Wir haben gar kein Auto...
ein wenig Italienisch, so dass sich die beiden Männer prächtig verstehen.
»Frisch verheiratet bin i«, sagt er stolz, »mit einer ganz einer Feschen, die würd ich euch gerne vorstellen. AuÃerdem haben wir gebaut.«
»Aha, auch so ein Dorfverschandler«, sage ich augenzwinkernd.
»Na, na, des miasts eich oschaun, da wirst staunen«, meint der Markus. Da könnten wir auch jederzeit wohnen, wenn wir wiederkämen. Und überhaupt: Wann wir denn endlich einmal Skifahren miteinander?
Ich bin total gerührt, sogar daran erinnert er sich noch. Er hätte mit seiner Frau ein ganz kleines, aber sehr feines Hotelchen gebaut, nur für Erwachsene, also ohne dieses Kindergetümmel, so zum Chillen und auf ein paar Tage zum Verstecken. Ja, clever sind die beiden, und den Zeitgeist haben sie auch erkannt. Bruno meint, er wolle gerne ein bisschen im Dorf filmen, wir könnten uns ja eine halbe Stunde später an der Kirche treffen.
So ein Schlawiner, ich weià genau, dass das eine Ausrede ist. Er braucht nämlich morgens so seine Zeit, hat allerhand zu erledigen und hasst es, gehetzt zu werden. Ja, und so hat er ein halbes Stündchen für sich herausgeschlagen, und ich bin versorgt und kann ihn nicht antreiben. Sei es ihm gegönnt. Ich schaue mir gerne das Hotel und die fesche Gattin an. Und dann bin ich in der Tat erstaunt. Ganz geschmackvoll und mit sehr feinen Materialien wie einheimischem Holz und edlen Stoffen ist alles eingerichtet. Schön das Spa sowie die Zimmer. Ich bin begeistert und plane gleich ein, im Winter zu kommen. Die Hanni ist auch wirklich eine ganz Nette, und so verabschieden wir uns auf ganz bald.
AnschlieÃend gehe ich zur Kirche, und wer ist nicht da?
Genau, Bruno. Wenn der Italiener sagt, er würde in
cinque minuti
da sein, lernt der seit Jahren immer auf ihn Wartende, dass dies in Wirklichkeit eine halbe Stunde ist. Also, was ist dann eine italienische halbe Stunde in Wirklichkeit?
So stehe ich vor der Kirche und warte. Dann gehe ich in die Kirche und warte. Ich stehe auf dem Friedhof und w⦠SchlieÃlich laufe ich zum Fassl, wo er aber auch nicht ist, und dann ins Dorf rein und einmal herum, und dann bin ich etwas genervt und gehe wieder zur Kirche.
Da steht er und filmt.
»Schau mal zu mir rüber,
tesoro«,
sagt er, »aber ganz langsam, damit ich die Berge mit draufbekomme.«
Tja, so ist er halt. Man kann ihm nicht böse sein, und so schau ich halt ganz langsam zu ihm rüber.
In der Kirche werden wir dann feierlich, zünden ein Kerzlein an und lauschen, ob nicht wieder die Orgel anfängt zu spielen. Aber die ist scheinbar auf Urlaub. Dafür kommt die Putzfrau aus der Sakristei und wischt den Boden. Der Zauber von damals stellt sich zwar nicht ein, schön ist es trotzdem, gemeinsam hier zu sein, und ich sage »Danke schön« ans Universum.
Zeit wird es, uns von Fiss zu verabschieden. Inzwischen ist das Wetter wirklich schön geworden, aber bedeutend kühler, und so ziehen wir zum ersten Mal die langen Radlerhosen an. Auch eine Windjacke brauchen wir, weil jetzt gehtâs fünfzehn Kilometer steil bergab, bis wir wieder auf der Via Richtung Reschenpass sind. Bruno nervt noch eine Zeit lang mit dem blöden Gekabel, und dann ist alles am richtigen Platz, und wir sausen los. Mal ist er hinter mir, mal vor mir, dann soll ich ihn überholen, und er filmt von hinten, und so gehtâs, hui wie der Wind, hinab. Diese Gegend ist ein Traum, auch im Sommer, ich wünsche mir, hier unbedingt ein paar Tage zum Wandern herzukommen. Ich denkean meinen Hund Gino und daran, wie glücklich der hier wäre. Abends in die Sauna, dann was Leckeres essen und auf einen Absacker in die Bar. Ja, das wärâs! Jetzt ist aber der Reschen angesagt, und der hatâs in sich, wie wir bald merken sollen.
Nach dem vielen Gebremse tun mir, im Tal angekommen, die Hände weh. Ich bin es gewöhnt, mit einer Rücktrittbremse zu fahren, aber die gibt es nicht bei diesen Fahrrädern. Ich gebe zu, dass mir mulmig war, bei dem Tempo, das wir gerade draufhatten. Was tun, wenn die Bremse heià wird und plötzlich versagt? Vom Zirler Berg kenn ich die steilen Auslaufwege seitlich der StraÃe, an die hab ich die ganze Zeit gedacht. Hab mich dann aber, in Ermangelung derer, im hohen Bogen aus der Kurve raus- und den Abhang hinuntersegeln sehen. Gottlob, es ist gutgegangen. Verstohlen schnüffele ich an meinem
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