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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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sie eigentlich nicht wissen. Sie griff mit der Hand in den Ausschnitt und begann zu suchen. Der Mann, der ihr gegenüber saß, starrte sie groß an.
    »Ich dachte, ich hätte drei gehabt, als ich kam«, scherzte sie.
    Der Mann glotzte noch blöder.
    »Oder waren es doch nur zwei?«
    Ein betretenes Räuspern und jemand, der in den Nebel hustete. Die dachten wohl, solche Witze passten nicht zu älteren Damen. Märtha war pikiert, schließlich wollten die Alten auch ihren Spaß. Der Dampf wurde dichter, und immer mehr Gäste hielten sich die Hand vors Gesicht. Es war wirklich heiß und klebrig geworden, und zwei Personen standen auf und gingen. Jetzt konnte sie nicht länger warten. Märtha zog vorsichtig die Tüte heraus und öffnete sie. Sie musste nur ein paar Schritte zur Säule machen und den Inhalt in das Mundteil kippen. Doch Daumen und Zeigefinger konnten nichts finden, als sie die Tüte abtastete. Märtha zog die Hand heraus. Aber es war doch da gewesen. Irritiert schob sie die Hand noch einmal ins Dekolleté, und ganz unten in der Tüte fühlte sie eine matschige Soße. Ach du liebe Zeit, die Tüte hatte im Wasser ein Leck bekommen! Sie sah schon im Geiste, wie alle, die im Pool geschwommen waren, nun das Bilsenkraut inhaliert hatten und abgeschmiert waren. Aber dann erkannte sie auf einer Bank einen Herren, mit dem sie im Schwimmbad um ein Haar zusammengestoßen wäre, und fasste sich wieder. Das meiste vom Pulver war vermutlich in der Tüte geblieben, aber hatte sich aufgelöst. Ob es seine Wirkung nun nach wie vor hatte? Oder konnte sie etwa selbst von dem aufgelösten Zeug Halluzinationen bekommen? Märtha hatte keine Ahnung. Jetzt musste sie schnell handeln und dann hinauslaufen und duschen gehen. Aber was war, wenn die übrig gebliebene Menge nicht reichte, wenn keiner darauf reagierte? Kratze hatte gesagt, sie solle vom Cannabis nur ganz wenig nehmen, doch nun war die Situation eine andere. Am besten schüttete sie alles hinein. Sie kramte wieder in ihrem Ausschnitt und zog die Tüte mit Cannabis heraus. Sie war Gott sei Dank noch heil geblieben. Dann wankte sie vor zu der Säule, und als ein Stoß heißer Dampf herauskam, schüttete sie das Bilsenkraut und das Cannabis hinein und legte Birkenreisig darüber. Dann setzte sie sich ganz nach vorn auf die Bank neben den Ausgang und wartete.

15
    Schwester Barbro stand in ihrer neurenovierten Wohnung in Sollentuna mit einer Zigarette im Mund. Sie nahm noch einen tiefen Lungenzug, ließ den Rauch ausströmen und drückte die Kippe in einem Weinglas aus. Dann schloss sie das Fenster. Seit dem ersten Tag, an dem Direktor Mattson das Haus Diamant übernommen hatte, war es ihr Traum gewesen, mit ihm gemeinsame Sache zu machen. Er und sie. Zusammen konnten sie richtig erfolgreich sein. Er hatte Geld und konnte investieren, und sie würde den Laden schmeißen. Doch die Zeit verstrich, und langsam ging ihr die Geduld aus. Sie wollte mit ihm über die Zukunft sprechen. Dennoch war ihr klar, dass sie behutsam sein musste, denn sie wollte ihn ja nicht vergraulen.
    »Komm schon, Liebling«, sagte er und streckte die Hand aus. Direktor Mattson lag auf dem Rücken, war splitternackt, und sie musste kein Einstein sein, um zu verstehen, was er wollte. Während sie die paar Schritte zum Bett ging, dachte sie an ihren Plan. Mit diesen Schäferstündchen würde sie ihn an sich binden. Erst dann konnte sie ihr Ziel erreichen. Jetzt war die Gelegenheit, die Sache zur Sprache zu bringen.
    »Liebling, wir sind doch so glücklich miteinander.«
    Er zog sie an sich und küsste sie zur Antwort. Sie lehnte den Kopf zurück und sah ihn ernst an.
    »Wenn wir uns doch nur häufiger sehen könnten. Ich vermisse dich so, wenn du fort bist.«
    »Ich vermisse dich auch, mein Schatz.« Er versuchte erneut, sie zu umarmen.
    »Hast du denn über die Sache mit deiner Frau nachgedacht, ich meine die Scheidung und so …«
    Er hielt inne und drückte sie fest an sich.
    »Du kleines Dummerchen, eine Liebe wie die unsere braucht doch keinen Trauschein. Wir haben uns doch auch so.« In diesem Moment klingelte sein Handy, das neben ihm auf dem Nachttisch lag. Beim zweiten Klingeln zögerte er noch, beim dritten nahm er das Gespräch an.
    »Hallo? Ach, du bist das. Ja, ach so. Und euch geht es gut? Dann sagst du das …«
    Schwester Barbro hörte die hohe, schrille Stimme am anderen Ende der Leitung, stand auf und ging in die Küche. Sie mochte die Gespräche mit seiner Frau nicht mitanhören, sie

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