterschrieben und ein paar Schmuckstücke mitgehen lassen – aber nur wenige. Als sie den Alten beklaute, hatten sie sie geschnappt. Wie peinlich. Da hat man es auf Millionen abgesehen, und wird wegen ein paar schäbiger Hunderter abgeführt … Scheiße! Wenn sie nur ein bisschen mehr Zeit gehabt hätte, die Bilder zu suchen, dann hätte sie sie bestimmt gefunden. Der schwere, kitschige Goldrahmen an dem Bild vom König war kein gewöhnlicher Rahmen gewesen, und früher oder später hätte sie aus Petra die Wahrheit schon herausbekommen. Denn die Kleine hatte ganz bestimmt damit zu tun, wer denn sonst? Liza war felsenfest überzeugt, dass der Diebstahl ein Insiderjob gewesen war.
Sie hatte eigentlich noch eine Runde durch den Stadtteil Frescati drehen wollen, doch dann hatten sie die Bullen entdeckt. Wie blöd, sich selbst so auszudribbeln. Na, dann musste sie wohl bis zum nächsten Freigang warten oder irgendwie versuchen abzuhauen. Und wenn sie bei Petra nichts fand, würde sie sich Märtha vornehmen. Die Ziege war ja wieder im Heim, also kein Problem, sie dort zu besuchen. Märtha wusste mit Sicherheit mehr von den Bildern, als sie durchblicken ließ. Und diese zehn Millionen Kronen Lösegeld, die das Museum bezahlt hatte, verlor man ja nicht einfach so. Liza ging in den Gemeinschaftsraum, um sich einen Kaffee zu machen, da sah sie, wie einer der Wärter hinter dem Glas winkte. Er öffnete die Tür und kam auf sie zu.
»Eine Sache noch«, sagte der Wärter.
»Und?«
»Erinnern Sie sich an Märtha Anderson?«
»Wer kann die Alte schon vergessen?«
»Haben Sie je mit ihr über den Bilderraub gesprochen?«
Liza antwortete nicht. Der Wärter nahm noch einen Anlauf.
»Sie hat den Diebstahl zugegeben, aber behauptet, die Bilder seien geklaut worden. Wissen Sie vielleicht, ob sie jemanden konkret verdächtigt hat?«
Liza tat so, als hätte sie die Frage nicht gehört.
»Die Bilder sind auf jeden Fall wieder im Museum. Aber niemand weiß, wo sie waren und warum sie gerade jetzt zurückgegeben worden sind.«
»Dann müssen sie das wohl herausfinden«, sagte Liza.
»Ich dachte nur, Sie wüssten vielleicht etwas.«
»Das kümmert mich einen Dreck«, sagte Liza und ging. Dann fluchte sie und krallte die Hände ineinander. Dann waren die Gemälde also zurück! Und sie hatte sich Hoffnungen gemacht, die Bilder zu holen und Märtha zu erpressen. Ein, zwei Milliönchen. Das war nun komplett in die Hose gegangen! Den restlichen Tag arbeitete Liza beim Siebdruck mit, aber alles ging schief. Sie passte nicht auf und druckte dummerweise alle Slogans auf die Innenseite der T-Shirts.
Petra stellte den Fernseher aus, öffnete den Kühlschrank und schenkte sich ein Glas Wein ein. Sie hatte ihre Prüfungen hinter sich und überlegte, was sie am Wochenende unternehmen könnte. Mit ihrem Freund hatte sie wieder Schluss gemacht, und dieses Mal war es endgültig. Komisch, sie trauerte gar nicht um ihn, sondern fühlte sich eher erleichtert. Endlich hatte es einen Schlusspunkt gegeben. Und allein fühlte sie sich auch nicht, ein paar Jungs hatten bereits angeklopft. Sie konnte sich nur noch nicht entscheiden, mit wem sie sich verabreden sollte. Auf dem Weg zum Sofa hielt sie inne und warf einen Blick auf ihre Stockholm-Poster. Sie hingen am selben Platz wie die Museumsgemälde, und im Nachhinein konnte sie es kaum fassen, dass sie dort Kunstwerke im Wert von dreißig Millionen Kronen hängen gehabt
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