Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
Jahre bringt. Da haben wir die Möglichkeit, uns das Gefängnis in Ruhe anzuschauen. Vielleicht wird es völlig überbewertet, so wie unser Seniorenheim. Und wenn es da doch nicht so gut ist, wie wir gedacht haben, gehen wir einfach zurück ins Altersheim.«
»Nie im Leben«, antworteten alle auf einen Schlag.
»Wir suchen uns schon ein besseres Haus aus. Nach dem Coup haben wir ja Geld.«
»Das spricht für einen großen Diebstahl«, sagte Anna-Greta, die an die Überweisungen denken musste, die sie jeden Monat für das Seniorenheim ausfüllte. »Ich meine, wenn wir für das Geld etwas richtig Gutes haben wollen.«
Dann begann eine angeregte Diskussion über verschiedene Wohnformen und darüber, was man für seine Rente heute noch bekommt. Einige von ihnen meinten, dass die Politiker selbst für einige Zeit in den billigsten Altersheimen wohnen sollten, allerdings war das doch eine sehr harte Strafe. Außerdem sollten die Abgeordneten nach acht Uhr abends eingeschlossen werden, dann konnten sie an den Fernsehdiskussionen nicht mehr teilnehmen.
»Stopp, jetzt bitte ich um Konzentration«, unterbrach Märtha das Gerede und verschaffte sich Gehör. »Ich glaube, ich habe das perfekte Verbrechen gefunden.«
Totenstille. Sogar Kratze horchte auf.
»Gut fünfzig Meter von hier entfernt befindet sich das Nationalmuseum. Da hängen über 10000 Gemälde, und wisst ihr, was ich glaube?« Sie sah sich strahlend um. »Es versteht sich von selbst, dass nicht alle mit Alarm ausgerüstet sein können. Wenn wir Bilder im Wert von drei, vier Millionen stehlen, müsste das für ein oder zwei Jahre Gefängnis reichen.«
Es gab keinen Applaus, aber Märtha konnte an den Augen der anderen schon eine gewisse Neugier ablesen.
»Und wie hast du dir die Sache vorgestellt?«, fragte Snille.
»Ganz einfach. Wir fabrizieren ein bisschen Durcheinander, einer von uns nimmt ein oder zwei Bilder ab, und dann sehen wir, dass wir rauskommen«, antwortete Märtha.
»Wir können ja nicht gerade hinausrennen«, merkte Anna-Greta an.
»Ebendeshalb müssen wir die Wachposten ein wenig ablenken.«
»Wie wäre es, wenn wir als Flitzer durch die Ausstellungsräume hüpfen«, schlug Kratze vor.
»Du Lustmolch, dafür sollte man wohl etwas jünger sein«, schnaubte Anna-Greta.
»Sag das nicht. In unserem Alter wecken wir doch viel mehr Aufmerksamkeit«, hielt Stina dagegen. »Aber ich habe wirklich nicht vor, nackt durch ein Museum zu rennen.«
»Nein, wie sollen wir dann auch etwas Geklautes verstecken, ohne Kleider«, sagte Märtha. »Ich dachte mehr an eine andere Art Aufregung …«
»Moment mal. Die Sache ist nicht so einfach, wie du denkst. Wie stellst du dir das mit den Überwachungskameras vor?«, fragte Snille.
»Die hüllen wir ein. Dann nehmen wir die Bilder ab und spazieren hinaus, ganz ruhig und gemütlich«, erklärte Märtha. Sie griff in ihre Tasche und holte eine Tüte Dschungelschrei-Bonbons heraus. Eigentlich wollte sie keine mehr essen, aber nur ein paar … »Möchte sonst noch jemand?«, fragte sie und legte die Tüte auf den Tisch. Alle schüttelten den Kopf.
» Und so tun, als hätten wir nichts damit zu tun? Jetzt sprich mal der Reihe nach«, sagte Kratze, dem langsam die Geduld ausging.
»Wenn wir die Gemälde abgehängt haben, dann stellen wir sie in meinen Rollator und legen meinen Mantel drüber.«
»Dein Mantel also über einem großformatigen Bruno Liljefors, und dann springt der Alarm an?« Kratze zog die Augenbrauen hoch.
»Sieh doch nicht alles so negativ«, fauchte Märtha.
»Und wenn uns jemand fragt, was wir da machen, was sagen wir dann?«, fragte Stina.
»Man muss nicht auf alles eine Antwort haben«, meinte Märtha.
»Und woher wissen wir, welche Bilder an die Alarmanlage angeschlossen sind und welche nicht?«, fragte Snille, der sofort überlegte, auf welche Art man die Stromleitungen kurzschließen könnte.
»Ich nehme mal an, Rembrandt und van Gogh sind gesichert«, sagte Märtha, »und auch Paul Gauguin. Aber Carl Larsson vielleicht nicht, und der wird bei Bukowskis teuer gehandelt.«
»Ach der«, meinte Anna-Greta, als kenne sie sich aus. »Erst klauen wir teure Bilder, und dann versuchen wir, sie bei Bukowskis zu verkaufen. Das kann ich mir nicht vorstellen. Die Leute erkennen die Bilder doch.«
»Genau deswegen habe ich mir etwas anderes überlegt«, antwortete Märtha. »Wir klauen die Bilder nicht einfach wie irgendein unterbelichteter Dieb. Wir kidnappen sie. Nichts geht kaputt,
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