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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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Hilfe«, zischte Märtha, die langsam das Gefühl hatte durchzudrehen. Stina, die es gewohnt war zu gehorchen, legte sich der Länge nach auf die Bank, und Anna-Greta, die endlich kapierte, was los war, sank mit schallendem Gelächter neben ihr nieder. Da erlosch das Licht ganz. Märtha flitzte hinaus zur Rezeption, wo noch Licht brannte.
    »Hier in der Dampfsauna sind zwei Damen kollabiert. Beeilen Sie sich!«, rief sie.
    Die junge Frau hinter der Theke wurde bleich, stand auf und lief Märtha hinterher. Kaum hatte sie die Tür zum Dampfbad geöffnet, flitzte Märtha zurück zur Rezeption. Snille stand bereits vor dem Schließfach. Er hatte seinen Jogginganzug an und bearbeitete das Schloss mit einem Dietrich.
    »Wie wunderbar, so ein altmodischer Schließschrank mit einem richtigen Schloss«, flüsterte er und bat sie, die Sporttasche aufzuhalten. Die Tür ließ sich überraschend leicht öffnen, doch gerade, als sie den Schmuck herausnehmen wollten, ging das Licht komplett aus.
    »Was ist jetzt passiert?«, fragte Snille, doch dann fielen ihm die Leuchtdioden ein, und er beugte sich zu seinen Pantoffeln. Dann hielt er inne. Kratze hatte ihm gesagt, er solle seine Turnschuhe anziehen, und jetzt stand er da in seinen Joggingschuhen. Im Dunkeln. Aber ihm war klar, dass es nun schnell gehen musste. Also beugte er sich vor und schob alles, was im Schrank lag, nach unten in seine Tasche. Da flackerte das Licht wieder auf, und Snille schloss hastig die Schranktür.
    »Bis gleich«, sagte er zu Märtha und nahm die Tasche mit in den ersten Stock, wo sich der Gymnastikraum befand. Er stellte sie ab und ging zu einem Heimtrainer. Da kam auch Kratze herein. Sie sahen sich bedeutungsvoll an. Dann griffen sie nach den nächstbesten Hanteln und begannen ihr Training.
     
    Währenddessen ging Märtha zurück zur Sauna, wo die junge Frau von der Rezeption gerade versuchte, Stina und Anna-Greta herauszuziehen. Sie waren recht schnell wieder zu sich gekommen und kicherten pausenlos. Die Lachsalven wogten vor und zurück, während zwei ältere Herren prusteten und sich vor Lachen auf die Oberschenkel schlugen. Die Rezeptionistin war völlig entsetzt, und Märtha sah sie an.
    »Wahrscheinlich hatten sie ein Sektfrühstück. Die Leute heutzutage sind komisch«, sagte Märtha.
    »Die Schlimmsten sind die in Ihrem Alter.«
    »Wahrscheinlich wollen sie jünger wirken, als sie sind«, murmelte Märtha und hielt Stina und Anna-Greta fest, die gleich zur Rezeption gehen wollten.
    »Jetzt duschen wir erst mal, Mädels«, sagte sie, aber es dauerte eine ganze Weile, bis sie die lallenden Freundinnen im Schlepptau hatte.
    »Können wir das im Seniorenheim nicht auch machen?«, schlug Anna-Greta im Umkleideraum vor.
    »Schsch«, ermahnte Märtha sie, doch das provozierte nur einen erneuten Lachanfall, und es dauerte Ewigkeiten, bis sie die zwei in den Ruheraum geschafft hatte. Dort sollten sie so tun, als entspannten sie sich mit frisch gepresstem Saft und der Tageszeitung, um möglichst unschuldig auszusehen. Märtha fand es zwar beunruhigend, sich noch länger am Tatort aufzuhalten, aber Snille hatte sie überzeugt, dass sie auf die Art überhaupt nicht auffallen würden. Sie hatten es sich gerade erst auf den Ruheliegen bequem gemacht, da hörten sie Gepolter aus den Umkleideräumen, und nach ein paar Minuten konnten sie nicht an sich halten und sahen nach, was los war. Auf dem Weg zur Rezeption wurde die Geräuschkulisse immer lauter, und als sie näher kamen, sahen sie Leute in heller Aufregung. Die Tür zum Schließfach stand sperrangelweit offen, und ein Haufen benebelter Saunabesucher stand daneben und zeigte darauf.
    »Der Schrank ist leer. Alles ist weg, Ketten, Juwelen, Pässe«, gluckste eine Dame in den Vierzigern, vom Lachen völlig erschöpft. »Puff, mit einem Mal war alles weg.«
    Die junge Frau an der Rezeption sah unglücklich drein.
    »Und mein Goldarmband ist auch verschwunden. Hokuspokus, verschwindibus!«
    »Und diese grässliche Uhr, die ich von meiner Schwiegermutter bekam, fehlt auch«, alberte ein Herr. »Endlich bin ich sie los, hurra!«
    »Und was ist mit dem Silber? Ich hatte doch gesagt, lass uns keine Wertsachen mitnehmen«, nörgelte seine Ehefrau.
    »Ärgere dich nicht, Schatz, du hattest ja recht, und das passiert nicht jeden Tag. Freu dich drüber.« Und dann schüttelte er sich vor Lachen, dass man meinen konnte, die Lachsalven würden ihn zerreißen.
    In diesem lautstarken Chaos nahm Märtha ihre

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