»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
Toilettensitz gesehen – klick, klick, klick, klick!
Mit den Vitrinen voller Kristallgläser wirkte die Bordküche auf den ersten Blick zwar ebenfalls luxuriös, entpuppte sich jedoch als ziemlich unpraktisch. Der Kühlschrank war so groß wie ein Schlafsaal, trotzdem passten die Tabletts mit Hummer und Shrimps-Häppchen nicht hinein. Die größte Herausforderung war aber, die Kaffeemaschine mit Wasser zu befüllen: Sie war an der Wand über meinem Kopf befestigt, und ich konnte unmöglich erkennen, ob das Wasser überhaupt in der Maschine landete, was dazu führte, dass ich nur halbvolle Tassen servieren konnte. Ich hatte gedacht, die Bordküche der 737 mit ihrer eingeschränkten Arbeitsfläche sei ein echtes Übel, aber diese Küche hier war noch schlimmer. Mein Klappsitz entschädigte mich jedoch für alle Unannehmlichkeiten an Bord. Er war hinter einer Wand angebracht, was mir das Gefühl gab, in einer eigenen Kabine zu sitzen, fernab von den Passagieren. Wenn ich sehen wollte, was an Bord vor sich ging, musste ich aufstehen und um die Ecke spähen. Falls ich mich überhaupt an sie erinnerte. Das war nämlich gar nicht so einfach, da mit einem einfachen Knopfdruck ein kleiner Fernsehbildschirm aus meiner Armlehne glitt. Mit Dutzenden von Kabelkanälen, aus denen ich frei wählen durfte!
Ich hatte das Flugzeug mit einem selbstgebastelten Happy-Birthday-Schild aus bunten Pappbuchstaben, einem Kartenspiel und Spielzeugchips dekoriert, das ich mit roten und blauen Luftschlangen schmückte und an der Bordwand befestigte. Als die Gäste an Bord kamen, reichte ich ihnen Hütchen und Tröten – ein bisschen albern, ich weiß, aber Brian war schließlich ein Freund und ich ihm einfach unendlich dankbar für diesen Job. Der Flug von Dallas nach Vegas war ziemlich kurz. Ein paar Tassen Kaffee und zwei Cola-Rum, dann stand der Jet bereits zwischen einem Dutzend weiterer Privatmaschinen (manche etwas größer, die meisten jedoch deutlich kleiner) auf dem Rollfeld. Was als Nächstes passierte, werde ich wahrscheinlich nicht vergessen, solange ich lebe: Als sich die Bordtür öffnete, wurde ein roter Teppich am Fuß der schmalen Eisentreppe ausgerollt. »Willkommen in Vegas« prangte in großen schwarzen Lettern darauf. In der einen Ecke glitzerten sogar ein paar Glückswürfel.
Nachdem die Passagiere von Bord gegangen waren, brachten die Piloten und ich die Maschine auf Vordermann, ehe wir in den Mietwagen stiegen, der am Ende des roten Teppichs auf uns wartete. Das ist mit Abstand das Beste an einem Flug mit einem Privatjet: Man braucht nicht durch das Flughafengebäude zu schlurfen, in der Schlange vor der Sicherheitskontrolle anzustehen (zumindest galt das bis zum 11. September) oder auf den Shuttlebus zu warten. Stattdessen fährt ein Flughafenmitarbeiter mit der Limousine vor und wartet dann mit geöffnetem Kofferraum, offener Fahrertür und leise schnurrendem Motor direkt vor dem Flieger. Zum ersten Mal fühlte ich mich wie eine richtig wichtige Persönlichkeit und nicht wie eine einfache Angestellte.
Laut Plan sollte es am Freitagabend nach Vegas und am Sonntagnachmittag zurück nach Dallas gehen. Deshalb ging ich davon aus, dass ich am Freitagabend ein bisschen auf den Putz hauen und mein Glück an den Automaten im Casino unseres Hotels versuchen konnte. Sie können sich meine Verblüffung vorstellen, als mich das Telefon früh am nächsten Morgen aus dem Schlaf riss.
»Hallo?«, murmelte ich ins falsche Ende des Hörers.
»Planänderung.« Es war einer der Piloten. »Mark will heute das Team spielen sehen. In einer Stunde geht’s los.«
Eine Stunde? Ich warf die Bettdecke zurück und sprang aus dem Bett.
»Nur Mark wird mitfliegen. Bestell das Catering von deinem Zimmer aus. Die Nummer steht auf der Karte, die ich dir gestern gegeben habe. Wir sehen uns gleich in der Lobby. Nach dem Spiel geht es zurück nach Vegas.«
Normalerweise führen Flugbegleiterinnen auf Privat- und Firmenflügen Buch über die Wünsche und Gewohnheiten ihrer Passagiere, um zu wissen, welche Speisen sie für einen Flug ordern sollen. Nichts ist besser dazu geeignet, einem Passagier ein gutes Gefühl zu geben, als eine Flugbegleiterin, die seine Vorlieben kennt. Da ich Mark kaum oder besser gesagt überhaupt nicht kannte, hatte ich natürlich keine Ahnung, was er mochte und was nicht. Deshalb beschloss ich, einfach von allem etwas zu bestellen. Liebe geht durch den Magen, heißt es doch immer so schön. Ich hoffte, das galt auch
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