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Wir haben gar kein Auto...

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Titel: Wir haben gar kein Auto... Kostenlos Bücher Online Lesen
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Luft, was noch drin war. Es ist mir überhaupt ein Rätsel, weshalb er die ganze Luft hat entweichen lassen. Man muss doch nur ansetzen und reinpumpen. Dann bemerke ich den Fehler: Er hat den oberen Teil vom Ventil zu weit aufgedreht.
    Â»Wo ist die Mutter, die das Ventil außen festhält?«, frage ich.
    Â»Da war keine Mutter dran. Und was soll das überhaupt sein,
una mamma
am Rad?«
    Oh nein, diese Sprachschwierigkeiten. Himmel noch mal, was weiß ich denn, wie das auf Italienisch heißt?
»Una mamma quale tiene fermo il ventilo, capisci, amore?«
    Â»Hääää?«, kommentiert mein
amore
zurück.
    Ich pumpe nun, so gut es geht, aber mir geht die Kraft aus.
    Â»Lass es gut sein, ich mache das schon. Ich weiß, was ich zu tun habe«, sagt er und lässt meine mühsam in den Reifen gepumpte Luft ins Freie.
    Kenn ich den Satz nicht von irgendwoher? Ich könnte heulen.
    Also halte ich das Fahrrad nur fest, aber seiner Meinung nach mache ich es nicht gut genug. Ich schlage ihm vor, das Rad halt umzudrehen, dann hätte man eine bessere Angriffsmöglichkeit, aber dazu müsse man erst mal die Satteltaschen
runtermachen. Leicht gereizt zerrt Bruno an denselben und reißt dabei eine der Halterungen ab. Mir wird abwechselnd heiß und kalt.
    Â»Speidel, es ist mal wieder Diplomatie angesagt – und Gosche halten«, bete ich leise vor mich hin.
    Auch in das umgedrehte Rad lässt sich mit dieser Minipupspumpe nicht wirklich was reinpressen, und das blöde Ventil verschwindet ständig im schlappen Pneu.
Der Berliner hat uns wohl beobachtet, denn als ich einen verzweifelten Blick in seine Richtung schicke, erhebt er sich vom Tisch und fragt, ob er was helfen könne. Mann, ist das peinlich zu sagen: »Sorry, aber wir sind zu blöd, um den Reifen aufzupumpen.« Was soll’s, ich tu’s trotzdem. Bruno ist sauer, dass ich den Mann gefragt habe, ob er wisse, wie das geht. Mit einer wunderbaren, großen und nicht zuletzt stabilen Luftpumpe in der Hand kommt unser Retter auf uns zu. Er betrachtet das Malheur und fragt, genau wie ich, wo denn die Mutter sei, ohne die gehe das eigentlich gar nicht! Bei näherer Betrachtung stellen wir fest, dass wir an keinem unserer vier Reifen eine Festhaltemutter haben. Die hat sich unser toller Herr Schmitz vom Radlsuperoberhaus wohl auch gespart.
    Bruno steht kurz vor einer Explosion.
    Nach ein paar Minuten ist wenigstens so viel Luft im Reifen, dass man fahren kann, aber die Angst vor einer erneuten Panne sitzt uns im Nacken. Nur, was tun? Hier gibt’s keinen Radlservice, und wir haben eine ganze Stunde mit diesem Problem vergeudet. Wir wollen heute noch nach Fiss, und das liegt am Reschenpass.
    Die Berliner fahren zeitgleich mit uns los, und ich erhoffe mir, dass wir ihnen heute noch öfter begegnen. Als unser Sicherheitspaket sozusagen.
    Es geht steil einen gekiesten Waldweg hinab. Auch das noch! Mit zittrigen Knien und langsam wie zwei Schnecken stürzen wir mit unseren vom Gewicht schwankenden Drahteseln ins Vergnügen. Die Berliner sind in Rufweite, und ich fühle mich dadurch ein wenig beschützt.
    Schon nach kurzer Zeit jedoch ist alle Furcht vorüber, und es tut sich einer der schönsten Wege unserer Reise auf. Wir radeln durch einen duftenden Wald, auf weichem Boden. Farne, Moose und Waldpilze, Sträucher mit Blau-,Brom- und Himbeeren säumen den Weg. Endlich genieße ich es, dass Bruno filmt und oft lange stehen bleibt, um alles einzufangen. Ich schlage mir derweil den Bauch mit den herrlich süßen Früchten voll.
    Immer wenn er dann vorbeiradelt, rufe ich: »Mund auf«, und schiebe ihm ein Potpourri Waldfrüchte hinein.
    Â»Mmmmh«, macht mein Genießer dann und ist glücklich.
    Zu unserer Rechten erhebt sich ein Alpenpanorama vom Feinsten. Ein Dreitausender mit ein bisschen Restschnee vom Winter, unterhalb Kuhherden mit Sennerhütten, alles sonnenbestrahlt, und ich möchte dort im Gras liegen, Almkäse essen und Kuhmilch schlürfen.
    Da wir so langsam radeln, haben wir Gelegenheit zu ratschen. Ich erzähle Bruno von meiner Kindheit. Wie ich oft mit meiner Oma den Sommer über, in der damals so genannten Sommerfrische, über Wochen in den Bergen gelebt habe. Wir waren entweder in Kirchbichl bei Bad Tölz oder in Südtirol in Oberbozen. Ich ging damals noch nicht zur Schule, und somit hatten meine Eltern sturmfrei von mir und konnten tun

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