Wir haben gar kein Auto...
Schwierigkeiten bringen, da sich internationale Verwicklungen abzeichnen.
Daher sage ich ihm: »Oh, ich habe hier keine Nonne vorbeikommen sehen.«
»Wem gehört eigentlich das zweite Fahrrad?«, will er nun wissen. »Und was haben Sie mit dieser Pumpgun hier vor?«
Tja, in Träumen kann es schon mal vorkommen, dass eine Fahrradpumpe sich in eine Pumpgun verwandelt!
»Damit will ich auf Tontauben schieÃen«, antworte ich. »AuÃerdem ist meine Gefährtin losgegangen, um eine Schachtel Schrotpatronen zu kaufen.«
Mir bleibt keine Zeit, das Märchen zu Ende zu erzählen, denn da überqueren die beiden auch schon Hand in Hand die StraÃe. Diesmal sieht der Typ mit der Pumpe wie Fritz Wepper aus, und Jutta trägt noch immer das Nonnenhabit, allerdings mit einem schwindelerregenden Riss an der rechten Seite und halterlosen Strümpfen. Als der Mann mit dem Gesicht von Wepper und der Stimme von Connery den Bischof sieht, stürzt er sich mit einer Bewegung, die eines James Bond würdig ist, auf ihn. Während zwischen den beiden ein heftiges Handgemenge beginnt, geht Jutta schelmisch zum Fahrrad und stützt einen Fuà auf die Fahrradstange. Sie streckt ein Bein aus und beginnt langsam den perlenfarbenen Schleier abzunehmen, nachdem sie auf ihrer weiÃen Haut den rutschfesten Gummistreifen ausgerollt hat, der hinter dem Strumpfband aus Spitze versteckt war. Dann zwinkert sie mir zu und sagt: »Mission erfüllt, Baby!«
Driinnn, driiiinn klingelt der Wecker in Fiss. Es ist 8.00 Uhr am nächsten Morgen.
Es gibt Plätze, an denen man leichter träumt. Orte, an denen die Phantasie freier ist, Verabredungen in Raum und Zeit, bei denen die Personen uns anders vorkommen, Sternenkonstellationen, in denen unsere Gefühle und die Situationen, in denen wir uns befinden, uns surreal erscheinen. Wo das, was wir nachts träumen, mehr zählt als das, was wir tagsüber erlebt haben.
Während ich mir die Augen reibe, fällt mir ein, was Akira Kurosawa über seine Filme gesagt hat: »Träume sind Wünsche, die der Mensch auch vor sich selbst verbirgt.«
FÃNFTE ETAPPE
Fiss â Nauders
(Pfunds â Nauders)
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Dies ist eine wunderschöne Etappe. Von Pfunds aus steigt die alte Via Claudia Augusta kontinuierlich an und erreicht in der Nähe von Finstermünz die Schlucht des Inn. Man kann zwar das Fahrrad benutzen, aber es gibt keine eindeutig definierte Strecke. Die Etappe bietet reichlich Nervenkitzel, sowohl demjenigen, der beschlieÃt, den langen Weg zu Fuà über NebenstraÃen und Mittelgebirgspisten zurückzulegen, als auch für denjenigen, der es mit dem Rad schafft. Nachdem man den Fluss hinter sich gelassen hat, erreicht man auf der gefährlichen und verkehrsreichen StaatsstraÃe nach Nauders, nachdem man eine Menge Stress gehabt hat, den Reschenpass und ist in Italien. Die Strecke, die über das Unterengadin und den Ort Martina führt, ist dagegen kürzer, angesichts der starken Höhenunterschiede allerdings auch um einiges anstrengender.
4. September 2008
5. TAG
Der Tag fängt total super an. Nachts hat es geregnet, aber jetzt am Morgen spitzt bereits wieder die Sonne zwischen den noch in den Bergen hängenden Wolken durch. Schön ist so ein Morgen auf tausendfünfhundert Metern Höhe, die Luft kühl und würzig. Es fröstelt mich, als ich auf den Balkon trete, um unsere Satteltaschen und Schuhe hereinzuholen. Wann immer wir einen Balkon haben, stelle ich die Sachen zum Lüften hinaus, es ist schon dringend nötig, wenn man nur ein Paar Schuhe dabeihat.
Dann schalte ich mein Handy an, vielleicht ist ja eine nette Nachricht drauf. Markus, der Bürgermeister, hat angerufen, er hätte sich so gefreut und sei abends zur Bar gekommen, die aber zuhatte. Eine halbe Stunde habe er davorgestanden, aber wir seien nicht gekommen. Oje,
quelle blamage,
ich lade ihn ein, mit uns zu frühstücken, was er auch gerne annimmt.
So sitzen wir gemeinsam im Frühstücksraum, wo es sich wieder mal lohnt, sich Zeit zu lassen. Verschieden angemachte Quarksorten, Müsli und frisches Obst, Eier, gerührt, gekocht, gespiegelt, Semmeln und Bauernbrot, mindestens fünf verschiedene selbstgekochte Marmeladen sowie Käse und Wurst, aus der Gegend selbstredend. Ich liebe es, so zu frühstücken, aber das erwähnte ich ja bereits. Der liebe Markusspricht auch
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