Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
und Snille von ihrem Museumsbesuch zurückkehrten, ruhten sie sich eine Weile aus, bis sie am frühen Abend Champagner und Abendessen für alle aufs Zimmer bestellten. Sie hatten Ideen gesammelt, und nun, nach einem ausgiebigen Schläfchen, waren sie gut gelaunt. Vielleicht sogar etwas albern. Snille hatte aus Versehen das Hochzeits-3-Gang-Menu inklusive Hochzeitstorte angekreuzt, doch Märtha hatte es rechtzeitig bemerkt und die Bestellung in ein normales Luxusmenu umgeändert. Dann bekam sie knallrote Bäckchen und musste an Sigmund Freud denken. Vielleicht hatte Snille ja etwas getan, worauf sein Unterbewusstsein gehofft hatte? Sie warf einen Blick zu ihm hinüber und bemerkte, dass er sie ansah.
»Ich war unten in der Bibliothek und habe Zeitung gelesen«, sagte Snille, nachdem er den Champagner eingeschenkt hatte. Er stellte die Flasche ab. »Darin stand zwar nichts über uns, aber mir sind ein paar Polizisten aufgefallen, die das Personal reihum befragten. Sie waren in Zivil, aber sahen aus, als würden sie alle im selben Fitnessstudio trainieren und den gleichen Rasierapparat benutzen.«
Die Polizei? Ihr Diebstahl, der ihnen mehr wie Spielerei vorgekommen war, wurde mit einem Mal bitterernst. Eine gewisse Unruhe machte sich breit, schließlich hatte man trotz alledem noch Respekt vor den Ordnungshütern. Die Beute lag in Schuhen und Strümpfen im Kleiderschrank versteckt, und das war sicher nicht die beste Idee – sie hatten ja so viel anderes um die Ohren – und als ob das nicht schon genug wäre, planten sie ja bereits den nächsten Coup.
»Snille und ich haben heute im Museum recherchiert, und wir haben eine Handvoll Schwachstellen entdeckt«, sagte Märtha, als sie beim Nachtisch waren. Snille sah sie aufmunternd an.
»Ja, ist es jetzt wieder so weit?«, fragte Kratze und legte den kleinen Löffel zur Seite. Stina wischte sich einen Klecks Mousse au Chocolat aus dem Mundwinkel.
»Jawohl. Im Nationalmuseum wird demnächst eine neue Ausstellung eröffnet, sie heißt ›Lust und Last‹«, erklärte Märtha. »Wir haben einen Blick darauf geworfen und festgestellt, dass dort viele unanständige Bilder hängen, pure Sünde und Erotik.«
»Ich könnte da gern Wache stehen«, bot Kratze spontan an.
»Früh morgens sind üblicherweise nicht so viele Besucher in den Ausstellungsräumen, das heißt, das meiste Securitypersonal wird sich gerade im Raum, wo die Sonderausstellung gezeigt wird, aufhalten«, fuhr Märtha fort.
Die anderen nickten.
»Ich finde, wir sollten gleich aktiv werden, wenn das Museum öffnet. Im Team sind wir unschlagbar.«
Auch diesem Vorschlag stimmten die anderen zu, und Märtha kam es so vor, als wäre das seit dem letzten Verbrechen schon zur Gewohnheit geworden.
»Anna-Greta, du spielst eine ganz wichtige Rolle. Ich möchte, dass du den Raum mit den holländischen Meistern betrittst. Du hast deinen Stock dabei, stellst dich vor eines der Gemälde von Rembrandt, beugst dich vor und berührst das Bild, woraufhin der Alarm ausgelöst wird.«
»Aber mein Stock ist doch krumm. Du weißt doch, seit dem Dampfbad.«
»Stimmt, dann ist er eben krumm.«
»Und dann geht der Alarm los.«
»Ja, der Alarm geht los. Hör mal her, ich kann jetzt nicht auf jede Kleinigkeit eingehen. Heute wollen wir nur die groben Richtlinien festlegen.«
»Das ist gut, sonst dauert unsere Besprechung noch Ewigkeiten«, meinte Stina, der aufgefallen war, dass sie vergessen hatte, ihre Fingernägel zu lackieren. Das musste sie noch erledigen, bevor sie schlafen ging.
»Es gibt viele wunderbare Alarmmelder im Museum«, sprach Märtha weiter, »und jeder Raum wird mit einer Kamera überwacht. Aber mir ist aufgefallen, dass im Saal mit den Impressionisten unter der Kamera ein großer Luftbefeuchter steht. Man muss nur darauf steigen und die Linse mit schwarzer Farbe einsprühen. Du, Stina, bist flink und leicht, du schaffst das gut.«
»Das soll ich machen?«
»Ja, oder möchtest du lieber in Ohnmacht fallen?«
»Fall lieber in Ohnmacht, das ist angenehmer«, sagte Kratze und griff unter dem Tisch nach ihrer Hand. »Ich kann die Linse einsprühen. Oder wisst ihr was, ich könnte eigentlich auch einen Objektivverschluss daraufschrauben.«
»Ich mache das schon«, sagte Stina. »Dich brauchen wir für die größeren und wichtigeren Aufgaben.«
»Dann wäre das geklärt«, legte Märtha fest. »Also, wenn du, Anna-Greta, im Rembrandtsaal den Alarm auslöst, kannst du, Stina, so tun, als würdest du
Weitere Kostenlose Bücher