Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
gefunden.«
»Das ist ja alles schön und gut, aber erst müssen wir nach Täby, stimmt’s?«, sagte Märtha. Und da verstummten alle schlagartig, denn sie wussten, was da auf sie wartete. Aber bevor es losging, blieb noch eine Sache zu klären. Wie die Leerung und die Befüllung der Geldautomaten in Stockholm vonstatten ging.
Wieder rollte die »Grüne Gefahr« die Straßen entlang. Das Autoradio war auf höchste Lautstärke gestellt, als sie die verschiedenen Geldautomaten in den nördlichen und westlichen Vororten Stockholms abklapperten. Der Sprinter hielt in Sundbyberg, Råsunda, Rinkeby und Djursholm, und da wankten die Senioren mit ihren Rollatoren hinaus, hoben kleinere Geldbeträge ab, und dann ging es weiter. Manchmal stiegen Kratze und Snille aus, dann wieder Stina und Anna-Greta, aber sie alle gingen vollkommen auf in ihrer Aufgabe. In Wirklichkeit waren sie so damit beschäftigt, natürlich zu wirken, dass sie den dunkelblauen Volvo, der sie beschattete, nicht bemerkten. Nicht einmal Märtha, die detaillierte Notizen machte, bekam etwas mit. Nein, sie hatten wirklich nur noch Augen für die Geldautomaten und für alternative Fluchtwege.
Als sie die letzte Recherche in Täby beendet hatten, tankten sie und fuhren zurück zum Altersheim. Nach einem ausgiebigen Mittagspäuschen packten sie ihre Sachen für die Reise, gingen den Plan mit Anders noch einmal durch und stießen zu guter Letzt noch mit Moltebeerenlikör an. Dieses Mal war es ernst. Zum ersten Mal würden sie ein anspruchsvolles Verbrechen begehen, zwar auf eine nette Art und Weise, aber immerhin.
Märtha schlief in dieser Nacht gut, und sie träumte davon, wie sie nach einem erfolgreichen Coup an alle Geld verteilen konnte. Ja, sie hatte sogar noch Zeit für einen kurzen Traum über einen gelungenen Betrug, und gegen sieben Uhr in der Frühe erwachte sie fröhlich und voller Tatendrang. Nach spannenden Träumen war sie immer bestens gelaunt.
Ein guter Tag für einen Überfall, dachte Märtha, als sie sich tags darauf am Nachmittag dem Zentrum von Täby näherten. Es regnete nicht, aber der Himmel war grau und düster, so wie es für Anfang Dezember ganz normal war. Doch sie hatten trotzdem Glück mit dem Wetter. Das Thermometer zeigte Plusgrade, so dass sie keine Angst haben mussten auszurutschen. Trotzdem war es natürlich nicht leicht, ruhig und besonnen daherzukommen, wenn man vorhatte, fünfzehn bis zwanzig Millionen zu klauen.
»Schau, jetzt kommen sie.« Märtha blinkte links, schaltete runter und folgte dem Geldtransporter mit Abstand. Weil sie dieses Mal zwei Fahrer brauchten, saß sie nun auch am Steuer. Anders musste sich um seinen Leihwagen mit Anhänger kümmern, und Märtha saß daher am Steuer der »Grünen Gefahr«. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ein Sprinter, der sonst Fahrdienste übernimmt, einen Geldtransport beschattet, dachte sie sich.
»Der Geldautomat in Täby ist der erste, der aufgefüllt wird. Genau wie wir dachten«, sagte Snille, als das Auto langsamer fuhr und dann rechts auf den Parkplatz einbog.
»Ich hoffe, da sieht es so aus wie gestern, damit Anders mit dem Hänger auch Platz hat. Alles muss perfekt funktionieren«, sagte Märtha.
»Mach dir keine Sorgen. Ein Anhänger oder ein Sprinter mehr, darum kümmert sich niemand. Die Leute sind mit sich selbst beschäftigt.«
»Und die Gefrierboxen?«
»Sind für ein Fest oder für den Recyclinghof. Wenn sie uns anhalten, sagen wir einfach das, was uns am glaubwürdigsten erscheint. Am besten wäre es natürlich, gar nichts sagen zu müssen.«
Märtha folgte dem Geldtransporter langsam. Autofahrer, die auf dem Weg von der Arbeit nach Hause waren, jagten über den Asphalt und schauten nicht rechts und nicht links. Die Armen, so ein Stress, dachte sie, aber hier gab es ja reihenweise Geschäfte auf mehreren Etagen. Das machte einen auch wirklich verrückt. Keine kleinen Tante-Emma-Läden, wo es an der Tür bimmelte, wenn man hereinkam, oder Verkäufer, die einen noch persönlich kannten. Die jungen Leute heutzutage würden ihr wahrscheinlich kein Wort glauben, wenn sie erzählte, dass die Verkäufer früher ihre Namen und auch noch vieles über die ganze Familie wussten.
»Märtha, bist du noch bei der Sache?« Kratze stupste sie in die Seite.
»Ja, natürlich«, sagte sie und wurde rot. Sie musste besser aufpassen, wo der Geldtransporter war. Jetzt befand sich der Fahrer auf dem Weg zum Geldautomaten, und er schien sich keinerlei Gedanken über
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