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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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hingen winzige unsichtbare Wassertropfen.
    »Jetzt wird mein Stock bestimmt krumm«, jammerte Anna-Greta.
    »Ach du liebe Zeit, den hättest du wirklich besser im Umkleideraum gelassen«, stöhnte Kratze.
    »Was für ein Glück, dass du nicht den Rollator mitgenommen hast. Der hätte angefangen zu rosten«, sagte Märtha.
    Snille starrte fasziniert auf den Sockel.
    »Mmh. Ein Hohlraum, aus dem Dampf austritt. Passt hervorragend«, murmelte er.
    Die fünf blieben eine Weile in der Sauna, dann gingen sie hinaus und duschten. Nach einem zweiten Blick auf die Wertfächer fuhren sie mit dem Aufzug wieder nach oben.
    »Habt ihr bemerkt, dass die Fächer nicht mit Schlüsseln geöffnet werden? Man benutzt dafür Plastikkarten«, sagte Märtha, als sie in der Sitzecke saßen.
    »Dasselbe in der Herrenabteilung«, seufzte Kratze.
    »Die haben nicht mal einen Magnetstreifen. Jede Karte hat ihr eigenes Passwort, um den Schrank zu öffnen, aber da unten haben wir mindestens 300 Fächer. Selbst wenn wir ein Passwort knacken, bleiben noch 299.«
    Düsteres Schweigen legte sich über den Raum, denn allen war klar, was das bedeutete. Keiner öffnete die Champagnerflasche. Snille richtete sich auf.
    »Mir wird bis morgen schon etwas einfallen«, sagte er.
    »Dann würde ich sagen, wir treffen uns hier morgen früh um 10 Uhr und machen eine Lagebesprechung«, sagte Anna-Greta, die die frühen Meetings von der Bank noch gewöhnt war.
    »Bevor wir zuschlagen?«, fragte Stina andächtig.
    »Genau«, antworteten Snille und Märtha wie aus einem Munde.
    »Wenn etwas richtig knifflig ist, dann gibt es in der Regel eine einfache Lösung. Etwas, worauf niemand kommt«, erklärte Märtha. »Jetzt gehen wir nach unten zum Abendessen. Das wird uns gut tun.«
    »Und die Rechnung lassen wir auf die Zimmernummer schreiben«, schob Anna-Greta hinterher.
     
    In ihren besten Kleidern machten sie es sich auf der Veranda gemütlich. Die Tische standen entlang der großen Glasfensterfront des länglichen Restaurants. Es erinnerte an ein Schiffsdeck auf der Titanic.
    »Vielleicht ist es keine so gute Idee, wenn wir am Fenster sitzen«, überlegte Märtha. »Stellt euch vor, jemand erkennt uns, und wir werden wieder ins Heim zurückgebracht.«
    »Niemand denkt darüber nach, wer hier sitzt«, sagte Kratze, aber warf dennoch einen besorgten Blick auf die Straße. Dass sie auf der Flucht waren, störte ihn nicht, er wollte nur nicht plötzlich entdeckt werden.
    Sie bestellten Seezunge à la meunière mit grünen Bohnen im Baconmantel und gestampften Mandelkartoffeln. Als das Essen kam, machten alle so große Augen, dass die Bedienung nachfragte, ob etwas nicht in Ordnung sei.
    »Nein, nein, alles wunderbar. Wir hatten nur vergessen, wie richtiges Essen aussieht. Ohne Plastikteller«, sagte Märtha.
    Nachdem sie zugelangt und zu essen begonnen hatten, war es lange Zeit still am Tisch. Dann kam ein Seufzen.
    »Das schmilzt auf der Zunge wie warme Butter«, schwärmte Kratze und strich mit der Gabel über seinen Fisch. »So schmeckte das Essen auf der M/S Kungsholmen.«
    »Nicht zu fassen. Es ist richtiger Fisch«, sagte Stina und starrte auf ihren Teller.
    »Und wisst ihr was, sie haben alles perfekt gewürzt. Ich hatte schon vergessen, wie lecker eine Mahlzeit sein kann. Da wird man fast andächtig«, sagte Snille.
    Schweigend setzten sie ihr Mahl fort und ließen sich beim Genießen richtig Zeit. Als sie bei der Nachspeise angelangt waren, ein flambiertes Crêpe Suzette, tupfte Anna-Greta ihren Mund gründlich mit der Leinenserviette ab.
    »Das ist wirklich ein Traum, aber eine Sache geht mir nicht aus dem Kopf. Wir werden doch wohl irgendwie an die Wertsachen kommen? Wenn das Hotel meine Kreditkarte hinterlegt hat, dann, na ja, ich möchte das nicht alles bezahlen müssen …«
    Betretenes Schweigen.
    »Ruhig Blut, Anna-Greta«, antwortete Märtha. »Der Inhalt der Wertfächer wird für dich und den Diebstahlsfonds reichen.«
    »Aber ist es denn richtig, dafür zu stehlen?«, fragte Stina nach. » Du sollst nicht stehlen, heißt es doch in der …«
    »Das hängt ganz davon ab, wer das tut. Bist du der Staat oder eine Bank, ist es völlig in Ordnung«, antwortete Märtha. »Jetzt stell dir einfach vor, du verwaltest unsere Rente. Dann kannst du tun, was du willst.«
    Alle nickten zustimmend und genossen das Essen besonders. Als sie anschließend wieder im Fahrstuhl standen, bat Snille Märtha, noch auf sein Zimmer mitzukommen.
    »Komm, ich muss dir

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