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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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deponieren, dann nehme ich mir das Schließfach an der Rezeption vor«, sagte Snille.
    »Und die anderen, sollen die nichts tun?«
    »Beim ersten Mal halte ich es für besser, wenn wir zwei das übernehmen. Dann ist kein anderer schuld, wenn es in die Hose geht. Und wir sind um ein paar Erfahrungen reicher.«
    »Es gibt nicht viele, die in unserem Alter noch mal Karriere machen«, grinste Märtha.
    »Das nennt man Seniorenpower!«, antwortete Snille, und dann mussten sie wieder lachen, und es dauerte eine ganze Weile, bis Märtha zurück in ihr Zimmer kam.

12
    Kratze war gerade dabei, sich auszuziehen, da klopfte es an der Tür. Er zog die Hosen wieder hoch, warf sein Sakko über und ging zögerlich Richtung Tür.
    »Ich bin’s, Stina«, klang eine dünne Stimme von draußen.
    Da fuhr er sich schnell mit dem Kamm durchs Haar, band das Halstuch um und öffnete.
    »Hereinspaziert!«
    Als er sie sah, bemerkte er sofort, dass sie Kummer hatte.
    »Ein Gläschen Champagner?«
    Sie schüttelte den Kopf und sank aufs Sofa.
    »Ach, du hast dir die Flaggensuite ausgesucht. Die wirkt so männlich«, sagte sie und fuhr sich mit einem Finger über die Augenbraue.
    »Die passt zu mir. Ein nüchterner Stil, und schon fühle ich mich fast zurückversetzt in die Zeit auf See.« Seine Wangen bekamen Farbe.
    »Wenn du dir vorstellst, dass man auch so ein Leben führen kann. Die Gäste möchten beim nächsten Mal immer dasselbe Zimmer buchen, habe ich gehört. Ich kann das verstehen. Ich will nicht ins Gefängnis. Ich will lieber hierbleiben.«
    »Aber Stina, das ist doch der springende Punkt. Nur, wenn wir ein Verbrechen begehen, können wir es so schön haben«, sagte er und setzte sich neben sie.
    »Und ich will auf keinen Fall stehlen.« Stinas Stimme wurde schrill. »Das können wir doch nicht tun. Das ist nicht recht. Man darf anderen Menschen nichts wegnehmen.«
    »Aber liebste Stina, du kannst doch jetzt nicht kneifen. Dann machst du uns alles kaputt.«
    »Und meine Kinder? Was sollen die denn sagen? Emma und Anders werden sich in Grund und Boden schämen für mich, und stell dir mal vor, wenn sie dann nichts mehr von mir wissen wollen.«
    »Ach was. Sie werden stolz auf dich sein. Denk doch nur an Robin Hood, der das Geld von den Reichen nahm. Die Engländer lieben ihn.«
    »Dann werden mich meine Kinder deshalb achten, weil ich stehle wie Robin Hood? Aber Robin Hood und Wertfächer im Grand Hotel sind zwei verschiedene Paar Schuhe.«
    »Nein, gar nicht, wir stehlen von den Wohlhabenden. Die Leute drücken immer ein Auge zu, wenn man es von denen nimmt, die Geld haben. Das wird bei Emma und Anders genauso sein. Erinnerst du dich an den großen Postzugraub in England? Jeder findet ihn genial. Der Täter wird von allen dafür bewundert.«
    »Schon, aber das war ja auch ein Riesencoup. Wir wollen ja nur ein bisschen Kleinkram stehlen.«
    »Na ja, aber immerhin so viel, dass wir im Gefängnis landen.«
    »Ja, immer noch besser, als mit Fußfessel herumlaufen zu müssen. Wie hässlich! Stell dir vor, du hättest so ein Ding am Fuß.« Als Stina Kratze ansah, hatte sie Tränen in den Augen. Er legte tröstend den Arm um sie.
    »Du machst dir keine Vorstellung davon, wie sehr dich die anderen für deinen Mut bewundern werden. Dieser Coup wird in die Geschichte eingehen, und du bist dabei. Du wirst Legende.«
    »Ich?«
    »Ja, du. Die Leute werden voller Respekt von dir sprechen. Ich bin froh, dass du mitmachst, und bin richtig stolz auf dich.«
    »Meinst du das ernst?« Stina schlug die Augen nieder, und Kratze spürte, dass er gerade die Ziellinie passierte. Er wusste, dass er ein Händchen für Frauen hatte, und gab sich siegessicher.
    »Du bist ganz schön süß, weißt du das?« Er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und sah ihr tief in die Augen. »Ich glaube an dich, du schaffst es, das weiß ich.« Dann streichelte er ihr zärtlich über die Wange, beugte sich zu ihr und nahm sie in den Arm. So hielt er sie lange, bis er schließlich aufstand und sie vom Sofa zog.
    »Ich werde die ganze Zeit bei dir sein. Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte er und küsste sie auf die Wange. Dann war er so freundlich, sie zur Tür zu begleiten.
     
    Als Stina zurück in ihr Zimmer kam, lag sie lange wach, die Hände vor der Brust. Schmunzelnd musste sie daran denken, wie zärtlich Kratze gewesen war und wie geborgen sie sich gefühlt hatte, als er sie in den Arm genommen hatte. Aber die Sache mit dem Stehlen … Ihre Eltern hatten

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