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Wir haben gar kein Auto...

Wir haben gar kein Auto...

Titel: Wir haben gar kein Auto... Kostenlos Bücher Online Lesen
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stehen, bestellen ein Taxi vor und steigen nach Fiss hinauf.
    Wenn die Alchimie des Glücks das wahre Ziel des Lebens ist, dann repräsentiert Fiss für mich und Jutta eine kleine Etappe auf dem Weg dorthin.
Wer hat in seinem Leben nicht einen Ort gefunden, derimstande ist, Emotionen auszulösen, Erinnerungen zu wecken und die Phantasie anzuregen? Damit meine ich jetzt nicht all diese imaginären Orte, zu denen wir reisen oder wo wir geboren sein möchten, auch nicht jene der Seele, an denen wir unseren Blumen- und Sternengarten bestellen. Ebenso wenig diejenigen, die sich auf halbem Weg zwischen Wirklichkeit und Vorstellung befinden. Wir Schauspieler sind es zum Beispiel gewohnt, die Bühne für einen idealisierten Ort zu halten, der häufig zum Ort des Erhabenen und Paradoxen erwählt wird. Ich meine einen realen Ort, an dem wir mindestens einmal gewesen sind, der uns durch irgendeine Wahrnehmung oder einen Stimulus emotional berührt hat. Und an den wir gern von Zeit zu Zeit zurückkehren.
    Mir fällt bei dieser Gelegenheit eine Episode aus einem Film ein, den ich sehr gemocht habe und noch immer mag und den ich mir von Zeit zu Zeit anschaue:
Träume
von Akira Kurosawa … ein Dorf mit vielen Mühlen, das Leben, das ruhig wie ein Flüsschen dahinfließt, und ein hundertjähriger Weiser, der ein einfaches Leben im Einklang mit der Natur führt.
    Entdeckt als Drehort eines Films, den Jutta vor ein paar Jahren dort drehte, ist Fiss ein Ort, der verzaubert, auf tausendachthundert Metern Höhe auf einer sonnigen Hochebene gelegen, wo sogar der Spaziergang über die schmalen Wege eines Friedhofs anders als sonst auf einen zu wirken scheint.
    Ich stelle fest, dass man hier in Fiss einen Segway (Hightech-Elektroroller, die man jetzt immer häufiger auch in unseren Städten sieht), mieten kann, um die Gegend zu erkunden. Allerdings würde ich Ihnen auf keinen Fall dazu raten! Ich finde, das ist eines der albernsten Transportmittel, das je erfunden wurde. Er schleudert dich zu Boden, wenndu es am wenigsten erwartest. Ich weiß nicht, wie viele Modelle bei uns in Italien wegen eines Software-Problems und plötzlicher Stürze zurückgerufen wurden. Er ist wirklich gefährlich, weil man im Unterschied zum klassischen Sturz vom Fahrrad unverhofft zu Boden stürzt und das Ganze ziemlich schmerzhaft ist.
    Während ich mit der Videokamera die sechs Schönlinge aufnehme, die auf ihren Segways im Gänsemarsch das Sträßchen in der Nähe unseres Hotels hinauffahren, kommt mir spontan eine Frage in den Sinn: Wer ist der größere Idiot: derjenige, der mit diesem Ding unterm Hintern durch die Gegend fährt, oder der Autofahrer im Porsche Cayenne, der vor uns steht und seit mehr als zehn Minuten die Luft verpestet? Der Wagen ist so sperrig, dass der Mann nicht mal damit einparken kann!
    Davon abgesehen ist Fiss ein zauberhafter Ort mit seinen weiten Flächen, den Wäldern, den Almen und der eindrucksvollen Berglandschaft. Es ist außerdem der Ort, wo Jutta und ich unvermeidlicherweise unsere Quote an Überwältigtsein erreichen und wo wir mit offenen Augen im Kontakt mit der unberührten Natur träumen. Und einfach schön, merkwürdig, vergnüglich und surreal sind die Träume, die man in Fiss »mit geschlossenen Augen« träumt.
    Zu Beginn sehe ich Büchsen mit Sülze, die sich von allein öffnen und in denen chinesische Kinder in der Gelatine schwimmen (zweifellos ein beunruhigender Traum); dann eine dicke Taube und einen übel zugerichteten Stier, der mich durch die Straßen von Pamplona verfolgt. Das ist der Augenblick, in dem ich zum ersten Mal aufwache und mein Herz wie wild schlägt. Der nächste Traum ist nicht besser, also halten Sie sich gut fest!
Jutta ist im Begriff, mich die Felswand von Imst hinunterzustürzen, das Herz schlägt mir bis zum Hals, und ichbegreife, dass ich gleich sterben werde. Es gelingt mir zu fliehen, und ich verbarrikadiere mich auf einem Laster, doch ein Bauer, der in Unterhemd und Unterhose und mit der Mistgabel in der Hand aus dem Stall kommt, beginnt heftig ans Wagenfenster zu klopfen und mich zu beschimpfen. Ich packe ein Ruderboot und gehe in die Schlucht hinab, wo ich mit den Fluten kämpfe und versuche, so gut ich kann, dem Wasser auszuweichen. Merkwürdige Personen sind an Bord, und ebenso merkwürdige Boote kommen mir entgegen oder überholen mich,

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