Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
es gibt keine Handgreiflichkeiten, und niemand ist unglücklich. Der Staat, in diesem Fall eben das Museum, muss uns nur ein paar Millionen zahlen, und dann bekommen sie die Bilder zurück.«
Ein Raunen ging um den Tisch, und sogar Kratze musste zugeben, dass Märthas Idee beachtlich war.
»Ein paar Millionen … Aber liebe Märtha, aus deinem Mund klingt das alles so einfach«, sagte Anna-Greta. »Der Staat braucht für alles ewig viel Zeit.«
»Es gibt doch Stiftungen. Sie können das doch über den Verein der Freunde und Förderer des Nationalmuseums abwickeln, dann geht es schneller. Sie bezahlen, ich verspreche es euch. Die Gemälde im Nationalmuseum sind der Nation heilig.«
»Das klingt ja alles gut, aber wie soll das tatsächlich ablaufen?«, fragte Stina und sah die anderen mit großen Augen an. Sie war nämlich auf den Geschmack gekommen und hatte das Abenteuer im Spa so genossen, dass sie nun für jedes neue Verbrechen zu haben war.
»Ich schlage vor, wir verzeichnen, wo die besten Gemälde hängen, wo die Alarmanlage und die Überwachungskameras installiert sind, und dann überlegen wir uns, wie wir vorgehen«, fuhr Märtha fort. »Wir müssen alles auskundschaften und die Fluchtwege kennen. Snille, hast du deinen Collegeblock dabei?«
Kratze schluckte ein paarmal, als hätte er etwas einzuwenden, doch ihm fiel nichts Handfestes ein. Ihm war klar, dass sie nicht immer im Hotel bleiben konnten, und trotz allem wollte ja auch er lieber in ein gutes Gefängnis als in ein schlechtes Altersheim umziehen. Er reckte sich nach der Tüte mit den Dschungelschrei-Bonbons und nahm ein paar.
»Hört mal her, ich würde vorschlagen, wir schauen uns heute Abend einen Film an und machen es uns gemütlich. Dann sind wir morgen richtig in Form.«
Märtha wollte erst widersprechen, doch natürlich war es ebenso wichtig, dass die Stimmung gut war. Ein bisschen Entspannung konnte nicht schaden.
Als der Abend kam, holte sie Nüsse und dunkle Schokolade zum Knabbern und bestellte zwei Filme. Mord im Orientexpress und Ladykillers suchte sie aus.
»Wir brauchen ein paar Anregungen«, sagte sie, doch da machte Stina ein so ängstliches Gesicht, dass Märtha schnell reagierte.
»Stina, meine Liebe«, sagte sie tröstend. »Wir wollen uns doch nicht für einen Mord inspirieren lassen, sondern lernen, wie man einen Plan ausheckt.«
Am kommenden Tag spazierten Märtha und Snille durch die Säle des Nationalmuseums von Stockholm und mischten sich unter die Besucher. Sie versuchten den Eindruck zu hinterlassen, dass sie sich außerordentlich für Kunst interessierten. Während sie die Bilder betrachteten, machte Snille auf seinem Collegeblock fleißig Notizen.
»Ich habe das Gefühl, die Wachen beobachten uns«, sagte Märtha nach einer Weile und warf einen Blick über die Schulter.
»Meinst du wirklich? Wenn sie fragen, dann sag einfach, wir seien Künstler.«
»Als ob das eine Erklärung wäre.«
»Das erklärt einiges«, sagte Snille grinsend.
Märtha machte sich Gedanken. Die Sache schien schwieriger zu werden, als sie angenommen hatte. Überall waren Kameras, Alarmmelder und Fotozellen, und in jedem Raum leuchtete eine rote Lampe. Zudem tauchten Wachen auf, wenn man am wenigsten damit rechnete, und sogar im Aufzug war Securitypersonal. Der neue Coup erforderte eine minutiöse Planung.
Während sie durch die Ausstellungsräume schlenderte, kam ihr der Gedanke, dass sie zwar versuchte, das perfekte Verbrechen zu planen – allerdings früher oder später ja gefasst werden wollte. Denn wie sollten sie sonst ins Gefängnis kommen? Nun war es nur so, dass es so angenehm im Grand Hotel war, dass keiner von ihnen so recht Lust hatte, das Haus zu verlassen. Zumindest nicht gerade jetzt . Sie erinnerte sich an das alte Sprichwort, dass Geld blind mache und man, wenn man reich sei, immer mehr wolle. War das jetzt schon der Fall, nach so kurzer Zeit? So schlimm konnte es doch wohl nicht sein?
Snille machte weiterhin Notizen, und sie nahmen sich den nächsten Ausstellungsraum vor. Die Räume waren alle sehr hoch, und Märtha fragte sich, warum eigentlich, denn so hoch konnte man die Bilder doch gar nicht hängen. Ja, sie hatte sich sehr viele Gedanken gemacht und war so viel hin und her gelaufen, dass sie sich schließlich setzen und ein bisschen ausruhen musste. Sie hatte sich die Gemälde nämlich nicht nur von vorn angesehen, sondern auch die Alarmkontakte kontrolliert. Und während sie da saß, erreichte ihre
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