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Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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irgendwann die nächsten Tage nachgeholt – werden, wie ich vermute, am Hauptwettbewerb teilnehmen. Und ohne jemandem zu nahetreten zu wollen, glaube ich, daß die beiden gute Gewinnchancen haben. Vielleicht nicht gerade Liz, aber bestimmt dieser junge Wilcox – das ist ihr Verlobter …«
    Malcolm mußte sich gewaltig zusammenreißen, um nicht die Beherrschung zu verlieren, und während er um Fassung rang, wurden in Kalifornien leichte Erdstöße registriert. Obwohl er sich nie Hoffnungen gemacht hatte, daß seine große Liebe zu Elizabeth Ayres jemals erhört werden würde, hatte ihn die Neuigkeit, daß sie sich demnächst verloben und später heiraten wollte, doch so sehr erregt, daß er einen leichten Zerstörungsdrang verspürte. Zum Glück für die Einwohner San Franciscos gelang es ihm aber, sich wieder einigermaßen zu beherrschen.
    »Das ist ja eine schöne Nachricht«, log er mit ruhiger Stimme. »Ich schlage vor, daß Sie alle weiteren Einzelheiten mit meiner Sekretärin besprechen, mit der Sie auch gemeinsam die notwendigen Vorbereitungen treffen können, ja? Es war mir wirklich eine Ehre, Sie kennengelernt zu haben. Auf Wiedersehen.«
    »Wiedersehen, Herr Finger.« Mr. Ayres stand auf, verdeckte für einen Augenblick das Sonnenlicht und hielt Malcolm seine gewaltige rechte Pranke entgegen. Malcolm schauderte, als er ihm die Hand geben mußte; er hatte Mr. Ayres schon früher einmal die Hand gegeben und war überzeugt, daß durch den erbarmungslosen Griff des Bauern bei ihm irgendein Mittelhandknochen gebrochen war. Zu seiner Überraschung konnte er den Griff jedoch genauso fest und ohne ernsthafte Verletzungen erwidern, und plötzlich wurde ihm klar, daß sein Arm (mehr oder weniger der Arm von Siegfried dem Drachentöter also) ebenso stark wie – wenn nicht noch stärker als – der von Mr. Ayres war. Dadurch ging es ihm jetzt wenigstens etwas besser, allerdings wirklich nur um Nuancen.
    Kaum hatte Mr. Ayres das Zimmer verlassen, ließ sich Malcolm in einen Sessel fallen und machte seiner aufgestauten Wut Luft, indem er eine Zeitung zerriß. Zwar war die Verlobung noch nicht verkündet worden, aber irgendwann in den nächsten Tagen sollte es soweit sein. Schon bald würde im Lokalteil eine neckisch verschämte Kurzmeldung stehen, gefolgt von einer Zeremonie in der schönen Dorfkirche mit dem angelsächsischen Taufstein. Dann ein Empfang im Blue Boar – der Parkplatz voll mit Range-Rovern, (ausnahmsweise) kostenlos fließender Champagner und Lachshäppchen satt –, und auf diese Weise würde sich die Ahnenreihe, die einst mit dem Bogenschützen von Agincourt begonnen hatte, bis ins einundzwanzigste Jahrhundert fortsetzen.
    Wie Malcolm plötzlich einfiel, kann Reichtum einem selbst die abscheulichsten Erlebnisse versüßen. Wie alle anderen in ihrer Familie war auch Liz eine Pferdenärrin, und schließlich gab es da ja noch dieses Gymkhana …
     
    Als endlich der große Tag kam, glich die Auffahrt zu Combe Hall einem Aufmarsch von stahlgepanzerten Kuscheltieren auf vier Rädern, so dicht drängte sich eine Luxuslimousine hinter der anderen. Große Frauen mit Hüten und große Männer mit Sportjacken – die meisten von diesen Leuten hatte Malcolm zum letztenmal in den Tauntoner Auktionsräumen gesehen, wobei sie schon damals allesamt anscheinend nichts anderes zu tun gehabt hatten, als allen anderen gehörig auf die Nerven zu gehen – spazierten, offenbar blind gegenüber den bösen Blicken der Gärtner, durch die Parkanlagen und stierten von draußen neugierig durch die Fenster des Herrenhauses herein, um herauszufinden, welche Greueltaten dessen neuer ausländischer Besitzer am Interieur begangen hatte. Der mit einem dunkelgrauen Anzug und Krokodillederschuhen völlig tadellos und ebenso unangemessen gekleidete Malcolm (mit Hilfe des Tarnhelms oder ›Vorsprung durch Technik‹, wie man am Rhein gern sagt) tat alles in seinen Kräften Stehende, sich als zurückhaltender, charmanter Gastgeber zu erweisen, während die englische Rose in voller Blüte stand, da sie ihren Arbeitgeber endlich den lokalen Größen vorstellen konnte. Malcolm hatte für sämtliche Gäste, die auf Mr. Ayres’ Liste gestanden hatten, auf dem Rasen ein kaltes Buffet anrichten lassen (äußerst großzügig, wie er fand), das bis zum letzten Petersilienblatt verschlungen wurde, wahrscheinlich nach dem Grundsatz, daß es in diesem Landstrich normalerweise nie etwas umsonst gibt.
    Nachdem das letzte Häppchen Fleisch vom

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