Wir haben gar kein Auto...
wir vorhin überholt haben, als sie Rast gemacht haben, kommen dahergeradelt, sehen uns und den Parasol und sagen: »Na, det is aba ân jutes Stück, also wenn ihr den nich nehmt, packen wir den ein und braten ihn heut Abend.«
Ich habe selten einen Pilz so schnell in einem fremden Rucksack verschwinden sehen wie diesen. Ich atme kurz durch und schaue doof aus der Wäsche. Zu meiner Genugtuung bemerke ich, dass auch Bruno leicht belämmert wirkt.
»Die werden wir morgen nicht mehr treffen«, meint er dann lapidar.
Da muss ich grinsen und gebe meinem Angsthasen einen dicken Schmatz.
Weiter geht es, raus aus dem Wald nach Nassereit, wo wir allerdings schnell durchradeln, weil wir uns heute noch was ganz besonders Schönes anschauen wollen.
Ich habe in meinem schlauen Buch gelesen, dass die Via an der Rosengartenschlucht in Imst vorbeiführt. Die will ich unbedingt sehen, und vielleicht kann man dort ja auch kurz ins Wasser hüpfen. Mir wäre jedenfalls danach.
Es ist schon komisch, so einem Radtourenbuch zu folgen. Sobald man nämlich auf normalen StraÃen ist, heiÃt es alle paar Meter: »Weiterhin bergab, vorbei am Lamagehege, an der Gabelung rechts über eine Holzbrücke, direkt auf die Berge zu, unter den Hochspannungsleitungen durch, auf dem Asphalt am siebten Kirschbaum rechts, über den Misthaufendrüber, am Marterl vorbei, beim Haus Nummer 14 lassen Sie links die Pension Waldesruh liegen, um dann direkt an der VorfahrtsstraÃe bei der Kapelle auf den Weg zur Kneippanlage zu gelangen.«
Hääää, wie war das noch gleich? Und wo, verdammt noch mal, war dieses Lamagehege? Haben wir das übersehen, oder kommt das noch?
Bruno zu fragen ist reichlich sinnlos. Hauptsache, es geht nicht bergauf.
Die Mittagszeit sei angebrochen, sagt sein Magen, und auch der meinige ist der Ansicht, dass Waldfrüchte kein nachhaltiges Sättigungsgefühl erzeugen.
»Aber ich möchte doch so gerne noch bis Imst radeln, die paar Kilometer schaffen wir sicher noch«, überrede ich Bruno.
Beinahe wären wir dann in Imst an dem kleinen Schild vorbeigesaust, wo es rechts zur Schlucht abgeht. Eine schöne alte, leider verschlossene Kirche steht am Beginn des schmalen Weges zur Schlucht. Wir sehen, dass es sinnlos ist, die Räder mitzunehmen, und parken sie versteckt am hinteren Teil der Kirche, direkt neben vier anderen vollgepackten Mountainbikes. So sind sie nicht allein, und wenn einer eines klauen will, wird er ja wohl so klug sein und kein Citybike mopsen, mit dem es ihm dann so gehen wird wie uns.
Natürlich habe ich auch heute Morgen zwei dicke, mit Wurst und Käse belegte Semmeln geschmiert und die Getränkeflaschen aufgefüllt, die wir jetzt mit auf unseren Ausflug nehmen. Wir müssen ganz schrecklich viele kleine Stufen hochsteigen, sicher mehr als dreihundert, bis wir bei einer winzigen Kapelle mit Bänkchen ankommen, von wo wir tief in die Rosengartenschlucht hineinschauen können. Schön ist es hier und ganz still. Nur wir zwei, ganzromantisch wird es uns ums Herz. Wir packen die Brötchen aus, und mit der Bemerkung, dass sie auch diesmal mit Liebe geschmiert wären, dass würde man einfach schmecken, beiÃt Bruno herzhaft hinein.
Es geht uns gut, ein wenig faul werden wir auf der Bank, aber die Rast muss einfach sein. Ganz still sind wir und schauen bloÃ. Sein Arm liegt auf meiner Schulter, die Sonne scheint durch das Laub des Baumes über uns, und wir fallen beide in ein kleines Mittagsschläfchen.
Ich kann schon immer, seit ich denken kann, wo auch immer ich bin und so ich wirklich müde bin, für zehn Minuten in einen Tiefschlaf fallen. Ich nenne das meinen »Cindy Crawford Power Nap«. Irgendwann mal hat diese Workout-Tante aus Amerika ein Fitnessvideo auf den Markt gebracht, von dem ich mir bloà den Kurzschlaf gemerkt habe. Da ich diesen Ausdruck so komisch fand, hab ich ihn übernommen und erfreue seitdem bei jedem Film das Team am Set, indem ich mich in der Mittagspause, wenn alle essen, irgendwo hinlümmle, um kurz wegzusacken. Meistens werden um mich herum dann Scheinwerfer verstellt und Möbel gerückt, und je lauter alle quatschen, desto seliger schlafe ich. Wie ein Baby. Liebevoll weckt mich dann der Aufnahmeleiter mit einem Espresso, und ich bin wieder fit für die nächsten Stunden.
So ist es auch heute. Wir wachen nach unserem Mittagsschläfchen auf und schauen uns
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