Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
erinnerten sie daran, dass es noch eine andere in seinem Leben gab. Und dass ihr noch ein weiter Weg bevorstand.
»Dann bleibt ihr noch eine Woche, Liebling? Ja, das verstehe ich … Schade, meine Liebe. Und ich wollte dich und die Kinder doch zum Essen einladen.«
Seine Frau war mit den Kindern nach London geflogen. Nun hörte es sich an, als kämen sie später zurück. Dann hätten Mattson und sie vielleicht noch mehr Zeit zusammen? Endlich legte er auf. Barbro ging zurück ins Schlafzimmer, und er streckte ihr wieder die Arme entgegen.
»Liebste, meine Familie sitzt in London fest. Dann nehme ich mir frei, und wir haben noch ein paar Tage zusammen.«
»Wie herrlich! Und was machen wir mit den Alten?«
»Wir holen eine Vertretung.«
»Können wir uns das denn leisten?«
»Liebes, das Haus Diamant ist eine Goldgrube. Wie hieß die Vertretung, die kürzlich für dich eingesprungen ist? Katja, nicht wahr? Ruf sie doch an.«
Wieder reckte er sich nach ihr, und weitere Aufforderungen brauchte sie nicht. Zufrieden schlüpfte sie zu ihm unter die Decke und schlang die Arme um seinen Hals.
Als die Krankenpflegehelferin Katja am Montagmorgen ins Haus Diamant trat, kam es ihr ungewöhnlich still vor. Die Alten saßen beim Frühstück und trafen sich wie gewohnt im Saal, aber von der Chorgruppe war weit und breit nichts zu sehen. Als sie auch zum Mittagessen nicht auftauchten, ging Katja in ihre Zimmer und sah, dass alles ordentlich aufgeräumt war und dass sie ihre Mäntel mitgenommen hatten. Wahrscheinlich waren sie irgendwo unterwegs und sangen. Sie hatte gehört, wie sie von Auftritten in Strängnäs und Eskilstuna erzählt hatten. Schwester Barbro hatte vermutlich einfach vergessen, es ihr mitzuteilen. Katja lächelte vor sich hin. Vielleicht würden sie Verkleideter Gott singen, was sie so lange geübt hatten. Das Singen machte ihnen so viel Freude, und dieser Spaß sollte ihnen gegönnt sein. Sie beruhigte sich. Bald würden sie wieder zurück sein!
16
Das Dampfbad triefte nur so vor Feuchtigkeit, und das Zischen des Dampfes war mal lauter, mal leiser. Von den Kräutern im Mundteil duftete es jetzt anders. Märtha fühlte sich ganz benommen und konnte nur schwer ihre Sinne beieinanderhalten. Sie schielte zur Tür. Da hörte sie das erste Kichern. Der Mann, der ihr gegenüber saß, streckte seine Füße an den Stein vor ihm, rutschte ab, versuchte es nochmals vergeblich und brach in Lachen aus. Da mussten auch die anderen neben ihm lachen, und eine heitere Stimmung griff um sich. Ein sonderbarer, süßlicher Duft lag in der Luft, und Märtha wurde klar, dass sie wohl zu wenig Birkenreisig genommen hatte. Sie drehte sich um, um noch ein paar Zweige zu holen, doch dann schweiften ihre Gedanken ab. Irgendetwas hatte sie doch vor, aber was? Sie hätte es auf einem Zettel notieren sollen, aber es wäre auch auffällig gewesen, in einer Sauna einen Spickzettel herauszuholen.
Plötzlich hörte sie Anna-Gretas Wiehern, darauf brach sie in hysterisches Lachen aus. Stina begann völlig unkontrolliert zu kichern, und Märtha verzog auch schon langsam den Mund. Da flackerte das Licht wieder auf, wurde kurz dunkel und sprang wieder an. Besonders komisch war das eigentlich nicht, doch die Herren grinsten blöd und feixten. Da hörte Märtha ihr eigenes lautes Gackern und begriff, dass sie da auf keinen Fall noch länger sitzen bleiben konnte. Aber irgendwas war doch noch zu tun, wenn es ihr doch nur einfiele …
Sie hatten es besprochen, aber sie konnte sich um alles in der Welt nicht mehr erinnern … Erst als der Typ gegenüber die Hand vor den Mund hielt und gähnte, kam es ihr wieder in den Sinn. Anna-Greta und Stina sollten umkippen, und sie selbst sollte an der Rezeption Hilfe holen. Sie knuffte ihre Freundinnen in die Seite und flüsterte:
»Jetzt ist es so weit. Legt euch auf die Bänke.«
»Doch wohl nicht hier«, säuselte Anna-Greta und zwinkerte dem Mann gegenüber zu. Dann zog sie einen Träger ihres Badeanzugs über die Schulter und gab wieder so ein gellendes Pferdewiehern von sich.
»Jetzt macht schon, legt euch hin, fallt in Ohnmacht, schnell jetzt!«, forderte Märtha so leise wie möglich.
»Nicht für den da, nee, der ist viel zu alt«, trällerte Anna-Greta, die es sich nun anders überlegt hatte und ihren Träger wieder hochzog. Dann lachte sie so laut, dass niemand in diesem Lärm hätte ohnmächtig werden können.
»Hättet ihr die Freundlichkeit, euch jetzt hinzulegen, dann hole ich
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