Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
Wenn die die Teppichkante betrachteten, hatten sie ihre eigene Kopfbedeckung unzählige Male vor ihren Füßen.
Das Einchecken dauerte eine Weile, weil das Personal diskret die Deckung ihrer EC-Karten überprüfte. Zum Glück besaß Anna-Greta ein gefülltes Bankkonto, und ihr Vermögen sicherte den Aufenthalt der anderen vier mit ab, trotzdem standen alle unter Strom. Sie hatten ja nicht mehr als ihre Rente. Doch dann wurden sie herzlich willkommen geheißen.
»Nach der Treppe die zweite Tür links«, sagte Snille und ging voran. »Ihr Mädels bekommt die Prinzessin-Lilian-Suite, wo in der Regel die großen Stars wohnen, und Kratze und ich beziehen zwei Luxussuiten.«
»Ach du liebe Zeit, das wird doch alles viel zu teuer«, sagte Anna-Greta, die sofort Kronen und Öre zusammenrechnete.
»Aber meine Liebe, wir zahlen doch nicht, hast du das vergessen?«, flüsterte Märtha.
Gut gelaunt bewegten sie sich den Flur entlang, gestützt auf ihre Rollatoren. Nach den vielen Stunden Training im Fitnessraum waren die eigentlich überflüssig, aber sie wussten, dass ihnen die Gehhilfen noch große Dienste erweisen würden. Märtha lächelte. Wer verdächtigte schon eine ältere Dame mit Rollator? Und der Gitterkorb, der vorne angebracht war, eignete sich hervorragend dafür, geklaute Sachen zu transportieren.
Langsam gingen sie weiter, bis sie links die Tür sahen.
»Voilà«, sagte Snille selbstbewusst, öffnete die Tür und trat ein. Die anderen folgten ihm. Er riss die Augen auf.
»Meine Güte, seht ihr das! Der ganze Raum schimmert nur so vor Gold«, sagte Stina.
»Und diese schönen, rotgepolsterten Stühle. So was haben also die reichen Leute?«, fragte Snille.
»Aber …«, murmelte Kratze. »Riecht es hier nicht ein bisschen stark nach Parfum?«
»Ich traue mich kaum hinein. Habt ihr die Spiegel schon gesehen und die Waschbecken? Ist das die Prinzessin-Lilian-Suite?« fragte Anna-Greta.
»Keine Ahnung«, brummte Snille. »Ganz schön viele Spiegel hier …«
»Acht Stück in einem Zimmer«, zählte Märtha. »Und schaut mal, was für ein herrlicher Kronleuchter an der Decke, und dann der Marmor und die Leuchten am Waschbecken.«
»Und wo sind die Betten?«, fragte Stina, die etwas geschafft war und sich gern ein wenig hinlegen wollte. Sie hatte sich wieder erkältet.
»Betten?« Snille sah sich um. In dem Moment hörte er ein vertrautes Geräusch.
»Was war das … die Toilette?« Kratze grinste. »Ich habe mich schon gewundert, warum es hier acht Waschbecken gibt.«
Lachend und ausgelassen verließen sie die Damentoilette und begaben sich zum Aufzug. Snille schob seine Karte ein und drückte den achten Stock.
»Entschuldigt, ich war mit den Gedanken woanders. Die Prinzessin-Lilian-Suite ist natürlich ganz oben.«
Auf der Fahrt geriet Märtha ins Nachdenken. Dass sie eine Damentoilette mit der Luxussuite verwechselten, verhieß nichts Gutes. Und wenn sie hier schon in nüchternem Zustand so umherirrten, wie sollte es dann erst nach ein oder zwei Drinks an der Bar aussehen?
10
»Und jetzt?«, fragte Stina, nachdem sie ein paar Runden durch die Suite gedreht und fasziniert alle Fernsehapparate angestellt hatte. »Man weiß gar nicht, auf welchen Bildschirm man zuerst schauen soll, und dann gibt es hier noch so vieles anderes.«
Sie ließ ihren Blick über die Luxussuite gleiten. Und was nun? In die Bibliothek gehen und lesen, ein bisschen auf dem Flügel spielen, das private Kino besuchen oder sich einfach in den nächsten Sessel fallen lassen? Obwohl Badewanne und Sauna auch verlockend waren. Die Hausdame hatte erklärt, dass man wählen konnte: Grünes Licht – und es erklang die Musik aus dem Dschungelbuch, während man badete, oder blaues Licht – und Debussy’s Streichquartett No. 1 ertönte, wenn einem das besser gefiel. Vielleicht legte sie sich einfach in das große Doppelbett mit Blick aufs Schloss.
»Wenn du willst, kannst du in die Sterne schauen. Im Schlafzimmer ist so ein Sterngucker eingebaut«, erklärte Snille. »Du kannst das Fernrohr ja mal auf das Schloss richten. Der König stellt bestimmt wieder etwas Spannendes an.«
»Unsinn, das macht er doch nicht hier«, entgegnete Märtha.
»Ach ja, wo ist hier eigentlich die Toilette?«, fragte Kratze und sah sich suchend um.
»Eine hier rechts, eine im Badezimmer und zwei weiter hinten«, informierte ihn Stina.
»Weißt du, eine reicht vollkommen, ich kann mich doch nicht auf vier gleichzeitig setzen!«
»Es gibt auch
Weitere Kostenlose Bücher