Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
sagen: ›Malcolm, gib Bridget gefälligst den Ring zurück, und zwar sofort!‹ – was bedeutete, daß der Ring eigentlich schon immer für seine Schwester bestimmt gewesen war.
    Natürlich war ihm diese Möglichkeit bereits selbst eingefallen. Seiner Meinung nach hätte seine begabte und von allen verehrte Schwester bestimmt aus dieser ganzen Geschichte sehr viel mehr gemacht als er; schließlich hatte sie das Abitur in fünf Fächern abgeschlossen und die Universität in Warwick besucht. Trotzdem hatte er das fast sichere Gefühl, daß Bridget nicht die geeignete Person für diese Aufgabe war. Zum Beispiel konnte sie keine Dummköpfe ertragen, und da sich ein nicht unerheblicher Prozentsatz der Weltbevölkerung aus Dummköpfen zusammensetzt, schien es durchaus denkbar, daß Bridget ihnen nicht die Aufmerksamkeit und Fürsorge zukommen lassen würde, derer diese Menschen bedürfen. Während seiner Geschichte war der Ring stets in den Händen von außergewöhnlich begabten und intelligenten Geschöpfen gewesen, und man brauchte sich ja nur anzusehen, wohin das geführt hatte …
    Als Malcolm eines Morgens (nicht ohne Stolz) die Nachrichten im Radio verfolgte, kam ›die englische Rose‹ – so hatte er seine Sekretärin insgeheim getauft – klopfend an die Tür. Wenn es darum ging, seinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen, schien sie einen siebten Sinn zu haben.
    Sie unterrichtete ihn darüber, daß in vierzehn Tagen auf dem Grund und Boden von Combe Hall das alljährliche Dorffest stattfinden werde. Malcolm, der solche oder ähnliche Anlässe aus tiefstem Herzen verabscheute, versuchte zwar, heftig zu widersprechen, was aber letztendlich nicht von Erfolg gekrönt sein sollte.
    »Ich habe schon längst mit den Leuten im Dorf gesprochen, und alle sagen, es sei das gesellschaftliche Ereignis des Jahres schlechthin«, polterte die englische Rose los. »Es ist eins der ältesten Volksfeste im ganzen Land. Laut der historischen Aufzeichnung, die ich extra herangezogen habe, ist es …«
    Malcolm erkannte schnell, daß es kein Entrinnen gab. Seine Sekretärin besaß nicht nur die Hartnäckigkeit eines kleinen Kindes, das hinter Schokolade her war, sie war auch ein einzigartiges Beispiel echter Ahnenverehrung (obwohl es sich dabei nicht einmal um ihre eigenen Vorfahren handeln konnte, die sie verehrte, denn ihr Nachname lautete Weinburger), und alles, was auch nur entfernt mit Traditionen zu tun hatte, stieg ihr wie Wein zu Kopf. Malcolm war fest davon überzeugt, daß sie sogar die Hexenverbrennungen mit den dazugehörigen historischen Festumzügen des siebzehnten Jahrhunderts Wiederaufleben lassen würde, wenn sie nur könnte.
    »Aber wird das nicht eine – wie sagt man doch gleich in englisch? – eine ziemliche Tortur sein, das alles zu organisieren?« versuchte Malcolm sie hintenherum zu überreden, was natürlich genau falsch war. Herausforderungen ließen die englische Rose nämlich erst richtig aufblühen.
    »Herr Finger«, setzte sie an, wobei sie Malcolm über den Brillenrand hinweg streitlustig anstierte, »Sie wissen ganz genau, daß ich vor keiner Verantwortung zurückschrecke. Es wird mir eine Ehre sein, für das geplante Ereignis alle notwendigen Vorkehrungen treffen zu dürfen, und Mister Ayres, der Vorsitzende des Festausschusses, wird Sie demnächst aufsuchen, um sämtliche Einzelheiten zu besprechen. Natürlich wird es den üblichen Viehbestand-Wettbewerb geben, und ich nehme an, daß die Reitveranstaltungen nach altbewährtem Muster ablaufen. Ich hatte gehofft, den Festausschuß dazu bewegen zu können, das Sheriffrennen aus der Zeit Jakobs des Ersten Wiederaufleben zu lassen. Aber Mister Ayres hat auf meine Anfrage hin die Durchführbarkeit eines solchen Rennens überprüfen lassen und ist zu der Überzeugung gekommen, daß wir in der bis zum Fest noch zur Verfügung stehenden Zeit keine befriedigenden äußeren Bedingungen für die Wiedereinführung eines solchen Wettbewerbs schaffen können. Deshalb werden wir uns wohl leider mit einem ganz normalen Gymkhana begnügen müssen …«
    Obwohl Malcolm durch das Blut des Riesen sämtliche Sprachen beherrschte, hatte er hin und wieder doch Probleme, das Englisch seiner Sekretärin zu begreifen. Zwar konnte er sich nichts unter einem Gymkhana vorstellen, den Namen Ayres hingegen hatte er sofort verstanden. Das war ein Name, der ihm mehr als vertraut war – tatsächlich kannte er sogar sämtliche Wörter, die sich auf ihn reimten, denn Liz Ayres war

Weitere Kostenlose Bücher