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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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Anna-Greta fort.
    »Straff und weich. Das hat man immer zu meinem Busen gesagt«, erklärte Stina mit einer ganz anderen Stimmlage. »Heute weiß man gar nicht mehr, wo er sich befindet.«
    »Jetzt macht aber mal einen Punkt. Wir sind hier zum Klauen, nichts anderes. Jetzt gehen wir runter ins Spa«, sagte Märtha entschlossen und nahm die Broschüren an sich. »Vergesst nie , warum wir uns hier aufhalten.«
    Die Damen nickten artig, zogen ihre Badezüge an und warfen die weißen Bademäntel des Hauses über. Märtha stoppte kurz, als sie an der Tür standen.
    »Wenn wir unten sind, dann schaut euch bitte genauestens nach Safes für Uhren, Geld, Ringe und solchen Dingen um.«
    »Wollen wir denn wirklich einen richtigen Diebstahl begehen«, entfuhr es Stina mit einem Mal.
    »Schsch! Nein, nein, das wird nur ein kleines Abenteuer«, sagte Märtha auf dem Weg zum Fahrstuhl und klopfte ihr zur Beruhigung auf die Schulter. Dann hielt sie inne, denn sie spürte eine nagende Unruhe im Bauch. Stina würde doch wohl nicht alles vermasseln?

11
    An der Rezeption stand eine Dame mit sorgfältigem Make-up und lächelte freundlich. Sie wollte gerade etwas sagen, da kamen auch Snille und Kratze anspaziert. Ihre gepunkteten Badehosen aus den fünfziger Jahren lugten unter den Bademänteln hervor.
    »Hätten Sie gern Handtücher?«
    »Ja, bitte.« Märtha lächelte.
    »Das erinnert mich sehr an die Türkei«, sagte Kratze. »Hübsche Bäder, Mosaike, Frauen und …«
    »Gesang?« Anna-Greta schürzte die Lippen. »Das war damals.«
    Die Herren erhielten ihre Handtücher und gingen unter die Dusche, während Märtha und die anderen in den Umkleideräumen für Damen verschwanden. Dort befand sich eine ganze Wand mit nummerierten Wertfächern.
    »Bingo, schaut mal«, flüsterte Märtha entzückt und gab Anna-Greta einen Stups in die Seite.
    »Die haben wohl gerade auf uns gewartet«, antwortete Anna-Greta und begann, die Fächer zu zählen.
    Dann betraten sie einen Raum mit Kühlbecken, wo an einer Wand eine nordische Schärenlandschaft abgebildet war.
    »Ach, wie wunderschön«, sagte Stina. »Das ist der exotische Norden, für den die Touristen so viel Geld bezahlen.«
    »Obwohl das in Wirklichkeit umsonst ist«, ergänzte Anna-Greta.
    »Aber exklusiv bedeutet teuer«, sagte Märtha. »Deshalb wohnen im Grand Hotel nur Geschäftsleute, Staatsoberhäupter und Filmstars.«
    »Und wir«, säuselte Greta.
    »Dieses Hotel hat Menschen beherbergt, die die Welt bewegt haben«, fuhr Märtha fort, in der Stimme ein sanftes Vibrato.
    »Aber woher wissen die dann, wie die Durchschnittsbevölkerung lebt?«, fragte Stina.
    »Das ist der springende Punkt. Sie wissen es nicht«, antwortete Märtha.
    »Aber wenn du Frank Sinatra, Zarah Leander oder eine Kaiserin wärst, würdest du auch nicht in der Jugendherberge übernachten. Dann würde ja keiner merken, dass du ein Prominenter bist«, fiel Anna-Greta ein. »Mit Stadtteilen wie Djursholm ist es dasselbe. Die Adresse zählt.«
    Als sie zum Pool kamen, sahen sie, dass Snille und Kratze bereits hineingegangen waren. Sie schwammen gemächlich ihre Runden. Das Wasser schimmerte in verschiedenen Blautönen, und es duftete frisch nach Lavendel und Rosenblättern. Am Fuße des Beckens befanden sich große, schwarze Steinfliesen und die vier Treppen hinaus führten unter hohen, römischen Bögen hindurch. Am Ende des schmalen Ganges sah man rechter Hand das Dampfbad. ›Steam room‹ stand an der Tür.
    »Da drüben gibt’s heiße Birkenwickel für die Füße und eine Ganzkörpertorfpackung«, sagte Anna-Greta.
    »Der Torf regt Atmung und Verdauung an und sorgt für Ausgeglichenheit und Entspannung«, ergänzte Stina.
    »Wie schon gesagt, deswegen bin ich nicht hier«, entgegnete Märtha.
    Snille und Kratze, die gerade den Pool verließen, waren bestens gelaunt.
    »Gut. Als Nächstes ins Dampfbad«, sagte Snille.
    Sie liefen den Flur entlang, öffneten die Tür und machten einen großen Schritt in die dunkle Feuchte. Im Dampfbad schwebte ein schwerer, nasser Nebel, so dass man fast nichts sehen konnte. Ein jüngerer Mann, eine Frau und ein Grüppchen Männer mittleren Alters saßen darin. Der Raum war recht groß, die Bänke standen im Halbkreis um eine Art Pfosten oder Säule. Sie war schwarz, reichte ungefähr bis auf Augenhöhe und war oben mit einem angedeuteten Mund versehen, aus dem Dampf ausgestoßen wurde. Die Luft war triefend nass, und es roch nach Birkenreisig. Es war heiß, und in der Luft

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